Abtreibung: "Tirol ist stecken geblieben"

Mitglieder des Aktionsommittees "Schwangerschaftsabbruch in Tirol": Elisabeth Wagner (Dowas), Landesrätin Christine Baur, Lydia Domoradzki (Aids Hilfe Tirol), Beate Keszleri (Dowas), Vizebürgermeisterin Sonja Pitscheider (v.l.n.r.)
  • Mitglieder des Aktionsommittees "Schwangerschaftsabbruch in Tirol": Elisabeth Wagner (Dowas), Landesrätin Christine Baur, Lydia Domoradzki (Aids Hilfe Tirol), Beate Keszleri (Dowas), Vizebürgermeisterin Sonja Pitscheider (v.l.n.r.)
  • hochgeladen von Matthias Sauermann (mats)

Ein Kommitee kämpft für den Schwangerschaftsabbruch an öffentlichen Krankenhäusern, Verhütungsmittel auf Krankenschein und mehr Aufklärung zum Thema Sexualität.

"Tirol hat die Entwicklung von anderen Ländern wie Salzburg oder Wien nicht mitgemacht und ist stecken geblieben", meint Landesrätin Christine Baur mit Blick auf den Umgang mit Schwangerschaftsabbrüchen. Dies habe "viel mit dem Heiligen Land Tirol zu tun", meint sie. Deshalb hat sie sich einem Kommitee von zwölf verschiedenen Einrichtungen sowie Politikerinnen angschlossen, die fordern, Aufklärung zum Thema Sexualität zu stärken, Verhütungsmittel auf Krankenschein anzubieten und Schwangerschaftsabbrüche auch an öffentlichen Krankenhäusern zu ermöglichen. Am Donnerstag fand dazu eine Fachtagung im Innsbrucker Veranstaltungszentrum Vierundeinzig statt, die von Christine Baur und Vizebürgermeisterin Sonja Pitscheider eröffnet wurde.

Nur eine Tiroler Klinik nimmt Abtreibungen vor

In den vergangenen Wochen wurden die Probleme noch dramatischer, erklärt Elisabeth Wagner vom Verein Dowas. Aktuell gebe es nur eine Stelle in Tirol, an der Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt werden können. Zwei von drei Arztpraxen seien in jüngster Zeit weggefallen. An öffentlichen Krankenkäusern wie dem Tiroler Landeskrankenhaus werde der Eingriff nicht durchgeführt. "Dies ist auch insofern problematisch, weil Schwangerschaftsabbrüche ein großes Risiko darstellen, wenn sie nicht ordentlich gemacht werden", sagt Wagner.

Schwangerschaftsabbruch – ein großes Tabu

Zusätzlich zu Verhütungsmitteln auf Krankenschein und Schwangerschaftsabbrüchen an öffentlichen Krankenhäusern wäre jedoch vor allem die Forderung wichtig, mehr Präventionsarbeit durch Aufklärung zu leisten und es damit den betroffenen Frauen zu ermöglichen, darüber zu reden. "In Österreich ist Schwangerschaftsabbruch ein Tabu wie selten in Europa", meint Wagner. Dies erschwere die Aufklärungsarbeit.

"Wir wollen weniger Schwangerschaftsabbrüche!"

Das gemeinsame Ziel der Initiative ist es, dass schlussendlich deutlich weniger Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt werden. "Wir alle wollen das", erklärt Elisabeth Wagner. Landesrätin Christine Baur stößt in das selbe Horn: "Kein Mensch will mehr Schwangerschaftsabbrüche". Aufklärung von jungen Mädchen und Burschen über Sexualität müsse deshalb an erster Stelle stehen. Diese wären heute nachweislich weniger aufgeklärt als vor 20 Jahren, meint Bauer – obwohl die Zustimmung zu Aufklärung generell gestiegen sei. Die Gefahr, dass auch die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche steigen könnte, wenn die Forderungen des Kommittees umgesetzt würden, sieht die Landesrätin nicht. Es sei ein absoluter Trugschluss, dass mehr Frauen abtreiben würden, wenn man man das Tabu Schwangerschaftsabbruch aufbreche.

Vorbild Schweiz

Dass sich europaweit bei diesem Thema etwas bewegt und sich deshalb auch Tirol bewegen müsse, zeigt laut Baur auch der Blick in die Schweiz. Hier wurde jüngst ein Antrag, dass Abtreibungen zukünftig nicht mehr von der Krankenkasse bezahlt werden sollen, bei einer Volksabstimmung abgelehnt. "Sogar die Bischofskonferenz war gegen diese Initiative", sagt Baur.

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