Alternative gefordert
Trotz scharfer Kritik steht „Eule“ vor Schließung

Noch bis November 2021 können Kinder und Jugendliche mit Behinderung in der „Eule" betreut werden. | Foto: „Eule“
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  • Noch bis November 2021 können Kinder und Jugendliche mit Behinderung in der „Eule" betreut werden.
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Braucht Tirol eine Therapieeinrichtung wie die „Eule"?

INNSBRUCK/TIROL. Im Juni hätten – wie berichtet – die Therapieeinrichtungen der „Eule“ geschlossen werden sollen. Dieser Termin konnte jetzt auf November verschoben werden. Diese Pläne werden seit Bekanntwerden scharf kritisiert: Betroffene Eltern fordern zukunftsorientierte Konzepte, die rasch umgesetzt werden sollen.

Therapie-Netzwerk:

Derzeit werden in den beiden Therapiezentren „forKids“ und „Eule“ in acht Tiroler Bezirken über 1.300 Klienten von 104 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betreut. Wenn es nach der schwarz-grünen Landesregierung geht, sollen diese Kinder künftig in den niedergelassenen Therapeuten-Bereich überführt werden. Laut Soziallandesrätin Gabriele Fischer (Grüne) sollen die Therapeuten der beiden Institutionen ihre Kinder weiterhin betreuen können. Ziel sei es, eine Art „Therapie-Netzwerk“ zu schaffen. Träger des gemeinnützigen Vereins „Eule“ ist der Verein Lebenshilfe Tirol. Der Träger habe sich laut dem Land Tirol aus dem Bereich zurückziehen wollen. Außerdem hätte es finanzielle Unstimmigkeiten gegeben. 

Sonja Tollinger erhielt für ihre Petition viel Zuspruch, mittlerweile haben 8.500 die Unterschriftenaktion unterzeichnet.  | Foto: Begus Tirol
  • Sonja Tollinger erhielt für ihre Petition viel Zuspruch, mittlerweile haben 8.500 die Unterschriftenaktion unterzeichnet.
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Petition: „Therapien für Kinder sicherstellen"

Um auf die Notwendigkeit und Bedeutung der „Eule“ aufmerksam zu machen und die Politik zum Handeln aufzufordern, wurde eine Petition ins Leben gerufen. Die Initiatorin Sonja Tollinger, selbst Mutter eines beeinträchtigten Kindes, kämpft mit weiteren Betroffenen für ein neues, zukunftsorientiertes Therapiekonzept.

„Jetzt sind die ÖGK (Österreichische Gesundheitskasse) und das Land Tirol am Zug",

betont Tollinger. Im Juli soll jetzt der ÖGK die Petition vorgelegt werden, 8.500 Personen haben sie bisher unterzeichnet. 

„Wir fordern mehr finanzieller Leistung durch die ÖGK für Menschen mit Behinderung." 

Außerdem sei es auch sehr wichtig, dass „Behinderung“ von der ÖGK künftig als ebenso therapiewürdig angesehen werde wie beispielsweise gesundheitliche Folgeschäden nach Unfällen, so Tollinger. Grundsätzlich sei es wünschenswert, derartige Zentren wie die „Eule" zu erhalten, als Anlaufstelle für Eltern von Kindern mit Behinderung. Das Zentrum solle als Beratungsstelle- und Behandlungszentrum dienen. Für betroffene Eltern sei es wichtig,  zwischen Zentrum und niedergelassenen Therapien frei wählen zu können, erklärt Tollinger.

Patrick Haslwanter, Claudia Hagsteiner, Markus Sint, Dominik Oberhofer (v.l) | Foto: Liste Fritz
  • Patrick Haslwanter, Claudia Hagsteiner, Markus Sint, Dominik Oberhofer (v.l)
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Liste Fritz: „Der Hut brennt"

Auch die oppositionelle Liste Fritz übt scharfe Kritik an den Schließungen und fordert die rasche Umsetzung eines neuen Therapiekonzeptes. „Diese Zentren können aktuell nicht kostendeckend arbeiten, weil das Land Tirol und auch die Gebietskrankenkasse seit Jahren die Tarife nicht anpasst. Löhne der Mitarbeiter steigen, Betriebskosten steigen, Mieten steigen, aber die Abgaben für die Betreuungsstunden steigen nicht. Wir fordern, dass sich die ÖGK und das Land Tirol zusammentun und endlich die Tarife anpassen, damit diese Zentren kostendeckend arbeiten können.

„ ,Überschlagsmäßig' würde das eine Million Euro pro Jahr mehr kosten. Das wären 750 Euro für jede dieser 1.300 Familien Selbstbehalt. „Und wenn wir in Tirol dieses Budget nicht mehr haben, ist das ein Armutszeugnis"

, sagt Markus Sint, Landtagsabgeordneter Liste Fritz. Es brauche jetzt dringend eine Finanzierung für diese Zentren und kein politisches Hickhack. Auch Dominik Oberhofer, Klubobmann NEOS Tirol verstehe nicht, warum nicht sofort Geld fließen könne.

“Es kann nicht ums Geld gehen, denn das ist in diesem Land im Bereich Soziales massiv vorhanden"

, so Oberhofer. Die Tiroler Neos,  Liste Fritz, die SPÖ Tirol und die FPÖ Tirol haben jetzt einen Dringlichkeitsantrag zur Erhaltung von Therapiezentren für Kinder Jugendlichen im Tiroler Landtag eingebracht.

Diakoniewerk übernimmt als Betreiber 

In der Causa rund um die Schließung der Tiroler Kinder- und Jugendtherapiezentren „Eule“ und „forkids“ scheint es nun eine Lösung zu geben: Das Diakoniewerk soll künftig als Betreiber der Therapiezentren fungieren. Die Diagnostik in „komplexen Fällen“ sowie die „medizinische Qualitätssicherung“ wollen die tirol kliniken übernehmen, teilte Soziallandesrätin Gabriele Fischer (Grüne) am Samstag mit. 

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