1. Klima- und Energiepreis verliehen
Sechs Betriebe wurden ausgezeichnet

Am Mittwochabend, 10. Jänner wurden insgesamt sechs Tiroler Betriebe von der Landwirtschaftskammer und Klimabündnis Tirol mit dem ersten Klima- und Energiepreis ausgezeichnet.

TIROL. Der Klimawandel stellt die Land- und Forstwirtschaft vor große Herausforderungen. In ganz Tirol gibt es Betriebe, die sich mit diesem Thema beschäftigen und für ihre Höfe passende Lösungsansätze suchen. Um jene vor den Vorhang zu holen, die einen Beitrag zum Klimaschutz leisten, wurde von Landwirtschaftskammer und Klimabündnis Tirol heuer zum ersten Mal ein Klima- und Energiepreis vergeben.

„Wir arbeiten unter freiem Himmel und sind daher als gesamter Sektor bereits spürbar mit den Auswirkungen des Klimawandels konfrontiert. Über den Beitrag, den die Landwirtschaft zur Beschleunigung der klimatischen Veränderungen leistet, wird bekanntlich viel diskutiert. Dabei werden allerdings oft globale Zahlen verwendet, die auf unsere heimischen Betriebe nicht zutreffen. Im Rahmen des Klima- und Energiepreises zeichnen wir Betriebe aus, die sich zum Thema Klimawandel Gedanken machen und ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten“, erklärt LK-Präsident Josef Hechenberger.

Das Klimabündnis Tirol konnte als Partner an Bord geholt werden. Geschäftsführer Andrä Stigger sieht diesen Preis als Motivation, dass jede und jeder im eigenen Wirkungsbereich aktiv werden kann:

„Klimaschutz geht uns alle an. Dabei gibt es kein richtig und kein falsch, wichtig ist, dass sich Menschen überlegen, wie sie in ihrem Alltag positive Akzente setzen können. Ich freue mich, dass es auch in der Landwirtschaft viele Menschen gibt, die sich Gedanken machen und auf ihren Betrieben nach Verbesserungsmöglichkeiten suchen und Anpassungen vornehmen. Ich gratuliere allen Preisträgern herzlich!“

LK Tirol ist nun auch Klimabündnisbetrieb!

Im Zuge der feierlichen Preisverleihung in der Villa Blanka in Innsbruck wurde der Landwirtschaftskammer Tirol eine Urkunde überreicht! Mit dem Beitritt zum Klimabündnis Tirol hat sich die Landwirtschaftskammer Tirol einem starken Netzwerk angeschlossen: Neben den über 1.000 Klimabündnis-Gemeinden, haben sich österreichweit auch rund 1.700 Betriebe der Klimabündnis-Idee verschrieben, über 140 davon in Tirol.

Die Klimabündnis-Betriebe

Ein Klimabündnis-Betrieb zeichnet sich durch nachhaltiges Handeln und verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen aus. Zudem übernehmen sie gesellschaftliche Verantwortung. Konkret heißt das, dass am Beginn des Aufnahmeverfahrens zum Klimabündnis-Betrieb ein ganzheitlicher KlimaCheck steht. Analysiert werden die Bereiche Energie, Mobilität, Abfall, Beschaffung, Verpflegung, Wasser, Boden und Kommunikation. Eine Vielzahl an Fragen werden unter Anleitung des Klimabündnis Tirol bearbeitet, um gemeinsam ein Klimaschutz-Fahrplan für die nächsten Jahre zu erstellen.

LK-Präsident Josef Hechenberger, Patricia Erler (Koordinatorin Klimabündnis), Kammerdirektor Ferdinand Grüner, Vizepräsidentin Helga Brunschmid und Klimabündnis-GF Andrä Stigger freuten sich über Urkunde für die Landwirtschaftskammer Tirol als „Klimabündnis-Betrieb“ | Foto: Die Fotografen
  • LK-Präsident Josef Hechenberger, Patricia Erler (Koordinatorin Klimabündnis), Kammerdirektor Ferdinand Grüner, Vizepräsidentin Helga Brunschmid und Klimabündnis-GF Andrä Stigger freuten sich über Urkunde für die Landwirtschaftskammer Tirol als „Klimabündnis-Betrieb“
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Die Preisträger

Biobauernhof Mittermoos/Fieberbrunn – Familie Wörgetter:
Christina und Thomas Wörgetter bewirtschaften mit ihren drei Kindern den Biobauernhof Mittermoos in Fieberbrunn im Bezirk Kitzbühel. Der Betrieb steht auf mehreren Schienen. Zum einen wird Mutterkuhhaltung betrieben und das Fleisch zum größten Teil direkt vermarktet, ein Teil über die Rinderzucht Tirol. Das zweite Standbein ist die bäuerliche Vermietung von Ferienwohnungen. Die Familie führt den Betrieb mittlerweile im Vollerwerb und weiß den Arbeitsplatz Bauernhof zu schätzen. Der Hof ist bereits Klimabündnis-Betrieb und achtet in allen Bereichen darauf, den CO2-Fußabdruck möglichst gering zu halten. Darüber hinaus wurden verschiedene Klima- und Umweltschutzmaßnahmen realisiert, wie beispielsweise Maßnahmen im Energiebereich (Solaranlage, Hackschnitzelheizung), Erhaltung Biodiversitätsflächen, Angebote zur Öffi-Nutzung im Vermietungsbereich usw.

