Tiroler Handel
Von "Helden des Lockdowns" bis zu "vergessenen Branchen"

Peter Voithofer vom Economica Institut für Wirtschaftsforschung und Spartenobmann Dieter Unterberger (r.) skizzierten die aktuelle Situation im Tiroler Handel. | Foto: die Fotografen
  • Peter Voithofer vom Economica Institut für Wirtschaftsforschung und Spartenobmann Dieter Unterberger (r.) skizzierten die aktuelle Situation im Tiroler Handel.
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INNSBRUCK. Der Onlinehandel stieg gegenüber 2019 um 50 Prozent an, der Lebensmittelhandel um 2,9 Prozent, der Bekleidungshandel hat hingegen Einbußen um 17 Prozent und der Sporthandel gar um 29,1 Prozent. Diese Zahlen präsentierte die Sparte Handel der Wirtschaftskammer Tirol. Geprägt sind die Konjunkturzahlen von der Corona-Pandemie.

Starke Auswirkungen

Aufgrund der engen Verknüpfung mit dem Tourismus hat die Corona-Pandemie viele Handelsbereiche in Tirol härter getroffen als in anderen Bundesländern. Die Hilfsmaßnahmen konnten die Ausfälle nur teilweise abfedern und die Umsätze liegen in einigen Branchen immer noch deutlich unter dem Vor‐Corona‐Niveau. Seine Bedeutung hat der lokale und regionale Handel aber auch in den vergangenen, von Corona beherrschten eineinhalb Jahren unter Beweis gestellt. In diesem Zusammenhang spricht Dieter Unterberger, Obmann des Tiroler Handels, seinen Kolleginnen und Kollegen heute im Rahmen eines Pressegesprächs ein großes Lob aus: „Die Tiroler Händlerinnen und Händler haben während der gesamten Corona-Krise hervorragende Arbeit geleistet. Sie haben die ständig wechselnden Vorgaben professionell umgesetzt, die nötigen Maßnahmen mitgetragen und so trotz der schwierigen Situation stets für reibungslose Abläufe gesorgt.“

Touristische Ausrichtung

Unterberger betont allerdings auch, dass die Corona-Pandemie viele Handelsbereiche in Tirol wesentlich härter getroffen hat als in anderen Bundesländern. „Das hängt vor allem mit der starken touristischen Ausrichtung zusammen, die wir hierzulande haben. Das Fehlen internationaler Gäste und die Lockdowns der Hotellerie und Gastronomie haben beispielsweise den Lebensmittelgroßhandel und den Sportartikelhandel in den heimischen Tourismusregionen extrem getroffen.“

Entwicklung

Das unterstreicht auch Peter Voithofer vom Economica Institut für Wirtschaftsforschung: „Die enge Verknüpfung zwischen Tourismus und Handel zeigt sich in Tirol in besonders hohem Ausmaß. Zwar gibt es im gesamten Tiroler Handel in den ersten acht Monaten ein nominelles Umsatzplus von 10,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr und ein Plus von 2,6 Prozent gegenüber 2019, allerdings liegt Tirol im Bundesländervergleich damit auf dem letzten Platz. Dazu kommt, dass das Tiroler Wachstum maßgeblich von hohen Zuwächsen im Onlinehandel getragen wird, während Bereiche wie der Sportartikelhandel, der Elektro- und Möbelhandel oder der Schuh- und Modehandel starke Rückgänge verzeichnen mussten.“

Ausblick

Trotz der schwierigen Ausgangslage ist laut Voithofer aufgrund der steigenden Konsumausgaben der privaten Haushalte weiter mit steigenden Handelsumsätzen zu rechnen, er betont aber: „Das hohe Risiko betreffend des Infektionsgeschehens und damit verbundener Maßnahmen bleibt jedoch in den kommenden Monaten weiter bestehen.“ Vor dem Hintergrund der unsicheren Entwicklung sieht Unterberger dringenden Handlungsbedarf seitens der Politik: „Leider ist es so, dass beispielsweise Lebensmittelgroßhändler teilweise noch immer auf die Auszahlung von Umsatzersatz und Fixkostenzuschuss aus dem vorigen Winter warten. Sollte der Worst Case eintreten und wieder verschärfte Corona-Maßnahmen oder gar Schließungen verordnet werden, brauchen wir dringend rasche und zielgerichtete Hilfs- und Unterstützungspakete, die die spezielle Situation in Tirol berücksichtigen.“

Faire Wettbewerbsverhältnisse

Unabhängig von Corona richtet der Spartenobmann abschließend einen Appell an die Bundespolitik, endlich faire Wettbewerbsverhältnisse zwischen dem Onlinehandel und dem stationären Handel zu schaffen. „Der Bereich E-Commerce ist mittlerweile ein unverzichtbarer Teil des Handels und auch für viele Tiroler Handelsbetriebe ein wichtiger Vertriebszweig geworden. Allerdings müssen wir alles dafür tun, dass unseren gewachsenen stationären Handelsstrukturen nicht zu Gunsten der Gewinne internationaler Onlinekonzerne das Wasser abgegraben wird.“ Mehr Infos zu den aktuellen Konjukturzahlen im Tiroler Handel finden Sie hier.

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