Eilmeldung/Kitzbühel Tourismus
Knalleffekt: Signe Reisch und Josef Burger legten Funktionen nieder

Bild aus besseren Tagen: Signe Reisch (3. v. re.) und Josef Burger (re.) legen ihre Funktionen nieder, Manfred Hofer (3. v. li.) schied bereits früher aus. | Foto: Archiv/TVB
  • Bild aus besseren Tagen: Signe Reisch (3. v. re.) und Josef Burger (re.) legen ihre Funktionen nieder, Manfred Hofer (3. v. li.) schied bereits früher aus.
  • Foto: Archiv/TVB
  • hochgeladen von Klaus Kogler

Kitzbühel Tourismus ohne Führung; AR-Vorsitz und Obfrauschaft niedergelegt; Bürgermeister kontert Kritik.
KITZBÜHEL (jos/niko). In zeitgleichen Presseaussendungen vom 13. Oktober erklärten Josef Burger, Vorsitzender des Aufsichtsrats von Kitzbühel Tourismus, und Signe Reisch, Obfrau von Kitzbühel Tourismus, dass sie ihre Funktionen niederlegen bzw. darauf verzichten.

Grund dafür seien eine "schädliche Beziehung zwischen Stadtführung und Kitzbühel Tourismus", wie Burger in seiner Verzichtserklärung erläuterte. "Es war immer mein oberstes Ziel, die Kräfte zu bündeln und alle zum Ziehen am selben Strang einzuladen. Bedauerlicher Weise ist mir dies in letzter Zeit immer weniger gelungen. Deutlich zeigt sich dies daran, dass Bgm. Klaus Winkler von 14 Sitzungen des Aufsichtsrates in dieser Funktionsperiode seit Ende November 2017 lediglich an vier teilgenommen hat und sich selbst seit Beginn der Corona-Krise von der Teilnahme an den Sitzungen entschuldigen hat lassen", so Burger.
Er verzichte auf die Ausübung seiner Funktion, um "einen positiven Beitrag zur Normalisierung der angespannten und für das touristische Gemeinwohl schädlichen Beziehung zwischen Stadtführung und TVB zu leisten." Es wolle sich dem Wandel nicht verschließen und mache den Weg frei für neue Köpfe.

Kitzbühel Tourimus außen vor gelassen

Auch Reisch übt Kritik an der Stadt Kitzbühel und Winkler: "Nachdem wir über viele Jahre in Harmonie großartige Erfolge einfahren konnten, musste ich zur Kenntnis nehmen, dass die Stadt  mich mehr und mehr geschnitten hat und zuletzt praktisch offen die Zusammenarbeit aufgekündigt hat. Wenn selbst in dieser schwierigsten touristischen Krise seit dem Zweiten Weltkrieg bei einer von der Stadt einberufenen Besprechung zur Koordination der Corona-Schutmaßnahmen zwar Skischulen, Bergbahn und der Hotelverein eingeladen werden, nicht aber Kitzbühel Tourismus, dann muss man wissen, was es geschlagen hat", so Reisch, und weiter: "Ich habe schon mit einigen Anfeindungen und verbalen Verletzungen in der Vergangenheit umzugehen gelernt, die bewusste Behinderung der Wahrnehmung wichtiger Aufgaben von Kitzbühel Tourismus trifft aber nicht mehr mich persönlich, sondern schadet dem TVB und letztlich der Stadt und der Region als Gesamtes", so Reisch.
Sie ortet eine "persönliche Antipathie mir gegenüber"; sie klebe an keinem Sessel und stelle daher die Sache vor ihre Person und "mache den Weg frei". Sie könne sich jedenfalls mit "sehr gutem Gefühl aus dem Amt" zurückziehen, seien doch zahlreiche Erfolge seit ihrer Übernahme der TVB-Führung vor acht Jahren eingefahren worden. "Meinem Nachfolger oder Nachfolgerin kann ich ein gut bereitetes Feld übergeben."

"Sehr überrascht"

„Der Rücktritt von Signe Reisch und Josef Burger überrascht mit doch sehr. Verwundert bin ich besonders auch deshalb, da sie sich mit unhaltbaren Begründungen der Verantwortung in diesen schweren Zeiten entziehen", so Bgm. Klaus Winkler in seiner Replik. Er habe beide stets sehr gefördert und sich auf deren Arbeit verlassen. In touristische Angelegenheiten habe er sich dagegen nicht eingemischt, das sei auch nicht die Aufgabe eines Bürgermeisters, so Winkler.

"Seit Beginn der Corona-Krise hat die Stadt Kitzbühel viel Optimismus und eine klare Vorwärtsstrategie geliefert. Seitens Reisch und Burger ist man aber einen pessimistischen Kurs gefahren und hat die Bremsen angezogen. Der Gipfel war die frühzeitige Absage des Weihnachtsmarktes, ohne sich Gedanken über ein umsetzbares Konzept zu machen. In touristischen Kreisen hat es deshalb schon sehr stark gebrodelt. Unter Kitzbühels Gastronomen war in letzter Zeit Unverständnis für den Kurs von Reisch und Burger zu spüren," erklärt der Stadtchef.

"Es haben mehrere Sitzungen über die Corona-Winterstrategie stattgefunden, an welcher Signe Reisch teilgenommen hat, allerdings kam von ihrer Seite kein positiver Beitrag. Viele Hoteliers forderten daher, dass dringend zu handeln ist. Wenn man die Treue zu Kitzbühel ernst nimmt, sollte man in schwierigen Zeiten als Führungsperson vorangehen und nicht gleich das Handtuch werfen. Wir müssen Persönliches hintanstellen und alle Kräfte bündeln. Wichtig ist, Kontinuität und Ruhe zu bewahren. Kitzbühel Tourismus ist personell sehr gut aufgestellt. Ich bin zuversichtlich, dass das engagierte Team in Abstimmung mit allen Partnern wie Bergbahn, Hotelierverein und Stadt positive Weichen für die Zukunft stellen wird. Von einer touristischen Krise sind wir wegen zwei Rücktritten daher weit entfernt.“

Rückzug angeraten

LA GR Alexander Gamper (FPÖ) sieht einen touristischen Paukenschlag und einen "Machtmensch Bgm. Winkler, der überfordert ist und die Realität nicht mehr erkennt; er ist nicht mehr tragbar und sollte seine Agenden bis auf weiteres abgeben und sich eine Auszeit zu nehmen." Reisch und Burger bittet Gamper, wenigstens an der herausfordernden bevorstehenden Wintersaison noch mitzuwirken.

Im TVB-Aufsichtsrat muss umgehend ein Vorstand nachbesetzt und ein neuer AR-Vorsitzender gewählt werden. Von Seiten des TVB gab es nach Bezirksblätter-Anfrage "derzeit keine Statements"; die weitere Vorgehensweise erfolge nach dem Tiroler Tourimusgesetz.

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.