Der Bergdoktor - Interview
Hans Sigl: „Haltung zu zeigen ist eine Frage des Anstands“

Hans Sigl verkörpert seit langem den "Bergdoktor". | Foto: Sabine Holaubek
  • Hans Sigl verkörpert seit langem den "Bergdoktor".
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Theresa Aigner, TVB Wilder Kaiser, sprach zum Start der neuen Bergdoktor-Staffel (ORF, ZDF) mit Hauptdarsteller Hans Sigl.

GOING. Die neue Bergdoktor-Staffel startete erstmals noch im Dezember (28./29. 12., ORF/ZDF).  Hans Sigl, der in seiner Rolle als „Dr. Martin Gruber“ wohl der berühmteste Bewohner der Region Wilder Kaiser ist, verrät im Gespräch viel Neues und Ungewöhnliches zum Staffelstart.

Die neue Staffel läuft. Worauf dürfen wir gespannt sein, wie dramatisch wird’s?
SIGL: "Es wird sehr spannend, weil wir eine neue Seite der Familiengeschichte der Familie Gruber beleuchten und neue Figuren auftauchen – und das Ganze relativ unvorhergesehen."

Schauen Sie sich die fertigen Episoden auch an?
"Ich versuche es mir möglichst am Ausstrahlungstag um 20.15 Uhr anzuschauen und sollte es sich mal nicht ausgehen, dann in der Mediathek. Das ist für mich ja auch das erste Mal, dass ich den fertigen Film sehe."

Wie viel „Mitsprache“ haben Sie bei der Handlung?
"Wir sprechen im Team darüber, wo die Reise hingeht. Wenn der Autor eine neue Episoden-Figur schreibt, bekomme ich das zu lesen und kenne insofern die Handlung. Unsere AutorInnen leisten jedenfalls hervorragende Arbeit leisten. Das gemeinsam 'dran schrauben'  und Weiterentwickeln, das macht Spaß und da sind wir immer im Gespräch. Ich finde es super, welche (moderne) Themen bei uns vorkommen, weil das ist es, was die Serie ausmacht."

Welche Szenen drehen Sie am liebsten?
"Es hat jede Szene ihren Reiz. Ich liebe Szenen am Gruberhof mit den KollegInnen, mit denen ich dort seit 16 Jahren zu Gange bin. Wir brauchen da keine Proben, wir lernen den Text und können es. Aber ich finde auch die medizinischen Szenen, wenn es um das Fachliche geht, sehr spannend. Und es gibt auch die einsamen Momente für Martin Gruber."

Wie sehr werden Sie privat mit der Rolle in Verbindung gebracht – erwartet man medizinische Diagnosen von Ihnen?
"Was mir auffällt, wenn wir mit den Fans ins Gespräch kommen: Die Hemmschwelle ist relativ niedrig, von eigenen oder Krankheiten ihrer Verwandten zu erzählen. Aber es werden keine Diagnosen von mir verlangt."

Vielleicht liegt diese Offenheit ja daran, wie viel Zeit sich Dr. Gruber für seine PatientInnen nimmt. Das ist im echten Leben ja leider nicht so...
"Bestimmt wünschen sich das viele Menschen. Und genau das ist ja das Tolle an der Serie: Dadurch, dass wir medizinischen Fälle anhand von einem Patienten/einer Patientin erzählen, kann man wirklich in die Geschichte eintauchen. "

Wie war am Anfang die Erwartungshaltung an die Rolle und wie hat sich das entwickelt bzw. verändert?
"Mir war von Anfang an klar, dass es ein großer Ritt gegen das Klischee sein wird. Der Titel stammt aus den 1990er-Jahren und auch die Erzählung dieser archaischen Figur des Arztes, ist nach wie vor sehr behaftet mit früheren Klischeevorstellungen. Dass wir sukzessive nach vorne gegangen sind und es sich anders entwickelt hat, nämlich hin zu einer kompakten Familiengeschichte, das war dann relativ schnell ersichtlich. Wenn ich mir rückblickend die ersten Staffeln und das anschaue, was wir jetzt produzieren, haben wir schon einen großen Schritt gemacht."

