Alm- und Weidewirtschaft
500.000 Euro zum Schutz vor großen Beutegreifern

Der Wolf bringt die Alm- und Weidewirtschaft zunehmend unter Druck | Foto: Pixabay
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TIROL. Die Tiroler Alm- und Weidewirtschaft gerät durch große Beutegreifer, wie den Wolf, zunehmend unter Druck. Heuer gab es bereits 28 Schafrisse, die im Zusammenhang mit einem Wolf stehen. Um Herdenschutzmaßnahmen weiter voranzutreiben, stellt das Land Tirol 500.000 Euro zur Verfügung.

Bislang hat Tirol nicht mit einer dauernden Wolfspräsenz, sondern mit durchziehenden Wölfen zu tun. Doch in den Nachbargebieten, wie in Südtirol, Trentino, Niederösterreich oder dem Schweizer Kanton Graubünden haben sich bereits Rudel gebildet. Deutschland verzeichnet mittlerweile sogar 105 Wolfsrudel.

Geeignete Herdenschutzmaßnahmen

Zum Schutz der Tiere und der Almwirtschaft stellt das Land Tirol verstärkt Mittel für Fachberatungen zu Verfügung und unterstützt Herdenschutzmaßnahmen wie Elektrozäune, Hirten oder Hunde. In den Jahren 2020 und 2021 sind dafür – vorbehaltlich der Genehmigung des Landtages – jeweils 500.000 Euro vorgesehen. Die entsprechenden Richtlinien sind in Ausarbeitung. Unterstützt werden können sowohl direkt betroffene Regionen wie auch Pilotregionen ohne unmittelbaren Beutegreiferdruck.
„Die Almwirtschaft hat in Tirol nicht nur eine große Bedeutung für die Landwirtschaft, sondern auch für den Tourismus, das Naturgefahrenmanagement und die Biodiversität. Wir müssen alles daransetzen, die Bewirtschaftung der Almen und die Beweidung der Hochalmen auch durch Schafe und Ziegen aufrechtzuerhalten“, erklärt LHStv Josef Geisler im Wissen darüber, dass das Thema Wolf polarisiert. Auf rund 400 der 2.100 Tiroler Almen werden Schafe aufgetrieben. Sieben von zehn Schafalmen und fast 85 Prozent der gealpten Schafe befinden sich im Tiroler Oberland in den Bezirken Imst und Landeck, in Osttirol und im Bezirk Innsbruck Land.

Herdenschutz nur teilweise umsetzbar und teuer

Eine im Vorjahr beim renommierten Schweizer Institut Agridea vom Land Tirol in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie Herdenschutz hat ergeben, dass Herdenschutz in den hochalpinen, oft stark frequentierten Almregionen Tirols nur bedingt umsetzbar und abgesehen vom Arbeitsaufwand mit erheblichen Kosten von elf bis 80 Euro pro Schaf verbunden ist. Zum Vergleich: Ein ausgewachsenes Schaf erzielt bei Versteigerungen durchschnittlich Preise zwischen 250 und 350 Euro.

Voraussetzung für gesetzeskonforme Entnahme

„An den naturräumlichen Gegebenheiten wird sich durch die Unterstützung des Landes von Herdenschutzmaßnahmen nichts ändern. Wo es möglich ist und die TierhalterInnen dahinterstehen, wollen wir aber bestmögliche Hilfeleistung bieten, um die Bewirtschaftung unserer Bergregionen abzusichern“, sieht Geisler vor dem Hintergrund des EU-Schutzstatus eine Verantwortung der öffentlichen Hand zur Unterstützung der Almwirtschaft. Voraussetzung für eine mit den EU-Bestimmungen konforme Entnahme schadensauffälliger Tiere ist, dass Präventionsmaßnahmen zum Schutz von Tieren ausgereizt sein müssen.

Nächster Schritt

Das Land Tirol war auch in der Vergangenheit nicht untätig. Besteht der Verdacht, dass ein großer Beutegreifer ein Tier gerissen hat, führen AmtstierärztInnen innerhalb kürzester Zeit nach Eingehen der Meldung eine Rissbeurteilung vor Ort durch. Seit heuer wird die Öffentlichkeit umgehend auch über eine eigene Anwendung in der Landes APP informiert. Mit Martin Janovsky und Josef Gittlere verfügt das Land über Experten für große Beutegreifer und Herdenschutz. Die vom Land Tirol im Sommer 2018 eingerichtete Steuerungsgruppe hat auf Basis des bereits 2012 beschlossenen Modells ein faires und unbürokratisches Entschädigungsmodell für gerissene Tiere entwickelt. Tirol ist außerdem Mitglied im Österreichzentrum Bär, Wolf, Luchs.

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