Corona - Hausapotheken
Hausapotheken in Einarztgemeinden – in Coronazeiten gefordert

Wie kommt man "gefahrlos" zu seinen Medikamenten? | Foto: pixabay (Symbolfoto)
  • Wie kommt man "gefahrlos" zu seinen Medikamenten?
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Ärztliche Hausapotheken in allen Einarztgemeinden: Initiative fordert dringende Umsetzung im Zeichen der Corona-Krise.
TIROL, BEZIRK KITZBÜHEL (niko).  "Das bestehende System ist absurd: Rezepte sollen aus Hygienegründen elektronisch verschickt werden, bei der 'Zwangsabholung' der Medikamente in der Apotheke entsteht jedoch unter Umständen ein lebensgefährliches Infektionsrisiko", wird von der "Platform Einarztgemeinde" erklärt.

„In Krisenzeiten erkennt man genau, welche Strukturen in einem Staat wertvoll und leistungsfähig sind. Man erkennt aber auch vorhandene Schwachstellen umso besser. Das Coronavirus und seine Bewältigung zeigt uns genau auf, wo diese Schwachstellen im Gesundheitssystem liegen“, meint Andrea Man, Hausärztin aus Pillichsdorf (NÖ). Die Ärztin betreut aufopferungsvoll ihre Patienten, von denen sich viele in der Risikogruppe befinden (z. B. ältere Menschen oder Menschen mit Vorerkrankungen). „In meiner Ordination herrschen strenge Hygienemaßnahmen, um einerseits das Personal, aber vor allem auch die Patienten zu schützen. Was sich allerdings nach der Behandlung abspielt, gleicht einem Schildbürgerstreich.“

Absurdität des Systems

Man hat ihre Ordination in einer Einarztgemeinde ohne Medikamentenversorgung vor Ort. „In rund 160 weiteren vergleichbaren Gemeinden in ganz Österreich fragen sich die Menschen derzeit, wo sie die im Regelfall verschriebenen Medikamente herbekommen sollen“, erläutert Rechtsanwalt Markus Lechner. „Aber alle bestehenden Möglichkeiten sind aus Sicht der Risikogruppe geradezu grotesk. Nachdem Autofahren aus gesundheitlichen Gründen oder wegen dem Alter üblicherweise nicht mehr in Frage kommt, bleiben nur öffentliche Verkehrsmittel. In Bezug auf Infektionen ein absolutes Sicherheitsrisiko. Angekommen an der nächsten diensthabenden Apotheke heißt es Schlange stehen und damit nochmals dem Risiko einer Ansteckung mit dem Virus ausgesetzt zu sein.“

Unnötiges Infektionsrisiko

Selbstverständlich können auch Angehörige als Medikamentenlieferanten fungieren. „Aber auch der Kontakt mit eigenen Kindern oder Enkeln oder den Nachbarn ist enorm risikoreich und daher wird auch dringend davon abgeraten“, bestätigt Man. „Beim Abholen von Medikamenten gelten aber keine anderen Übertragungsrisiken als bei sonstigen Sozialkontakten. Besonders grotesk muten unter diesen Aspekten die Versuche an, Rezepte elektronisch und daher ohne Infektionsrisiko zu übermitteln, während bei der Beschaffung der Medikamente maximales Infektionsrisiko unter Zwang eingegangen werden muss.“

Hausapotheken können Leben retten

Man und Lechner betreiben die Plattform Einarztgemeinde, die sich seit fast drei Jahren für eine Änderung des Apothekengesetzes einsetzt (wir berichteten bereits).
„Unsere Forderung ist, dass ärztliche Hausapotheken in allen Einarztgemeinden ohne Einschränkungen betrieben werden dürfen. Denn eine Hausapotheke bedeutet gerade auf dem Land die optimale Versorgung mit Medikamenten. Die Corona-Krise bestätigt das: Dort wo es Hausapotheken gibt, erhalten die Patienten noch beim Arzt ihre dringend benötigten Medikamente. Ohne notwendige Umwege durch Hochrisikogebiete und daher ohne zusätzliches Infektionsrisiko. Es ist daher höchste Zeit, diese patienten-freundliche und unter Umständen lebensrettende Form der Medikamentenabgabe einzuführen“, ist RA Lechner überzeugt.

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