Biobauernhof Mittermoos/Fieberbrunn – Familie Wörgetter: | Foto: Die Fotografen
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Naturschutzhof Going Artenreich/Going – Maria Schmidt und Harald Stoiber:
Das Projekt „Going Artenreich“, das von Maria Schmidt und Harald Stoiber 2014 ins Leben gerufen wurde ist ebenfalls Klimabündnis-Betrieb. Maria Schmidt ist landwirtschaftliche Facharbeiterin und hat sich zum Ziel gesetzt, auf der seit 1937 im Familienbesitz befindlichen Hofstelle verschiedene Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität umzusetzen. Dazu zählen unter anderem eine Trockensteinmauer, ein Naturteich, eine Wildhecke, ein Permakulturgarten und verschiedene Nisthilfen. Ein Teil des Grünlandes wird von Schwarznasenschafen beweidet, das ursprüngliche Bauernhaus wird touristisch vermietet. Dabei werden Anreize zur öffentlichen Anreise und zur Müllvermeidung gesetzt. Außerdem werden regelmäßig Führungen angeboten, bei denen Einblicke in das Projekt und Artenvielfalt im Allgemeinen gegeben werden.

Naturschutzhof Going Artenreich/Going – Maria Schmidt und Harald Stoiber:
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Denggalahof/Münster – Familie Dengg:
Am Denggalahof im Dorfzentrum von Münster werden Milchwirtschaft und Urlaub am Bauernhof betrieben. Der Betrieb wird im Vollerwerb geführt, 24 Hektar Grünland, acht Hektar Wald und ein Anteil einer Gemeinschaftsalm werden bewirtschaftet. Der Bauernhof ist energieautark: Die benötigte Energie, auch für Heizung und Warmwasserbereitung, wird ausschließlich aus regenerativen Quellen gewonnen. Ein Schwerpunkt legt Betriebsführer Hannes Dengg auf den überbetrieblichen Maschineneinsatz, wodurch Ressourcen gespart werden. So wurde bereits vor zwei Jahren mit mehreren Betrieben auf bodennahe Gülleausbringung umgestellt. Familie Dengg ist Nachhaltigkeit sehr wichtig und dementsprechend wird dieser Aspekt bei allen Entscheidungen am Hof berücksichtigt.

Denggalahof/Münster – Familie Dengg: | Foto: Die Fotografen

Schöberlhof/Schönberg – Familie Wild:
Die Kreislaufwirtschaft ist ein Grundsatz, der am Schöberlhof seit Jahrzehnten gelebt wird. Familie Wild bewirtschaftet den Betrieb seit den 1990ern biologisch. Das Fleisch aus der Mutterkuhhaltung wird direkt vermarktet, unter anderem als Mischpaket vom Almochsen und über das Almrind-Projekt. Die Sommermonate verbringt das Vieh auf der Gemeinschaftsalm Zeisch in Vals/St. Jodok. Einen hohen Stellenwert nimmt die Pflege von Naturschutzflächen – Trocken- und Feuchtwiesen – ein. Ein Teil der Grünlandflächen wurde in den 60er-Jahren als Schotterlager für den Bau der Europabrücke genutzt. Durch gezielte Maßnahmen konnte hier wieder eine Humusschicht aufgebaut werden – eine stetige weitere Verbesserung ist ein Ziel der Familie Wild. Von März bis Oktober kann der Hof energieautark betrieben werden, da sowohl eine Solar- als auch eine PV-Anlage installiert wurden.

Schöberlhof/Schönberg – Familie Wild: | Foto: Die Fotografen

Griesserhof/Ötz – Familie Griesser:
Der Griesserhof im Ötztal ist ein Vorreiter im Bereich der Kurzrasenweide. Diese Form der Rinderhaltung wird am Hof seit vielen Jahren betrieben und hat sich sehr bewährt – rund 1.200 Liter Diesel können so jährlich eingespart werden. Bereits seit 1989 wirtschaftet der Betrieb biologisch und hält neben 35 Milchkühen auch 600 Hennen. Die Milch wird teilweise selbst zu Joghurt, eingelegtem Weichkäse und Sauermilch verarbeitet und mit den eigenen Kartoffeln und Eiern in einem Automaten ab Hof verkauft, an andere Hofläden, sowie an die Gastronomie bzw. Hotellerie geliefert. Insgesamt befinden sich auf den Dächern des Hofes PV-Anlagen mit einer Leistung von 270 kWp. Der Betrieb ist seit 2019 freiwillig beim Humusaufbauprojekt der Ökoregion Kaindorf beteiligt.

Griesserhof/Ötz – Familie Griesser: | Foto: Die Fotografen

Trogerhof/Abfaltersbach – Familie Ortner:
Bereits seit 1725 befindet sich der Trogerhof im Besitz der Familie Ortner, schon der Großvater des jetzigen Betriebsführers hat mit großer Leidenschaft an verschiedenen Gerätschaften und technischen Lösungen zur Erleichterung der Arbeit am Hof getüftelt. Dieser Innovationsgeist hat sich bis heute gehalten, wobei vor allem die Minimierung des Energieeinsatzes ein Ziel am Betrieb ist. Am Hof werden neben Milchkühen auch Schafe, Schweine und Hühner gehalten. Bis vor Kurzem hat auch die Forstwirtschaft am Biobetrieb eine Rolle gespielt, leider ist der Hof – wie viele andere in der Region – stark von den Schadereignissen der letzten Jahre betroffen. Die Wiederaufforstung mit teils selbst gezogenen, standortangepassten Baumsetzlingen hat aber bereits begonnen.

Trogerhof/Abfaltersbach – Familie Ortner: | Foto: Die Fotografen
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