Schließung fix
"Aus" für die Volksschule Bichlach in Kössen
Gemeinderat stimmte mit 15:2 Stimmen für die Auflassung des Schulbetriebes im Ortsteil Bichlach; Antrag für Schließung wird beim Land Tirol gestellt.
KÖSSEN. Bei der Gemeinderatssitzung in Kössen, die am Mittwoch, den 18. Oktober stattfand, wurde über die Zukunft der Volksschule Bichlach abgestimmt.
Vorausgegangen waren Diskussionen und Gespräche über eine mögliche Schließung, da im Kössener Ortszentrum ein neues Bildungszentrum errichtet wird. Auch eine Unterschriftenaktion wurde ins Leben gerufen, bei der 1.004 wahlberechtigte Kössener für den Erhalt der Schule abstimmten (die BezirksBlätter berichteten mehrfach).
Verzögerungen im Juli
Im Rahmen der Sitzung berichtete Flörl über die Fortschritte beim neuen Bildungszentrum, bei dem man am 16. Oktober den offiziellen Spatenstich durchführte (wir berichteten).
Noch im Juli wurde bekannt, dass sich der Bau des neuen Bildungszentrums verzögern würde, da die Förderungen für das 23 Millionen Euro schwere Projekt nicht ausreichen würden. "Das Darlehensvolumen hätte zu dieser Zeit zehn Millionen Euro betragen. Damit hätten wir einen Verschuldungsgrad von 74 Prozent (hohe Verschuldung, Anm.) erreicht, der unsere Handlungsfähigkeit eingeschränkt hätte."
Kostenschätzung unterschritten
Flörl berichtete weiter, dass sich die finanziellen Bedingungen nun geändert haben, da aus den GAF-Mitteln eine weitere Million Euro zugesichert wurde (gesamt sechs Millionen Euro) und die Kostenschätzung bei den Gewerken Sanitär und Heizung um 1,1 Millionen Euro unterschritten wurde. Die Bauarbeiten können somit wieder planmäßig fortgeführt werden. "Wir werden trotzdem in den nächsten acht Jahren den Verschuldungsgrad von unter 50 Prozent nicht erreichen", so der Ortschef.
"Aussage nicht vertretbar"
Flörl erläuterte den anwesenden GemeinderätInnen, dass für die Aufrechterhaltung des Schulbetriebes in Bichlach eine umfassende Sanierung in Höhe von 1,5 Millionen Euro (u. a. Barrierefreiheit, Brandschutz usw.) nötig wäre.
"Eine Anfrage, weitere Fördermittel für die Volksschule in Bichlach zu erhalten, wurde seitens des Landes absolut abgewiesen",
berichtete Flörl.
Wortmeldungen aus dem Gemeinderrat kamen von GR Emanuel Daxer (MFG), der sich über den zukünftigen Transport der Kinder von Bichlach ins Ortszentrum und über die Betriebskosten der Volksschule Bichlach informierte.
Weiters las GR Gabriele Pertl (Grüne) unter anderem ein Statement der betroffenen Eltern vor, indem die Aussage des Bürgermeisters kritisiert wurde, dass "er im Falle einer Abstimmung für die Fortführung des Schulbetriebes in Bichlach den Bürgermeistersessel räumen würde".
"Uns Eltern ist klar, dass es finanziell schwierig ist, aber uns fehlt hier die Wertschätzung gegenüber 'unserem' Schulgebäude. Außerdem finden wir die Aussage über den Rücktritt des Bürgermeisters nicht vertretbar",
zitierte Pertl das Statement der Eltern weiter. Flörl erklärte seine Aussage dem Gemeinderat und bekräftigte, dass er sie aufgrund mehrerer Faktoren, unter anderem wegen der schwierigen finanziellen Lage, getätigt hätte.
Entscheidung für Auflassung der Schule
Im Anschluss an die Wortmeldungen kam es zur Abstimmung, die auf Anfrage (Ergebnis einstimmig) von Vize-Bgm. Maria Elisabeth Dünser geheim durchgeführt wurde. Das Ergebnis lag bei 15:2 Stimmen für eine Auflassung des Schulbetriebes in Bichlach.
Die Gemeinde wird somit einen Antrag für die Schließung der Volksschule in Bichlach beim Land Tirol stellen. Wann dies geschehen wird, ging bei der Gemeinderatssitzung nicht klar hervor. Das Land Tirol wird diesen Antrag im Anschluss prüfen, eine Zustimmung sei laut dem Bürgermeister zu erwarten.
Auf Anfrage der BezirksBlätter resümierte die Schulleiterin Christine Walder-Moosmann:
"Es tut mir leid für jene Eltern, die sich sehr für den Erhalt 'unserer' Schule eingesetzt haben und dass es trotz all dieser Bemühungen zur Schließung kommen wird. Gemeinsam haben sie unter anderem mit der Unterschriftenaktion viel bewegt."
Über den Verschuldungsgrad
In Österreich gilt eine Gemeinde als voll verschuldet, wenn sie einen Verschuldungsgrad von über 80 Prozent aufweist. Stark verschuldete Kommunen weisen einen Verschuldungsgrad von 51 bis 80 Prozent auf, jene mit mittlerer Verschuldung von 21 bis 50 Prozent. Eine Gemeinde gilt als schuldenfrei bzw. gering verschuldet, wenn sie einen Verschuldungsgrad von bis zu 20 Prozent aufweisen kann.
Aus dem Gemeindefinanzbericht aus dem Jahr 2023 geht hervor, dass die Gemeinde Kössen im Jahr 2022 einen Verschuldungsgrad von 15 Prozent hatte und somit als Kommune mit geringer Verschuldung galt. Der Schuldenstand betrug 8,93 Millionen Euro.
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