Tirol sagt JA zur EU
Innovatives Feuerwerk: Smart-City-Projekt Sinfonia

GF der Standortagentur Tirol: Marcus Hofer | Foto: Standortagentur Tirol
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Weil Innsbruck Standortzahlreicher Institutionen und Hochschulen ist, pulsieren hier die EU-Projekte in zackigem Takt. Wie ein Leuchtturm für die saubere Energie-Zukunft der urbanen Räume sticht das Smart-City-Projekt Sinfonia heraus. Die Strahlkraft ist enorm.

Ende 2018 wurde in Innsbruck ein Stück Zukunft eröffnet. „Mit dem Smart-City-Lab hat die IKB etwas geschaffen, das europaweit hervorsticht“, zieht Marcus Hofer, Geschäftsführer der Standort-agentur Tirol, verbal den Hut vor diesem neuen Zentrum und seinen Erbauern. Am Areal der Innsbrucker Kommunalbetriebe AG in der Innsbrucker Rossau wurde wahrlich Neuland betreten – Neuland für eine saubere, bessere und intelligentere Energie-Zukunft der Städte.
„Wir haben hier das Thema Energie gesamtheitlich betrachtet und die Sektoren Strom, Wärme und Verkehr miteinander verbunden. Die Software, die das ganze System kontrolliert, steuert und optimiert, ist in dieser Form einzigartig. Unser Smart-City-Lab soll zur Drehscheine für innovative Energie- und Infrastruktur-Lösungen für die Stadt und die Bevölkerung werden“, weckte IKB-Vorstandsdirektor Thomas Pühringer im Rahmen der Eröffnung Neugier auf das, was in diesem intelligenten, urbanen Versuchsraum steckt.

Das Smart-City-Lab ist ein Teilprojekt des EU-Projektes Sinfonia, das die Tiroler Landeshauptstadt und ihr Südtiroler Pendant Bozen zu Pionierstädten im Zusammenhang mit den Schlagworten unserer Zeit macht: Reduktion der fossilen Energiequellen und damit der CO2-Belastungen der Atmosphäre, Energieeffizienz und nachhaltige Verbesserung der Lebensqualität in den Städten.

Grenzen sprengen

50 Prozent weniger Energiebedarf, 30 Prozent mehr erneuerbare Energien und 20 Prozent weniger CO2-Emissionen sind die Ziele von Sinfonia. Klingt schön, aber auch nach einer gigantischen Herausforderung – müssen zur Erreichung der Ziele doch zahlreiche Hürden überwunden, Grenzen gesprengt und Denkmuster durchbrochen werden. Initiiert und als sogenannter District Leader begleitet von der Standortagentur Tirol, haben die EU und ihre Partner diese Herausforderung angenommen und mit Sinfonia bislang Unmögliches möglich gemacht.

Zum umfangreichen Projekt-Portfolio zählt etwa die intelligente Sanierung von Wohnanlagen und öffentlichen Gebäuden in Innsbruck, um den Energie- und Heizwärmebedarf zu reduzieren. Die Tigas GmbH nutzt die Abwärme, die bei einem Kooperationspartner beim Schmelzen von Eisen entsteht, speist sie in ihr Fernwärmesystem und kann damit rund 1.500 Haushalte versorgen. Mitarbeiter der Universität Innsbruck sind intensiv eingebunden – mit ihrem technischen Knowhow selbstverständlich, oder um zu kontrollieren, ob die Maßnahmen den gewünschten Effekt erzielen. Und die IKB hat mit ihren umfangreichen Neuerungen ein gesamtheitliches Zukunftsmodell entwickelt, das einzigartig für Europa ist. Und clever. Und so CO2-frei wie nur irgend möglich.

