Robert Siorpaes – Portrait
Primar im (Un-)Ruhestand

Robert Siorpaes prägte die St. Johanner Orthopädie. | Foto: A. Ritsch
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  • Robert Siorpaes prägte die St. Johanner Orthopädie.
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Orthopädie-Primarius Robert Siorpaes nahm nach 33 Jahren Abschied vom BKH St. Johann.
ST. JOHANN (niko). Mit 31. Jänner 2020 geht am Bezirkskrankenhaus St. Johann eine Ära zu Ende: Primar Robert Siorpaes, seit 27 Jahren Leiter der orthopädischen Abteilung am BKH und seit 33 Jahren am Krankenhaus tätig, nimmt seinen Abschied. Dieser wurde bereits im Kreise von Freunden, Kollegen und Wegbegleitern gefeiert – wir berichteten.
Bericht zur Abschiedfeier hier

Es waren weit über 10.000 Operationen, großteils davon Hüft-, Knie- und Sprunggelenksoperationen, die Siorpaes im Laufe seiner über 30 Jahre als Orthopäde am ST. Johanner Spital durchgeführt und somit oft jahrelange Leiden seiner Patienten gelindert hat.

Siorpaes stammt aus einer aus den ladinischen Gebieten Südtirols stammenden Familie, von denen viele Mitglieder als Spengler tätig waren – daher vielleicht der Zugang zum „Handwerk“, zur manuellen Tätigkeit, die in der Orthopädie und Chirurgie so wichtig ist. So kam einmal ein Patient aus Kössen zu dem jungen Orthopäden und meinte: „Ich komm extra zu Ihnen, weil die Siorpaes so gute Handwerker sind!“

Eigene Praxis

Die „Ära Siorpaes“ wird als eine höchst erfolgreiche in die Geschichte des Bezirkskrankenhauses eingehen. Nach dem Abschluss seines Medizinstudiums an der Universität Innsbruck und der Turnusausbildung am Krankenhaus Zell am See erhielt der gebürtige Fieberbrunner seine Facharztausbildung an der Orthopädischen Universitätsklinik Innsbruck, wo er auch zwei Jahre als Oberarzt tätig war. 1987 eröffnete Siorpaes seine Facharzt-Praxis in St. Johann, war von da an als Konsiliararzt am BKH tätig und führte 1988 die erste Kunstgelenksimplantation in St. Johann durch.

1993 wurde der damals 41-jährige Mediziner – noch unter dem legendären Ärztlichen Direktor Prim. Peter Psenner – zum Primarius der neu in St. Johann etablierten und von Siorpaes aufgebauten Orthopädie und der physikalischen Therapie bestellt. Unter seiner Führung entwickelte sich die Orthopädie vom „Ein-Mann-Betrieb“ mit zunächst zwei und dann vier Betten (Operationen anfangs nur an zwei Tagen in der Woche) zu einer der größten orthopädischen Abteilungen Westösterreichs mit heute 49 Betten und erarbeitete sich österreichweit einen hervorragenden Ruf.
Vor allem im Bereich der Endoprothetik, der Implantologie von künstlichen Hüft-, Knie- und Sprunggelenken, in der Siorpaes zu den anerkanntesten Fachleuten Österreichs zählt, gilt die St. Johanner Orthopädie als eines der führenden Kompetenzzentren Österreichs mit jährlich über 1.000 Kunstgelenk-OPs.

Fuß-Orthopädie

Einer der wesentlichen Bereiche der Tätigkeit von Siorpaes und seiner Abteilung ist auch die Fuß-Orthopädie mit dem Aufbau eines Schwerpunktes für Fuß-Chirurgie – mit nicht weniger als 600 Operationen pro Jahr. Mehrere Jahre war der Primar auch Präsident der österreichischen Gesellschaft für Fußchirurgie.

Hallux valgus – oder Großzehenschiefstand. Ein weit verbreitetes und schmerzhaftes Leiden, das jedoch heute operativ gut behandelt und auf Dauer beseitigt werden kann. Neue Technologien versprechen besonders gute Ergebnisse – so wird an der Orthopädiein St. Johann schon seit zwölf Jahren mit speziellen, selbstauflösenden Schrauben der neuesten Generation operiert.
Siorpaes ist der Pionier dieser Methode in Österreich. Er setzt schon seit 2004 auf High-Tech-Schrauben aus einem biogenen Polylactat (Milchzucker), das vom Körper wieder vollständig abgebaut wird. Die jüngste Generation der kleinen Bauteile hat noch längere Abbauzeiten (rund 4 Jahre) – was sich als besonders günstig für den Heilungsverlauf herausgestellt hat. „Bisher haben wir über 1.600 Patienten mit der sogenannten Zuckerschraube versorgt“, so Siorpaes.

Sehr wichtig war Siorpaes auch die Ausbildung junger Orthopäden; viele Fachärzte im ganzen Land tragen heute die Handschrift des St. Johanner Primars, allein in jüngster Zeit wurden zwei Tiroler Primariate mit „Siorpaes-Schülern“ besetzt.

Neben seiner orthopädischen Ausbildung absolvierte Siorpaes auch die Facharztausbildung für Rheumatologie und für Sportorthopädie und die Ausbildung für Manualtherapie und er ist auch gerichtlich beeideter Gutachter für Orthopädie.

Viele Patienten aus ganz Österreich und darüber hinaus schätzen die fachliche Qualität, aber auch die ruhige, besonnene Art des Arztes, auch etlichen prominenten Patienten konnte er bereits helfen, viele davon zählen heute zu den Freunden des vierfachen Familienvaters.

Im (Un-)Ruhestand

Übrigens: „Ruhestand“ bedeutet der Abschied vom BKH nicht: Siorpaes’ große Erfahrung geht seinen Patienten nicht verloren, da er auch künftig seine orthopädische Facharztpraxis weiterführen wird, die er aber von St. Johann nach Saalfelden verlegt.

Und da gibt es ja auch noch sein Hilfsprojekt in Kambodscha, das Siorpaes weiterhin betreuen wird – die CSC-Kinderklinik in Phnom Penh, wo Siorpaes Medizinern Operationstechniken vermittelt und selbst bedürftige Menschen operiert. Im November war der Arzt erneut in Kambodscha, um im Spital zu helfen. "Ich gebe vor allem unsere Kenntnisse an die Kollegen vor Ort weiter, Hilfe zur Selbsthilfe also", so Siropaes. Zuletzt wurde unter Leitung des Tirolers erstmals ein künsltiches Kniegelenk in Kambodscha implantiert.
Mehrfach waren auch bereits junge Mediziner aus Asien am BKH St. Johann, wo sie den heimischen Kollegen über die Schulter blicken können. Sie sind dann zu Gast im Haus der Familie Siorpaes.

Langweilig wird dem Mediziner also sicher nicht, aber es wird sicher mehr Zeit für Familie, die Berge, die Natur und das Reisen bleiben...

Fotos: Albin Ritsch, privat

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