Am Weg zur „Green Production“

Der TVB Wilder Kaiser setzt sich für Themen ein, die im Sinne einer lebenswerten Zukunft wichtig sind. Stichwort: #wirzusammen. Wie finden Sie diese Initiative?
"Ich finde den Gedanken, Tourismus anders zu bewerten, völlig richtig. Und auch absolut notwendig. Ich denke der Weg des nachhaltigen Tourismus ist der einzig mögliche, weil sonst würde das zu einer Ausbeutung führen, die man etwa schon Anfang der 1990er gesehen hat. Ich denke, dass das Team im Tourismusverband den richtigen Weg eingeschlagen hat und offensichtlich wird der auch belohnt."

Der „Bergdoktor“ ist ja auch am Weg zur „Green Production“. "ie wichtig ist Ihnen das? Merkt man das am Set?
" Es sind die Kleinigkeiten, die man am Set merkt. Etwa, dass man statt Plastikbechern seine eigene Wasserflasche dabei hat, dass die KollegInnen vermehrt mit dem Zug statt mit dem Flugzeug anreisen. Auch wenn man den Stromverbrauch der großen Scheinwerfer nimmt und was wir da durch die Verwendung von LEDs verändern konnten, sieht man sehr gut, was all diese 'Kleinigkeiten' ausmachen."

Wie ist es, so interessant für die Klatschpresse zu sein? Da ja liest man von Liebes-Dramen bis hin zu Scheidungsgerüchten?
"So lange es meine Familie nicht tangiert, kann ich eigentlich nur darüber lachen. Dass ich überhaupt so interessant für die Yellow Press bin, kann ich ja zu einem gewissen Grad nachvollziehen, denn die verwechseln in ihrem Narrativ zwei Ebenen - leider mit der Absicht, die Auflage zu steigern. Die der Realität, also Hans Sigl, und die fiktionale von Dr. Gruber. Was ich aber toll an diesen Berichten finde, ist, dass da ja auch immer Fotos gedruckt werden, die die wunderschöne Natur um den Wilden Kaiser zeigen. Das kommt gut an und ist auch eine gute Werbung für den Wilden Kaiser - ich nehme es insofern auch als Kompliment für die Region. Ansonsten belasse ich es beim Schmunzeln."

Sie sind auf Instagram und Facebook recht aktiv. Wie sehr ist es Hobby, wie viel Beruf und wie sehr nervt es?
"Es ist zu 95 Prozent Beruf, denn da gehört es mittlerweile einfach dazu, den Kontakt mit der Community aufrecht zu halten. Aber ich werde mich jetzt dann auch für zwei bis drei Monate auf den Social Media Kanälen abmelden und eine Auszeit nehmen, weil ich finde, dass mir das gut tut. Denn es nimmt einen schon auf vielen Ebenen mit: Auf der einen Seite bereichert es, aber es ist auch ein Aufmerksamkeits- und Energiefresser."

Sie haben zu vielen relevanten Themen eine Meinung und teilen diese über Social Media...
"Mir ist das sehr wichtig. Kürzlich wurde ich in einem Interview von einem Journalist gefragt: 'Haben Sie keine Angst, zu sagen, was sie denken?' Dieser Satz hat mich wirklich schockiert. Muss man sich in der heutigen Zeit seine Meinung verkneifen, weil man Angst vorm Shitstorm hat? Im Gegenteil. Der blättert an einem ab, solange man sich nicht mit diesen Menschen auseinandersetzt und die Diskussion vielleicht noch in den Kommentaren befeuert, indem man antwortet. Obwohl ich auch das immer wieder tue, wenn ich merke, dass rechte GedankenträgerInnen oder SchwurblerInnen auftauchen. Insofern ist das ein Diskurs, den man sich ja freiwillig aussucht und manchmal hat man Bock und Kraft dafür, manchmal nicht. Aber Haltung zu zeigen ist eine Frage des Anstands!"
Hier gehts zu einem früheren BEZIRKSBLÄTTER-Gespräch mit Hans Sigl

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