Tag des Waldes
"Forst- und Holzwirtschaft durchläuft schwierige Zeiten"

Siegfried Huber, Präsident der Landwirtschaftskammer Kärnten zum Tag des Waldes: "Wir schauen auf unsere Wälder, wir sorgen für Biodiversität und die Holzbereitstellung ist auch für die Zukunft gesichert, wenn die Erträge nicht nur die Kosten decken, sondern auch ein Einkommen ermöglichen." | Foto: Paul Gruber
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  • Siegfried Huber, Präsident der Landwirtschaftskammer Kärnten zum Tag des Waldes: "Wir schauen auf unsere Wälder, wir sorgen für Biodiversität und die Holzbereitstellung ist auch für die Zukunft gesichert, wenn die Erträge nicht nur die Kosten decken, sondern auch ein Einkommen ermöglichen."
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Siegfried Huber, Präsident der Landwirtschaftskammer Kärnten, spricht mit MeinBezirk.at über die Bedeutung des Waldes und die Herausforderungen für Waldbesitzer.

MeinBezirk.at: Wie geht es dem Kärntner Wald?
Siegfried Huber: Die Waldfläche in Kärnten nimmt seit Jahren zu und liegt mittlerweile bei 62 Prozent der Landesfläche. Auch der Holzvorrat in den heimischen Wäldern steigt jährlich. Aber die Unwetter in Folge des Klimawandels und die Borkenkäferproblematik sind eine sehr große Herausforderung. 2023 wurden die Kärntner Waldbauern von zahlreichen Starkereignissen betroffen. Die Gesamt-Schadholzmenge lag in Kärnten bei fast zwei Millionen Festmetern, davon war der Bezirk Spittal/Drau mit rund 600.000 Festmetern am stärksten betroffen. Allein die Borkenkäfer-Schadholzmenge betrug rund 850.000 Festmeter, wieder mit Schwerpunkt in Spittal/Drau mit rund 470.000 Festmetern. Dazu kommen noch rund 840.000 Festmeter Windwurf und Windbruchholz – vor allem im Bezirk Völkermarkt.

Was sind derzeit die größten Herausforderungen?
Die Forst- und Holzwirtschaft durchläuft schwierige Zeiten. Zu den Unwetterschäden in Folge des Klimawandels kommt die ausufernden Bürokratie durch immer neue Auflagen aus Brüssel. Das größte Kopfzerbrechen macht uns aber aktuell die Marktlage. Die Flaute in der Bauwirtschaft hat massive Auswirkungen auf die heimische Forst- und Holzwirtschaft und die Preise für Rundholz.

(Wie) Kann man sich als Waldbesitzer/Förster gegen die Wetterextreme schützen?
Im Jahr 2023 war es ausgesprochen ungewöhnlich, dass viele der an und für sich tiefwurzelnden Baumarten, wie zahlreiche Laubbäume sowie auch Lärchen und Kiefern bei den Unwetterereignissen entwurzelt wurden. Dies ist sicherlich auf die starken vorhergehenden Niederschläge zurückzuführen, wo nicht nur der Boden extrem aufgeweicht wurde, sondern die Bäume auch sehr viel Wasser in den Blättern hatten. Die schweren Kronen konnten dem Wind vielerorts nicht standhalten und die Bäume sind umgefallen. Wirklich schützen kann man sich demnach nicht, empfohlen werden aber eine naturnahe, saubere Waldwirtschaft und die rasche Aufarbeitung von Schadhölzern, um die Folgeschäden möglichst klein halten zu können.

Huber: "Außernutzungstellungen lehnen wir klar ab, das ist der falsche Weg." | Foto: Paul Gruber
  • Huber: "Außernutzungstellungen lehnen wir klar ab, das ist der falsche Weg."
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Wie viele Menschen leben vom Wald?
Kärntens Wald wird von rund 23.000 Waldbesitzern bewirtschaftet. Die Holzerlöse sind ein wichtiger Beitrag für die Einkommen für viele bäuerliche Betriebe. Daneben ist die Forst- und Holzwirtschaft mit rund 20.000 Beschäftigen ein bedeutender Arbeitgeber. Für die Waldbauer ist die Bewirtschaftung ihrer Wälder ein Generationenvertrag. Bis ein Baum hiebsreif ist, vergehen zwischen 80 und 120 Jahre. Im Schutzwald und auf schlechten Standorten dauert es noch länger. Es weiß heute niemand, was in 100 Jahren sein wird. Die Waldbauern geben heute ihr Bestes und bewirtschaften ihre Wälder für die nachfolgenden Generationen. Die Forst- und Holzwirtschaft hat in Kärnten einen hohen Stellenwert, die nachhaltige Waldbewirtschaftung ist die Basis und der Garant dafür, dass Holz auch in Zukunft zur Verfügung steht. Waldbäuerinnen und Waldbauern stehen am Anfang dieser Wertschöpfungskette und stellen seit Generationen und nachhaltig den nachwachsenden Rohstoff Holz bereit. 

Die Waldfläche hat zugenommen, die Holzvorräte sind trotz gesteigerter Holzerntemengen weiter angewachsen, der Anteil der Mischwälder nimmt ebenso zu wie das Totholz im Wald. Das zeigen uns die aktuellen Zahlen der Österreichischen Waldinventur und das bedeutet: Wir schauen auf unsere Wälder, wir sorgen für Biodiversität und die Holzbereitstellung ist auch für die Zukunft gesichert, wenn die Erträge nicht nur die Kosten decken, sondern auch ein Einkommen ermöglichen. Siegfried Huber

Stichwort: Außernutzungsstellung von Waldflächen. Wie steht die Landwirtschaftskammer Kärnten zu dem EU-Vorstoß?
Außernutzungstellungen lehnen wir klar ab, das ist der falsche Weg. Im Rahmen der geplanten Verordnung zur Wiederherstellung der Natur droht, dass man zehn Prozent der Kärntner Wälder außer Nutzung stellen muss. Das hätte massive Auswirkungen auf die heimische Forst- und Holzwirtschaft. Zehn Prozent weniger Holzeinschlag in Kärnten würde einen Verlust von mehr als 140 Millionen Euro Wertschöpfung und 3.500 Arbeitsplätze in Kärnten – vor allem am Land – bedeuten. Das kann niemand wollen. Dabei spielt der Wald eine wichtige Rolle im Kampf gegen den Klimawandel und bei der Umsetzung der Energiewende. Ein Kubikmeter verbautes Holz speichert langfristig rund eine Tonne CO2. Holzbauten ersetzen zusätzlich energieintensive Baustoffe, anfallendes Brennholz ersetzt fossile Energieträger. Diese positiven Effekte der Holzverwendung müssen genutzt werden. Außernutzungsstellungen sind auch im Sinne des Klimaschutzes nicht erstrebenswert.

Siegfried Huber, Präsident der Landwirtschaftskammer Kärnten zum Tag des Waldes: "Wir schauen auf unsere Wälder, wir sorgen für Biodiversität und die Holzbereitstellung ist auch für die Zukunft gesichert, wenn die Erträge nicht nur die Kosten decken, sondern auch ein Einkommen ermöglichen." | Foto: Paul Gruber
Huber: "Außernutzungstellungen lehnen wir klar ab, das ist der falsche Weg." | Foto: Paul Gruber

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