Maßnahmen Luegbrücke
LR Zumtobel kontert Südtiroler Forderungen

Baumaßnahmen Luegbrücke: Nord- und Südtirol diskutieren über Maßnahmen. | Foto: zeitungsfoto.at
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Rund um die Luegbrücke und den geplanten Maßnahmen während der Bauarbeiten wird der Tonfall zwischen Nord- und Südtirol schärfer. Nach der Präsentation der Studie Worst-Case-Szenario-Brenner durch die Handelskammer Bozen verteidigt LR René Zumtobel die Maßnahmen. 

INNSBRUCK. Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher setzte bisher Verhandlungen und , zeigte aber auch Verständnis für LH Anton Mattle, Landeshauptmann von Tirol. Jetzt hat sich der Tonfall aus Südtirol jedoch verschärft. In einer von der Handelskammer Bozen präsentierten "Studie Worst Case Brenner" wird von Einbußen von 174 Millionen bis 600 Millionen Euro gesprochen. Die Südtiroler Forderung: "Zulassung von LKW-Fahrten in der Nacht und die ganzjährige Zweispurigkeit in beiden Fahrtrichtungen." LR René Zumtobel kontert der Südtiroler Forderung.

Zwangsläufig Behinderungen

„Der Brennerpass ist der meistbefahrene Alpenübergang – das ist eine enorme Belastung für die Bevölkerung, die Umwelt sowie die Straßeninfrastruktur. Insgesamt 14 Millionen Fahrzeuge – 2,4 Millionen davon Lkw – fahren jährlich durch dieses Nadelöhr. Aufgrund unvermeidbarer und dringend notwendiger Sanierungen der in die Jahre gekommenen Infrastruktur südlich wie nördlich des Brenners sind Kapazitätseinschränkungen für den gesamten europäischen Verkehr die Folge. Es wird daher in den kommenden Jahren zwangsläufig zu Behinderungen kommen, denn die Physik macht keine Kompromisse", erklärt Zumtobel der MeinBezirk-Redaktion.

Europäisches Thema

"Der Brennerkorridor ist ein gesamteuropäisches Thema, weshalb ich in einem digitalen Lkw-Management eine große Chance für den gesamten Brennerkorridor sehe. Für die Transportunternehmen würde ein solches Lkw-Slot-System Planbarkeit schaffen, Verkehrsspitzen und Staus verhindern und das Dosiersystem in Kufstein ablösen. Ein erster wichtiger Schritt mit Blick auf die Luegbrücke war die Präsentation des Maßnahmenpaketes der ASFINAG, sodass sich alle Betroffenen frühzeitig mit den Auswirkungen der Einschränkungen beschäftigen können. Auf das ASFINAG-Paket aufbauend werden wir nun die in die Landeskompetenz fallenden Maßnahmen auf dem niederrangigen Straßennetz entsprechend final ausarbeiten und an die Pläne des Autobahnbetreibers anpassen. Es wird Einschränkungen geben, wir alle arbeiten daran, diese für die betroffene Bevölkerung so gering wie nur möglich zu halten", führt Zumtobel weiter aus.

Landesrat René Zumtobel: "Es wird daher in den kommenden Jahren zwangsläufig zu Behinderungen kommen, denn die Physik macht keine Kompromisse." | Foto: Klimabündnis Tirol/ Lechner
  • Landesrat René Zumtobel: "Es wird daher in den kommenden Jahren zwangsläufig zu Behinderungen kommen, denn die Physik macht keine Kompromisse."
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Koordination mit Bahnbetrieb

"Darüber hinaus ist es nach intensiven Bemühungen auf politischer Ebene sowie Abstimmungen zwischen den Infrastrukturbetreibern DB InfraGO, der ÖBB und RFI gelungen, die Generalsanierung inklusive einer mehrmonatigen Sperre der Bahnstrecke zwischen München und Rosenheim aus dem Jahr 2027 ins Jahr 2028 zu verschieben. Diese positive Entscheidung der Deutschen Bahn ist für Tirol besonders wichtig, da auch 2027 noch mit Kapazitätseinschränkungen auf der Brennerautobahn zu rechnen ist. Mit der Verschiebung wird entlang des gesamten Brennerkorridors ein drohender gleichzeitiger Kapazitätsengpass auf der Straße und der Schiene verhindert", meint der Landesrat abschließend gegenüber der MeinBezirk-Redaktion.

Worst-Case-Szenario Brenner

Im Rahmen der Studie beschäftigt sich die Handelskammer Bozen mit den Auswirkungen der Bauarbeiten auf Südtirol. Als Ausgangslage beschreibt die Studie die wirtschaftliche Situation: "Die Region Trentino-Südtirol ist mit über 55 Millionen Übernachtungen (12,4 %) italienweit die zweit meistbesuchte Region (nach dem Veneto). Bozen steht bei den Städten nach Rom und Venedig an dritter ,Trient an vierter Stelle. Die Ausgaben der ausländischen Gäste in Trentino-Südtirol erreichen 2,4 Milliarden Euro, 3/4 davon stammen von deutschen und österreichischen
Gästen." 

