Gemeinnütziger Wohnbau in Tirol
1.350 neue Wohnungen aber viele Herausforderungen
Nach vielen Jahren einer tollen Bilanz zeigen sich die gemeinnützigen Wohnbauträger diesmal eher verhalten. Zwar wurden 2022 1.035 Wohnungen fertiggestellt und 2023 voraussichtlich 1.350 Wohnungen übergeben werden. Die Ausgangslage hat sich aber dramatisch verändert.
INNSBRUCK. Mit 1.035 fertiggestellten Wohnungen ziehen die Tiroler Gemeinnützigen eine positive Bilanz über das auslaufende Geschäftsjahr. Das Bauvolumen konnte trotz schwieriger Rahmenbedingungen stabil gehalten werden. „Die gemeinnützigen Bauträger haben heuer wieder deutlich über 300 Mio. Euro investiert und mit der Fertigstellung von 1.035 Wohnungen einen wichtigen Beitrag geleistet, damit das Wohnen in Tirol leistbar bleibt“, berichtet GBV-Obmann Franz Mariacher. Aus heutiger Sicht kann diese Bilanz 2023 sogar noch einmal gesteigert und voraussichtlich 1.350 Wohnungen übergeben werden.
Unsichere Aussichten für 2024
Die Prognosen für 2024 sind jedoch äußerst ungewiss. Neben den gewerblichen Bauträgern befürchten auch die Gemeinnützigen einen Rückgang. Viele Neubauprojekte für 2023 müssen derzeit neu kalkuliert bzw. verschoben werden.
„Unsere Branche leidet besonders unter den derzeit hohen Preisen am Markt. Wenn sich die Situation nicht entspannt, steuern wir in den nächsten Jahren auf eine echte Versorgungslücke zu“, warnt Mariacher.
Aus dem Archiv: NHT Spatenstich in der Türingstraße, BezirksBlätter Innsbruck Artikel
GBV-Stellvertreter Markus Lechleitner: „Die ohnehin angespannte Lage am Immobilienmarkt wird sich damit weiter zuspitzen. Und damit nicht genug: Die Preissteigerungen bei den Betriebs- und Energiekosten werden im neuen Jahr erstmals auch bei unseren Kundinnen und Kunden voll aufschlagen.“ Im Gegensatz zu den Erwartungshaltungen gegenüber den Bauträgern in Sachen Grundstücksbeschaffung, hoher Standard und die Errichtung von Passiv- und Niedrigenergiehäusern haben sich die Förderungen negativ entwickelt. In der Hochblüte des gemeinnützigen Wohnungsbaus lagen die Förderungen bei fast 70 Prozent, jetzt liegt die Förderung bei 40 Prozent. Eine klare Forderung: die Wohnbauförderuns-Darlehen müssen erhöht werden.
Unterstützungsmöglichkeiten
Dabei haben die Gemeinnützigen in den letzten Jahren massiv in die Energieeffizienz der Bestandsanlagen investiert und sind ein Vorreiter der Branche.
„Aber auch die erneuerbaren Energieträger sind von den enormen und nicht immer nachvollziehbaren Preissteigerungen betroffen und müssen von uns 1:1 weitergegeben werden“,
so Lechleitner, der hofft, dass auch die Kundinnen und Kunden der Gemeinnützigen vom Energiekostenzuschuss des Bundes profitieren: „Dadurch könnte zumindest ein Teil der Mehrkosten abgefedert werden. Mit dem Heizkosten- und Energiekostenzuschuss des Landes gibt es weitere Unterstützungsmöglichkeiten, die unbedingt in Anspruch genommen werden sollten.“ Lechleitner: „Wir stehen unseren Kundinnen und Kunden dabei jedenfalls unterstützend zur Seite und wollen auch in schwierigen Zeiten ein verlässlicher Partner sein.“
Wohnbauförderung als Hebel
Eine konkrete Forderung der Gemeinnützigen ist, die Förderdarlehen sowie die angemessenen Baukosten im leistbaren Wohnbau kurzfristig anzuheben. „Damit können Vorhaben, die zuletzt nicht mehr in den Kostenrahmen gepasst haben, vorangetrieben und umgesetzt werden“, so Mariacher. Gespräche mit Wohnbaulandesrat und 1. LH-Stellvertreter Georg Dornauer sind bereits im Laufen.
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