Gedanken
"Wasted lives" zeigt wahre Situation auf Lesbos

Der Innsbrucker Bischof ist selbst nach Lesbos gereist, um sich von der schweren Lage ein Bild zu machen. | Foto: KAT
  • Der Innsbrucker Bischof ist selbst nach Lesbos gereist, um sich von der schweren Lage ein Bild zu machen.
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  • hochgeladen von Ricarda Stengg

INNSBRUCK. Die Fotoserie von Hermann Glettler mit dem Titel "Wasted lives" ist Anfang Dezember 2020 auf der Insel Lesbos entstanden. Die Ausstellung der Fotos wird von 18.2. bis 6.3.2021 in der Galerie Artdepot Innsbruck zu sehen sein. Der Innsbrucker Bischof hat diesen Ort besucht, um einen persönlichen Faktencheck zu versuchen.

Die humanitäre Tragödie im Flüchtlingslager Kara Tepe II auf der griechischen Insel lässt sich schwer beschreiben. Es ist offensichtlich eine Kulturschande für Europa, dass Menschen mit erschütternden Schicksalen in einem Notlager festgehalten werden, das nicht dem Standard europäischer Flüchtlingskonvention entspricht.

Feld der Verworfenen

Abseits vom Lager fand Glettler ein weiteres Zeugnis für die verhängnisvollen Tragödien, die sich hinter den abstrakten Begriffen wie Migrationsbewegung und Flüchtlingsströmen abspielen. Er entdeckte einen abgelegenen Friedhof im freien Feld, der von spontaner Verabschiedungskultur, einigen privaten Grabbauten, aber auch von einer offenkundigen Verwahrlosung geprägt ist, ein Feld der Verworfenen.

"Wasted Lives"

Der Titel "Wasted lives" bezieht sich auf ein wichtiges Buch des polnischen Soziologen Zygmunt Baumann, der die strukturelle Ausgrenzung von Menschen in unterschiedlichsten Armutssituationen und von Menschen auf der Flucht nachzeichnet. Man will von ihnen nichts wissen. Baumann zeigt auf, dass Produktionsprozessen gleich bestimmte Menschen einfach als "Abfall" bezeichnet werden und sich darum auch niemand um ihr Wohl zu kümmern hat. Wir alle sind Teil dieser Desensibilisierung, die schleichende Wertverschiebung bewirkt. Eine menschliche Wahrnehmung, die weder einer politisch motivierten Verharmlosung noch einem unstillbaren Voyeurismus des Elends verfällt, wäre heilsam. Die vom Künstler bearbeiteten und am Beginn der Fastenzeit erstmals präsentierten Fotos sind einer solchen Wahrnehmung verpflichtet.

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