Kritikpunkte

"Die Lösung der „einzigen Fahrspur“ ist wegen der Einschränkung der Verkehrsflüsse, aber auch inBezug auf die Sicherheit problematisch. Die Folgen einer einzigen Fahrspur werden nämlich starke Verzögerungen und lange Staus von Leicht- und Schwerfahrzeugen sein. Höchstwahrscheinlich wird das Brückengerüst durch den Verkehr viel höheren statischen Belastungen als bei einem kontinuierlichen und dynamischen Verkehrsfluss auf zweispuriger Fahrbahn und ohne Nachtfahrverbot ausgesetzt sein", lautet ein Kritikpunkt der Studie.

Daniel Alfreider, Michl Ebner und Andrea De Zordo bei der Pressekonferenz | Foto: HK Bozen
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Szenarien

"Im Szenario A wurde die Kapazität um 50 % reduziert (mit 1 Fahrspur pro Fahrtrichtung und in Zeiträumen mit großem Verkehrsaufkommen mit 2 Fahrspuren für den Leichtverkehr). In diesem Fall würden weniger als 90 % des Wirtschaftsverkehrs mit schwerwiegenden Zeitverzögerungen und Mehrkosten auf der Brennerautobahn bleiben, während die restlichen 10 % auf den Gotthardpass, den San-Bernardino-Pass und Tarvis ausweichen würden. Der Schienengüterverkehr würde um 4 % zunehmen. Was den Leichtverkehr betrifft, würden 27 % andere Routen vorziehen, größtenteils auf die B182 auffahren oder über den Reschenpass, den San-Bernardino-Pass und Tarvis ausweichen." Laut Studie hat dieses Szenario folgende Auswirkung: Bei einem solchen Szenario würden sich allein die Mehrkosten, die durch den größeren Zeitaufwand verursacht werden, auf 174Millionen Euro pro Jahr belaufen (80,5 für den Personenverkehr und 93,5 für den Güterverkehr). Im Worst-Case-Szenario B wurde eine Totalsperre der Strecke mit gleichzeitigemFahrverbot auf der Bundesstraße B182 für die Schwerfahrzeuge simuliert (wozu es auch wegen der fehlenden Notspur und der Trennelemente zwischen den Fahrbahnen kommen könnte). Der Schwerverkehr würde auf Tarvis, den Gotthardpass und den San-Bernardino-Pass (mit einer beachtlichen Steigerung der Kosten und des Zeitaufwandes, auch unter Berücksichtigung der hohen Gebühren für den Wirtschaftsverkehr in der Schweiz) und nur ein sehr kleiner Teil auf den Reschenpass ausweichen. Der Großteil des Verkehrs würde sich auf die Schiene verlagern, was sicherlich mit großen Schwierigkeiten verbunden wäre, da die Linie bereits gesättigt ist. In diesem Szenario ist vor allem die Massenverlagerung des Leichtverkehrs auf die B182 mit einem (im Vergleich zum Durchschnitt) fünffachen Verkehrsaufkommen als sehr kritisch einzustufen. Ebenso würde sich der normale Verkehrsfluss über den Reschenpass mehr als verdoppeln, was zusammen mit dem zunehmenden Schwerverkehr die Bevölkerung zusätzlich belasten würde. Der Personenverkehr auf Schiene würde um 18 % zunehmen. Ergebnis laut Studie: "Bei diesem zweiten Szenario würden allein die Kosten infolge des größeren Zeitaufwandes zur Erreichung des Zielortes auf 640 Millionen Euro pro Jahr steigen (312,7 für den Personenverkehr und 327,3 für den Güterverkehr)."

Grenzübergänge und Verteilung | Foto: Uniontrasporti/HK Bozen
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Forderungen

Abschließend hält die Studie fest: "Um die Folgen dieser Maßnahmen einzudämmen, müssen die Transitkapazität an derBrennerachse und die in diesem Bericht angeführten Handels- und
Fremdenverkehrsflüsse gewährleistet sein. Das erfordert: die Verfügbarkeit von 2 Fahrspuren pro Fahrtrichtung für den Leicht- und Schwerverkehr an 365 Tagen im Jahr; die Aufhebung des Nachtfahrverbots für die gesamte Dauer der Arbeiten, um einen sicheren und kontinuierlichen Verkehrsstrom zu gewährleisten, der auf den gesamten Tag verteilt ist; die effizientere und erweiterte Nutzung der RoLa, die zumindest bis nach Trient ausgedehnt und ausgebaut werden muss."

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