Pfleger auf der Straße
"Wer springt ein wenn das Personal abspringt?"

Das Pflegepersonal ging zum wiederholten Male auf die Straße um auf den herrschenden Notstand hinzuweisen. | Foto: Michael Steger
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Seit Jahren arbeiten die Beschäftigten im Pflege- und Gesundheitsbereich am absoluten Limit – seit zwei Jahren auch darüber. Deshalb gingen sie in ganz Tirol auf die Straße und haben mit Spruchbannern auf denen unter anderem "Es ist Zeit zu handeln" zu lesen war, auf den Notstand in der Pflege aufmerksam gemacht. 

INNSBRUCK. „Meine KollegInnen sind am absoluten Limit! Trotz enormem Personalmangel haben wir in allen Wellen die Pandemie gemeistert. Heute Nachtdienst morgen Tagdienst auf einer fremden Station - das ist gelebte Flexibilität. Dazu kommen Überstunden ohne Ende, keine Ressourcen für Zeitausgleich, kein Personal - ein Teufelskreis, aus dem wir nur mit einer Pflegereform kommen, auf die wir schon viel zu lange warten! Gefahrenanzeige – die Pflege kann nicht mehr, die Patientenversorgung ist in Gefahr!“, alarmiert Birgit Seidl, Zentralbetriebsratsvorsitzende der Tirol Kliniken.

Lautstark machten sie auf ihre Forderungen aufmerksam. | Foto: Michael Steger
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Wichtige Reformen notwendig

Mit Spruchbannern und Pfeifen ging das Personal der Tirol Kliniken deshalb auf die Straße, um auf die immer schwieriger werdenden Bedingungen in Pflege aufmerksam zu machen. Zusammen mit den Gewerkschaften GPA, GÖD, vida und younion_Die Daseinsgewerkschaft verliehen sie ihren Forderungen nach raschen Verbesserungen im Rahmen von innerbetrieblichen Protestkundgebungen Nachdruck: "Es braucht vor allem mehr Personal, mehr Freizeit als Ausgleich für die äußerst anspruchsvolle Tätigkeit und faire Bezahlung für wertvolle Arbeit, auch in der Ausbildung. Um der hohen Drop-Out-Quote entgegenzutreten, brauche es ebenfalls zahlreiche Maßnahmen," so Tirols ÖGB-Vorsitzender Philip Wohlgemuth: „Das Personal hat die Belastungsgrenze längst überschritten. Die bisher in die Wege geleiteten Maßnahmen reichen bei weitem nicht aus und sind wie ein Pflaster, das auf eine riesige Platzwunde geklebt wird."

Das ist die Frage aller Fragen. | Foto: Michael Steger
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Breite Unterstützung

Auch der Betriebsrat des Landeskrankenhauses Hall organisierte extra einen Reisebus um mit etwa 40 Personen an der Betriebsversammlung, als solches war die Veranstaltung organisiert, vor der Innsbrucker Klinik teilzunehmen. "Wir kämpfen momentan mit massiven Personalausfällen und trotzdem haben es sich sehr viele Leute heute in ihrer Freizeit nicht nehmen lassen, auf den Notstand in der Pflege aufmerksam zu machen," sagt Hans Seiwald Betriebsratsvorsitzender des Landeskrankenhauses in Hall.

Der Pflegenotstand wäre heilbar. Allerdings nicht vom Personal. | Foto: Michael Steger
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Viele Versprechen wenig passiert

Eine faire Bezahlung bereits während der Ausbildung fordert auch Margit Luxner, Vorsitzende des Bereichs Gesundheit und Soziales in der Gewerkschaft GPA und selbst Betriebsratsvorsitzende: „Wenn wir wollen, dass junge Menschen im Pflegebereich arbeiten, dann muss die Qualität der Ausbildung passen. Dazu gehört auch eine angemessene Bezahlung.“ Ende November 2021 veröffentlichte die Landesregierung „Sofortmaßnahmen zur Stärkung des Pflegebereiches“, in welchen unter anderem ein Pflegestipendium für die Auszubildenden angekündigt wurde. „Fast vier Monate später warten die Auszubildenden immer noch auf eine Richtlinie für dieses Stipendium. Zudem sind die angekündigten 470 Euro eher Almosen als eine tatsächliche Verbesserung der Ausbildungsbedingungen." so Luxner.

Das Personal gibt alles für die Patienten, aber im Umkehrschluss stehen die Pflegekräfte oft alleine da.
Klatschen allein hilft nicht. | Foto: Michael Steger
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Große Kundgebung angekündigt

Der Termin für die nächste große Aktion steht bereits fest: Am „Tag der Pflege“ am 12. Mai ruft die Gewerkschaft gemeinsam mit der Offensive Gesundheit zu einer großen Kundgebung auf. „Dann werden wir in Innsbruck ein unübersehbares Zeichen setzen“, kündigt Wohlgemuth an.

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