Stadtpolitik
Keine Unterstützung für Flughafen-Aus

In einer Petition wird das Aus für den Flughafen gefordert, die Innsbrucker Politik spricht sich dagegen aus. | Foto: R. Schieder
  • In einer Petition wird das Aus für den Flughafen gefordert, die Innsbrucker Politik spricht sich dagegen aus.
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INNSBRUCK. Die Schließung des Innsbrucker Flughafens wird in einer Online-Petition gefordert. Das Stadtblatt hat bei den Innsbrucker Parteien die Meinungen dazu eingeholt.

Die Petition

"Weg mit dem gefährlichen Lärmmacher Flughafen Innsbruck, der unsere Gesundheit zerstört und nicht mehr zeitgemäß ist! Heutzutage brauchen wir andere Fortbewegungsmittel, die preiswert und umweltschonend sind, wie Gratis- Öffis, preiswerte Eisenbahnen und keine sündhaft teuren Flughäfen!" So leitet Petitionsinitiatorin Sylvia Dürr die Online-Petition ein. Das Stadtblatt hat die politisch Verantwortlichen um eine Stellungnahme zur Petition gebeten.

Nachhaltige Entwicklung 

Bürgermeister Georg Willi teilt der Stadtblatt-Redaktion mit: "„Regionale Flughäfen kommen zunehmend unter Druck. Die Zugverbindungen werden immer besser und schneller und werden von der Bevölkerung sehr gut angenommen. Diese sinkende Bedeutung eines Regionalflughafens sieht man gut beim Flughafen Linz. Früher oder später wird diese Entwicklung auch den Innsbrucker Flughafen treffen. Womit man früh genug beginnen muss ist darüber nachzudenken, wie man das Gebiet nachhaltig entwickeln könnte. Allein die Größe des Areals verlangt behutsame und gleichzeitig visionäre Ideen.“ 

Bekenntnis zum Flughafen

"Für Innsbruck bekennt sich zur Wichtigkeit und Bedeutung des Innsbrucker Flughafens für Wirtschaft, Wissenschaft, Tourismus und Arbeitsplätze", erklärt die Liste gegenüber der Stadtblatt-Redaktion. "Eine Schließung würde den Standort Innsbruck im Wettbewerb mit anderen Destinationen deutlich schwächen. Sei es im Kongresswesen, im Universitären Umfeld, im Tourismus oder für die lokalen Unternehmen mit internationaler Tätigkeit – der Flughafen Innsbruck ist für viele Menschen ein wichtiges Tor in die Welt. Als einer der ganz wenigen Regionalflughäfen Europas arbeitet der Innsbrucker Flughafen bisher operativ mit Gewinnen und hat durch seine Dividenden auch zur Bereitstellung vieler öffentlicher Dienstleistungen (Infrastruktur, Soziales, Subventionen) stets aktiv zum positiven Alltag vieler Innsbrucker*innen beigetragen. Vor diesem Hintergrund kann der internationale Vorzeigeflughafen auch die notwendigen Sanierungsmaßnahmen aus eigener Kraft stemmen", halten Stadträtin Christine Oppitz-Plörer und GR Lucas Krackl im Namen des Gemeidneratsklubs fest. "Von großer gesellschaftlicher Wichtigkeit sind für uns vor allem die rund 400 Arbeitsplätze, die direkt und indirekt durch den Flughafen gesichert werden. Damit sichert der Flughafen vielen Innsbrucker und Tiroler Familien ihre Existenzgrundlage. Eine Schließung hätte speziell für diese Menschen große Nachteile. Nicht zu vergessen der Wegfall der wohl größten innerstädtischen grünen Lunge, die der Flughafen zweifelsfrei darstellt. Für Innsbruck bekennt sich zur Wichtigkeit und Bedeutung des Innsbrucker Flughafens für Wirtschaft, Wissenschaft, Tourismus und Arbeitsplätze. Eine Schließung, wie sie in einer aktuellen Petition verlangt wird, lehnen wir daher entschieden ab."