Intelligente Lösungen

Die beiden Energieträger Wärme und Strom spielen die Hauptrolle in der Sinfonia-Symphonie der IKB. So wird beispielsweise die Abwärme des Großtransformators im Umspannwerk Mitte dazu genutzt, das Bürogebäude in der Salurner Straße über eine Wärmepumpe zu beheizen. Am östlichen Ende der Stadt stechen die IKB-Standorte am Langen Weg oder auf dem Areal der Kläranlage mit zahlreichen Innovationen ins Auge. Das technisch sehr gewitzte Biomassekraftwerk, in dem aus Hackschnitzeln energiereiches Holzgas gewonnen wird, versorgt nicht nur das Klärwerk selbst, sondern auch das Hallenbad O-Dorf und das Restaurant am Baggersee mit Strom und Wärme. Eine Power-to-Heat-Anlage und Photovoltaik-Anlagen zählen ebenso zum rundum vernetzten System, das mit der Abwasserwärmepumpe die vielleicht innovativste Technologie vorzeigen kann. Dafür wurden im Hauptkanal unter der Straße Wärmetauscherplatten direkt in das Kanalprofil gelegt.

Die Platten entziehen dem dort stets fließenden Abwasserstrom die Wärme und über eine Wärmepumpe wird mit Strom das Energieniveau so erhöht, dass die Wärme zum Heizen genutzt werden kann. Im speziell dafür „gebauten“ Energiemanagementsystem laufen alle Daten zusammen und die Software optimiert das gesamte System – ganz im Sinne der Sinfonia-Ziele. Das Smart-City-Lab ist gewissermaßen das Königsschloss des IKB-Systems, wo die faszinierende neue Energiewelt auch sichtbar, angreifbar und mittels Multimedia-Ausstattung für interessierte Besucher nachvollziehbar gemacht wurde. „Ziel war und ist, dass das System auch kopiert werden kann“, verwies IKB-Vorstandsdirektor Pühringer bei der Eröffnung schließlich auch auf den Punkt, der das Projekt strahlen lässt.

Kopierbare Systeme

Übergeordnetes Ziel des mit insgesamt 27,5 Millionen Euro von der EU geförderten Sinfonia-Projektes ist, dass die in den beiden Euregio-Städten Bozen und Innsbruck zelebrierte Energieeffizienz-Meisterschaft auf andere urbane Räume übertragbar ist. Fünf europäische Städte wurden als sogenannte Early Adopter Cities ausgewählt (Rosenheim, La Rochelle, Sevilla, Paphos, Boras) und weitere haben bereits Interesse bekundet – am innovativen Feuerwerk aus der Tiroler Landeshauptstadt. Sinfonia hat ein Investitionsvolumen von knapp 100 Millionen allein in Innsbruck ausgelöst und die Zusammenarbeit der innovativen Köpfe aus Theorie und Praxis, Forschung und Entwicklung nachhaltig angeregt. „Das Projekt hat einen Investitions-, aber auch Innovationsschub geleistet – das ist wirklich unglaublich“, weiß Standortagentur-Chef Marcus Hofer. Unglaublich. Wirklich.

Fakten
EU-Projekt SINFONIA
  • Partner aus acht europäischen Ländern in der Förderlinie „Smart Cities & Communities“ des 7. EU-Forschungsrahmenprogramms (FP7) eingereicht haben. Von diesen Partnern kommen 13 aus Tirol und weitere acht aus Südtirol. Bezogen auf die Gesamtfördersumme von 27,5 Millionen Euro ist Sinfonia das bisher größte EU-Projekt aus dem Programm FP7 im Bereich Energie, das nach Tirol geholt werden konnte. Partner des bis 2020 laufenden und von der Standortagentur Tirol koordinierten Projektes sind: Stadt Innsbruck, IKB AG, Neue Heimat Tirol, Innsbrucker Immobilien GmbH & Co KG, Universität Innsbruck, Passivhausinstitut Innsbruck, Liebherr Hausgeräte und Tigas sowie die angeschlossenen Partner ATB.
  • In der laufenden Förderperiode 2014-2020 wurden für 45 Projekte in Innsbruck Stadt EU-Mittel in Höhe von rund 10,3 Millionen Euro genehmigt.

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