Bergtragödie am Manaslu
Tod am Himalaya

Auch Reinhold Messner blickte bei der Film-Premiere auf die Tragödie im Jahr 1972 zurück. | Foto: BB/Steger
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  • Auch Reinhold Messner blickte bei der Film-Premiere auf die Tragödie im Jahr 1972 zurück.
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  • hochgeladen von Klaus Kogler

Vor 50 Jahren kam es bei einer Himalaya-Expedition zur Tragödie; zwei heimische Alpinisten fanden den Tod.

GOING, TIROL. 50 Jahre nach der historischen Bergsteiger-Tragödie am Manaslu (8.163 m) ist nun der Film "Sturm am Manaslu – Tiroler Hilalaya Expedition 1972" zu sehen. Die Weltpremiere fand bereits Ende Oktober in Innsbruck statt, seit 10. November ist der Film in Kino zu sehen.

Schon im Juni fand sich eine Alpinisten-Elite im Goinger Dorfsaal ein, die auf die Himalaya-Expedition zurückblickte und erstmals einen weiteren Film zu sehen bekam (siehe unten!). An dem Manaslu-Abenteuer hatte auch der Goinger Bergführer Hansjörg Hochfilzer teilgenommen. Zwei seiner Kameraden waren zu Tode gekommen. Er und weitere Beteiligte, darunter Reinhold Messner, schilderten die damaligen Ereignisse.

Hochfilzer hatte im Keller Dias von der damaligen Expedition gefunden, die er nie angesehen hatte. Der Tod seiner Kollegen Franz Jäger und Andi Schlick setzte ihm nach der Heimkehr zu und von vielen Seiten gab es damals Vorwürfe, warum man die Expedition auf die Manaslu-Südseite – die damals kein Mensch je gegangen war – überhaupt unternommen habe. So kam es wohl, dass die Dias im Keller liegen blieben und dadurch ihre Farbqualität erhalten haben.

Film aus Going

Balthasar Hinterholzer, Dorfwirt in Going, war Hobbyfilmer, und er hat sich dabei vor allem mit dem Alpinismus beschäftigt. Er war auch Hauptinitiator der „Bergfilmtage“ in Going. Da er auch selbst Bergsteiger ist, hat er mit Hochfilzer 1979 noch einmal den Anstieg zum Basislager am Manaslu absolviert.

„Ich hab' hier im Gasthaus in der Küche gearbeitet, aber wann immer ich ausgekommen bin, bin ich die Berg' hinauf“, erinnert er sich. Der Kontakt unter den Bergführern war immer sehr gut und so kam es, dass man auch mit wirklich guten Alpinisten in Kontakt kam.

„Ab einer gewissen Höhe sind immer die gleichen Spinner unterwegs“,

lächelt Hinterholzer. Und mit den Bergfilmtagen brachte er alle großen Bergsteiger nach Going. Basierend auf Fotos, Dias und anderem Material sowie Interviews mit den damaligen Protagoisten Reinhold Messer, Horst Fankhauser und Wolfgang Nairz hat Dorfwirts-Hausa einen sehenswerten Film geschaffen, der die Bergsteiger- und Himalayaszene zu Beginn der 1970er-Jahre gekonnt in Erinnerung ruft.
Zur Einleitung wurde ihm von ServusTV ein Dokument von der Erstbesteigung des Manaslu durch die Japaner zur Verfügung gestellt. Peter Brandstätter aus Kitzbühel nutzte seinen Kontakte, sodass rund 350 Menschen aus Tirol, Salzburg und Bayern zur Premiere von „Die Tragödie am Manaslu“ nach Going kamen. Darunter: Hansjörg Hochfilzer, Horst Fankhauser und Wolfgang Nairz, die damals an der Expedition teilgenommen hatten. Und auch Angehörige der Verunglückten.

