Projekt zu Ende
Tirols Schneiderbetriebe nähten 150.000 Masken

Sabine Sillys Werkstatt ist eines der 120 Schneiderunternehmen, die für das Land Tirol Masken herstellten.
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  • Sabine Sillys Werkstatt ist eines der 120 Schneiderunternehmen, die für das Land Tirol Masken herstellten.
  • hochgeladen von Agnes Czingulszki (acz)

In den vergangenen Wochen liefen die Nähmaschinen Tirols heiß. Die Schneider und Schneiderinnen produzierten über 150.000 Mund-Nasenschutz-Masken für das Land Tirol, das diese an Altersheime und Kliniken verteilte. Heute ist das Projekt erstmal abgeschlossen. – Höchste Zeit also eine Schneiderin – stellvertretend für die anderen – vor den Vorgang zu holen.

INNSBRUCK. Aufs erste 300 Masken pro Person: Das war die Aufgabe für Schneider und Schneiderinnen in Tirol. Für viele ungewöhnlich, die in der Maß- oder Änderungsschneiderei arbeiten. Denn es handelte sich um typische Fließbandarbeit, der Produktion von Mund-Nasenschutz-Masken. Birgitte Huditz, Innungsmeisterin der Tiroler Schneider und Schneiderinnen, reagierte schnell, als am 15. März klar wurde: Die Schneidereien des Landes müssen zusperren. Sie nennt die Aktion, die sie startete eine "Win-Win-Situation". Sie regte an, in heimischer Kooperation Mund-Nasenschutz-Masken herzustellen. "Sie fehlten ja an allen Ecken und Enden", wie sie erklärt. Nun ist das Projekt  – das durch die Wirtschaftskammer unterstützt wurde – abgeschlossen und über 150.000 Masken wurden genäht. 100.000 sind schon bei den Pflegeheimen und Kliniken angelangt. Im Gegenzug erhielten die Schneider und Schneiderinnen ein minimales Entgelt.

Die letzten Masken werden per Post verschickt.

"Für mich war es selbstverständlich mitzumachen"

Auch Sabine Silly (Schneiderei SabSi) – eine Schneiderin aus Wilten – hat bei diesem Projekt mitgearbeitet. Einerseits war sie froh eine Arbeit in diesen Wochen zu haben und damit auch ein bisschen Einnahmen zu lukriieren, andererseits betrachtete sie diese Arbeit als eine Art Solidarbeitrag gegenüber der Tiroler Gesellschaft. "Ich habe selbst Eltern, die zur Risikogruppe gehören und weiß auch, wie es ist ein Nahtoderlebnis zu haben. Ich habe es als meine Pflicht empfunden, in dieser Situation zu helfen." Sie war eine von den 120 Schneidern und Schneiderinnen, die sich in der Innung, für den Auftrag gemeldet haben.

Eine Woche bis zum perfekten Schnittmuster und Stoff

Huditz selbst arbeitete eine gute Woche an dem perfekten Schnitt mit dem perfekten Stoff, den sie schließlich den Unternehmen zur Verfügung stellte. "Die Organisation war die größte Herausforderung", wie sie schildert. Insgesamt wurden zwei Tonnen Stoff für das Projekt bereitgestellt und portioniert an die SchneiderInnen verschickt.
"Ich habe ein bisschen gebraucht, bis ich die effizenteste Weise für mich gefunden habe", erklärt Silly zum Arbeitsvorgang. Zum Schluss konnte sie täglich bis zu 60 Mund-Nasenschutz-Masken herstellen. Die letzte Fuhre geht bei ihr dieser Tage auf die Post – inklusive der übrig gebliebenen Stoffe, die ja dem Land Tirol gehören.

Große Herausforderung: Fließbandarbeit

Für sie war die "Fließbandarbeit" die große Herausforderung, schließlich arbeitet sie eigentlich als Maßschneiderin und hat dadurch viel Abwechslung im Beruf. "Ständig die gleiche Bewegung zu machen geht schon auf die Gelenke, man ist nicht daran gewohnt", zeigt sie auf ihre Hand, die nun verbunden ist. Trotz dem Abschluss des Projektes, ist sie sich sicher, dass sie auch künftig noch Masken nähen wird. Aktuell näht sie für Privatpersonen etwas "elegantere" und ausgeflipptere Varianten aus Biobaumwolle. Auch für Kinder hat sie eigene Größen im Geschäft.
Wie es nun mit den Schneidern und Schneiderinnen des Landes weitergeht: Auch sie haben die gleiche Herausforderung, wie die Friseure, schließlich müssen MaßschneiderInnen nah an die Kundschaft, um den Stoff abstecken zu können. Sie dürfen ab 4. Mai wieder eröffnen und ihrer Arbeit mit Einhaltung der Bestimmungen nachgehen. 

Nachhaltige Masken statt Einwegmasken

Abschließend appelliert Innungsmeisterin Brigitte Huditz auch an die Bevölkerung: "Die selbstgenähten Masken sind nachhaltiger als die Einwegmasken. Es wäre gut, wenn das bei den Menschen ankommen und eine Umbesinnung stattfinden würde."

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