Wesentlicher Baustein

"Um den Flughafen entstehen immer wieder Diskussionen, die allerdings in der Regel ebenso schnell wieder im Sand verlaufen, wie sie angefacht werden. Bestes Beispiel ist diese Online-Petition, die seit mehr als einem Monat läuft und mit Stand 26. Mai von 29 (!) Menschen unterstützt wurde. Einer sehr, sehr breiten Mehrheit der Tirolerinnen und Tiroler dürfte also klar sein, dass der Flughafen einen ganz wesentlichen Baustein im Wirtschafts- und auch im Freizeitleben der Innsbrucker und Tiroler Bevölkerung darstellt", teilt die SPÖ Innsbruck in ihrer Stellungnahme an die Stadtblatt-Redaktion mit. "Ja, Flugzeuge im Inntal bedeuten auch eine Belastung. Wir sind jedoch überzeugt davon, dass die Vorteile die Nachteile bei Weitem überwiegen. Man kann und muss diverse Auswüchse des Tourismus kritisch hinterfragen; Tatsache ist aber, dass der Tourismus in Tirol mehr als 17 Prozent des BIP erwirtschaftet — nicht „für die Touristen“, sondern für uns Tirolerinnen und Tiroler. Dazu kommt, dass am Flughafen selbst direkt und indirekt an die 1500 Arbeitsplätze hängen. Für Tirol als Tourismusland und für Innsbruck als Tourismus- und Kongressstadt ist der Flughafen schlicht unerlässlich. Und das Beispiel funktioniert auch umgekehrt: Unzählige Tirolerinnen und Tiroler heben jährlich von Innsbruck aus entweder via Charter in Richtung einer Urlaubsdestination oder via Linienflug zu einem der großen europäischen Luftdrehkreuze ab, um als Touristen oder beruflich die ganze Welt zu bereisen", halten Irene Heisz und Helmut Buchacher abschließend fest.
 

Angriff auf Wirtschaftsstandort

Als „undurchdachten und unnötigen Angriff auf den Wirtschaftsstandort Tirol“ bezeichnet ÖVP-Stadtparteiobmann Christoph Appler in einer ersten Reaktion die kürzlich online-gestellte-Petition zur „Schließung des Innsbrucker Flughafens“, erklärt die Innsbrucker ÖVP gegenüber dem Stadtblatt. „Der Airport Innsbruck ist für die Mobilität der Tiroler und für den Tourismus im ganzen Land unverzichtbar. Der Flughafen ist nicht nur selbst wirtschaftlich erfolgreich, er schafft und sichert tausende Arbeitsplätze in der gesamten Region. Der Airport-Betrieb ist ein Motor für Weltoffenheit und für den Wohlstand in unserem Land, und auch bedeutend für den Forschungs- und Congress-Standort Innsbruck. Gerade jetzt, wo sich ganz Tirol bemüht, den Tourismus wieder anzukurbeln, ist diese Petition ein schwerer Nackenschlag für alle jene, die im Tourismus beschäftigt sind und gleichzeitig ein ganz falsches Signal für die Reisebranche, die auf langfristige Planbarkeit setzt“, so der für den Tourismus ressortzuständige Innsbrucker ÖVP-Vizebürgermeister Johannes Anzengruber. „Der Flughafen hat immer auch den Umweltschutz ernst genommen und ist mit größter Rücksicht auf die Bevölkerung und auf die Umwelt betrieben worden. Der Airport Innsbruck spielt seit Jahrzehnten eine Vorreiterrolle im Umweltschutzbereich: Der Flughafen Innsbruck ist einer der leisesten Regionalflughäfen im internationalen Vergleich. Er hat österreichweit das erste Umweltschutzmanagementsystem eingeführt. Der Flughafen Innsbruck hat zudem die schärfsten Betriebszeitenregelungen in Österreich. Darüber hinaus verhängte der Airport Innsbruck als einer der ersten Flughäfen Europas erhöhte Aufschläge bei den Landegebühren für besonders laute Flugzeuge“, betont GR Reinhold Falch, der von 1985 als Prokurist und ab 1995 langjähriger Direktor des Flughafens Innsbruck war, den hohen Umweltschutzstandard des Airports Innsbruck. Zur gesamtwirtschaftlichen Bedeutung stellt GR Falch abschließend fest: „Der Flughafen-Betrieb hat eine sehr hohe Wertschöpfung, er steigert den Marktwert und die Wettbewerbsfähigkeit der ganzen Region.“

Landesweite Bedeutung

FPÖ Stadtparteiobmann StR Rudi Federspiel unterstreicht die Wichtigkeit und Bedeutung des Flughafens für Wirtschaft, Wissenschaft, Tourismus und Arbeitsplätze der Landeshauptstadt Innsbruck und des gesamten Bundeslands. „Die eingebrachte Petition ist ein Versuch, neuerlich Unruhe um den Flughafen zu erzeugen und widerspricht den Interessen der großen Mehrheit der Innsbrucker und Tiroler Bevölkerung. Eine Schließung, wie sie in der kaum unterstützten Petition angedacht wird, lehnt die Freiheitliche Partei auf allen Ebenen ganz entschieden ab."