Die Expedition 1972 wurde von Nairz geleitet und neben Hochfilzer und Fankhauser waren noch Reinhold Messner, Hans Hofer, Josef Knoll, Oswald Ölz sowie die beiden Verunglückten Andi Schlick und Franz Jäger dabei.

Die Tragödie

1972 brachen die Tiroler nach Nepal auf. Eine Besteigungsgenehmigung für den Manaslu zu erhalten war nicht einfach, denn es wurde pro Jahr nur eine vergeben. 1956 wollten Japaner den Berg bezwingen, mussten jedoch 400 Meter unterhalb des Gipfels umdrehen. Die heimische Bevölkerung war nicht glücklich über die Bergsteiger, die offensichtlich die Götter erzürnt hatten, weil danach eine Perioden schlechten Wetters folgte.

Wie Messner im Film betont, befand sich die Bergsteigerei in einer anderen Entwicklungsstufe als heute. Die Ausrüstung entsprach in keiner Weise der heutigen. Als das Team in der Region ankam, gab es Zweifel darüber, ob man überhaupt einen Weg über die Südwand finden würde.
Im zweiten Basislager, im Schmetterlingstal, gab es einen Wettereinbruch. „Mir schien Horst Fankhauser psychisch am stärksten zu sein und ich wollte mit ihm auf den Gipfel, doch dieser entschied sich dagegen, aber Franz Jäger wollte mitgehen“, erinnert sich Messner.

Erster Todesfall

Dann kam aber starker Wind auf und Jäger entschied sich kurz vor dem Gipfel umzukehren und im Zelt auf Messner zu warten, der letztlich auch den Gipfel erreichte. Während des Retourgangs zog ein Wolkenband über die Berge und er konnte sich nicht mehr orientieren. Mit letzter Kraft erreichte er das Zelt, wo vermeintlich Jäger auf ihn wartete. Er fand jedoch Andi Schlick und Horst Fankhauser vor, die von unten zur Hilfe geeilt waren. Messner kam schließlich zum Schluss, dass Jäger wahrscheinlich nach ihm gesucht hatte und deshalb das Zelt verlassen hat. Fankhauser ist überzeugt davon, dass er Jäger immer wieder rufen hörte, aber trotz Suche war es im Sturm und der Finsternis nicht möglich, ihn zu finden.

Zweiter Toter

Der angeschlagene Messner stieg am nächsten Morgen ab, die beiden Kameraden blieben am Berg – mit der Hoffnung, Jäger zu finden. Während sie in einem Schneeloch auf Wetterbesserung warteten, wurde Schlick offensichtlich seine aussichtslose Lage bewusst, er wollte unbedingt das Schneeloch verlassen – und das wurde ihm zum Verhängnis. „Ich hätte ihn nicht aus dem Schneeloch gehen lassen dürfen“, meint Fankhauser heute. Als er dann verzweifelt allein auf Wetterbesserung wartete, hatte er plötzlich das Bild seiner gerade erst geborenen Tochter vor Augen; von da an wusste er, dass er überleben würde.

„Vom Basislager aus haben wir mit dem Spektiv beobachtet, dass vom Lager nur zwei Person herunter kommen und da wussten wir, dass etwas nicht stimmen konnte“,

erzählt Hochfilzer. Seine beiden besten Freunde waren ums Leben gekommen und der Tiefpunkt für alle war ein Brief, der an Jäger gerichtet war, worin seine Frau ihm mitteilte, dass sie einen Sohn bekommen hatten. Jäger war zu dem Zeitpunkt bereits tot.

Die Filmpremiere in Going war ohne Eintritt, es wurden jedoch freiwillige Spenden gesammelt und so konnten schließlich an Nairz rund 2.450 € für die Nepal-Hilfe überreicht werden. (be, niko)

Auch Reinhold Messner blickte bei der Film-Premiere auf die Tragödie im Jahr 1972 zurück. | Foto: BB/Steger
Zwei Tiroler Bergsteiger kamen am Manaslu ums Leben. | Foto: Wikipedia
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