Erhalt des Flughafens

„Das Gerechte Innsbruck bekennt sich zu 100% zum Erhalt des Innsbrucker Flughafens! Eine Schließung des Innsbrucker Flughafens kommt für das Gerechte Innsbruck selbstverständlich nicht in Frage!“, stellt GR Gerald Depaoli (Gerechtes Innsbruck) unmissverständlich fest. „Der Innsbrucker Flughafen trägt einen wesentlichen Beitrag zur heimischen Wirtschaft besonders dem Tourismus bei. Ohne pulsierende heimische Wirtschaft und ohne Tourismus wäre unser Wohlstand gefährdet. Ohne pulsierende Wirtschaft und ohne Tourismus wären aber auch das Bildungssystem, das Gesundheitssystem und der Sozialstaat usw. in dieser Qualität nicht mehr finanzierbar, was wiederum viele ärmere Menschen treffen würde,“ so GR Gerald Depaoli. „Zur Petition selbst: Die Initiatorin der Petition bleibt tatsächliche wissenschaftliche Argumente für die Schließung des Innsbrucker Flughafens schuldig und argumentiert hauptsächlich ideologisch, wobei man deutlich die Handschrift der Innsbrucker Grünen erkennen kann! Der Initiatorin der Petition empfiehlt das Gerechte Innsbruck daher sich direkt an die Innsbrucker Grünen zu wenden, welche die Möglichkeit haben im Innsbrucker Gemeinderat einen dementsprechenden Antrag zur Schließung des Innsbrucker Flughafens einzubringen, über welchen dann der Innsbrucker Gemeinderat verhandelt“, schließt GR Gerald Depaoli, welcher sich trotz unterschiedlicher Meinung über den Innsbrucker Flughafen darüber freut, dass es in Innsbruck politisch interessierte Bürgerinnen und Bürger gibt, welche aus ihrer tiefsten Überzeugung heraus Petitionen starten.

Petitionsbegründung

"Es ist weitgehend bekannt, dass Flughäfen mit Start- und Landebahnen für die Gesundheit der angrenzenden Bevölkerung nicht gerade förderlich sind. Im Gegenteil. Abgesehen vom gesundheitsschädigenden Lärm und Feinstaub, setzen sich Kleinstteilchen, besonders in Lunge und Gehirn fest und können Krebs und andere Krankheiten verursachen. Das sind Partikel, die weniger als 100 Nanometer groß sind und sich eher wie Gase verhalten. Deshalb dringen sie tief in die Lunge ein beim Einatmen.
Der Innsbrucker Flughafen befindet sich nicht irgendwo außerhalb der Stadt, sondern mittendrin und die Flugzeuge zischen, vielmehr dröhnen den Menschen über ihre Köpfe hinweg, dass man bisweilen meint, sie landen auf dem Hausdach. Zum Glück sind bisher nur 2 Flugzeuge abgestürzt. Ein kleines Wunder angesichts der hohen Berge und des engen Inntales. Nun stellt sich für viele Hiesige die Frage: Wozu gibt es noch diesen Flughafen, der sich nur lärmstörend und gesundheitsschädigend auf Tausende von Menschen auswirkt? Wem nützt er? Erstmal den Touristen. Immer mehr Skiurlauberinnen und -urlauber und sonstige, die es noch nicht gecheckt haben, dass es andere, umweltfreundliche Fortbewegungsmittel gibt. Aber die auch von einer monströsen Tourismuswerbemaschinerie hergelockt werden, um in Tirol halligalli zu feiern (siehe Ischgl).
Außerdem verdient die Stadt Innsbruck und IKB als Eigentümer am Flughafenbetrieb. Ein Riesenzirkus mit starken Lobbys, der auf Kosten der Ruhe und Gesundheit einhergeht. Eine Umfrage der Anrainerschutzgemeinschaft Innsbruck Airport in einigen Stadtgebieten hinsichtlich der Lärm- und Luftsituation 2014 hat ergeben, dass die Mehrheit sich über alle Maßen gestört fühlt, besonders bei startenden und landenden Fliegern. Auch sehen sich viele Bewohner Innsbrucks von der Politik im Stich gelassen bezüglich des Lärms. Vor kurzem wurde eine Renovierung des Flughafenterrains für zig Millionen beschlossen. Wer zahlt? Wir natürlich, die Bevölkerung, die hierzu und sonst auch nie befragt worden ist. Money, money…!
Die Petition finden Sie hier
Nun ist es seit Monaten relativ still und ruhig am Himmel, „dank“ Corona. Nichtsdestotrotz gab es Trainingsflüge der deutschen Luftwaffe. Auch Flugbewegungen, besonders im Februar in der Mittagsruhe, die verboten sind. Im Jänner sind einige Flugzeuge aus Großbritannien und Südafrika gelandet. Interessante Frage, die nachträglich niemand beantworten kann: Hatten diese außer paar Touristen auch Viren an Bord? Leider trügt diese Ruhe, denn der Tag wird kommen, an dem es dort oben wieder rauscht und dröhnt."

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