Bäderstudie - Bedarfsanalyse
Zwei Schwimmbäder als Auslaufmodelle

Bürgermeister der Region, Stefan Niedermoser (li.) und Studienautoren (Bäderstudie, touristische Strukturanalyse). | Foto: Kogler
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  • Bürgermeister der Region, Stefan Niedermoser (li.) und Studienautoren (Bäderstudie, touristische Strukturanalyse).
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Bäderstudie empfiehlt Schließung bzw. andere Nutzung für Badeanlagen in St. Ulrich und Fieberbrunn.

PILLERSEETAL. Zum viel-diskutierten Thema "Badeanlagen" hat das Regio-Tech auf Anregung des Planungsverbands Pillerseetal eine "Bäderstudie" bzw. Bedarfsanalyse für die Hallenbäder im Bezirk bei Kohl & Partner in Auftrag gegeben. Mit in die Studie einbezogen wurden neben dem Aubad Fieberbrunn und dem Alpensportbad St. Ulrich auch die Panorama Badewelt (St. Johann), die Aquarena (Kitzbühel) und weitere benachbarte Anlagen (Reit im Winkl, Kirchdorf, Ellmau).
Eine der konkreten Schlussfolgerungen vorab:

"Das Alpensportbad ist jedenfalls zu schließen. Ebenso hat das Aubad in ihrer Konzeption keine Marktberechtigung mehr."

Für beide Anlagen werden sinnvolle Nachnutzungen empfohlen (für Einheimische und Touristen, Schulen und Vereine). Die Studie dient nun für regionale Zukunftsentscheidungen.

"Die Region hat eine enorme Dichte an Bade- und Saunaanlagen, aber auch Badeseen",

so Martin Mayerhofer, der die Studie vor über 50 geladenen regionalen Entscheidungsträgern in St. Ulrich präsentierte (öffentl. Präsentationen folgen!). Zunehmend Konkurrenz erhielten/erhalten die Anlagen, vor allem die Hallenbäder, von Hotels mit mehr und attraktiveren Bade-/Wellnessanlagen. "Die Gäste in den öffentlichen Anlagen werden daher weniger", so der Studienautor.

Gute, schlechte Zeugnisse

Ein gutes Zeugnis wird der Panrorama Badwelt ausgestellt, in die zuletzt und laufend investiert wurde und ein breites Angebot offeriert (ca. 110.000 Eintritte jährlich). "Diese ist auch gut erreichbar, ist die größte Anlage der Region und hat gute Frequenzen", so Mayerhofen. Auch die Aquarena biete ein umfangreiches Portfolio, wenngleich Investtionsbedarf bestehe (ca. 90.000 Eintritte). Besonders für Kinder attraktiv sei das Kaiserbad in Ellmau.

Weniger gut fallen die Zeugnisse für die Fieberbrunner und St. Ulricher Anlagen aus.

"Das Aubad ist nur noch teil-geöffnet. Man kennt es, man trennt sich schwer von etwas, das Zusperren fällt schwer, man ist nostalgisch; aber eine Grundsatzentscheidung für das 50 Jahre alte Bad ist nötig. Zuletzt gab es lediglich 13.000 Eintritte (+ 9.000 in die Sauna), eine sehr geringe Frequenz von 72 Besuchern pro Tag und einen hohen Zuschussbedarf",

so Mayerhofer. Auch das Hallenbad in St. Ulrich sei unattraktiv und statisch bedenklich (Schneelast!), in die Jahre gekommen, habe nur noch 3.000 Eintritte (inkl. Sauna) aufzuweisen und habe keine touristische Relevanz mehr. Genutzt wird es vor allem von der aktiven Wasserrettung.

"Pro Eintritt muss die Gemeinde 45 Euro subventionieren. Die Zuschüsse in St. Johann liegen bei nur 4,77 Euro, in der Aquarena bei 4,70 Euro, in Fieberbrunn zwischen 6 und 12 Euro",

verglich Mayerhofer den öffentlichen Zuschussbedarf.

Eine Anlage reicht

Es gebe einen Trend zu größeren, attraktiven Anlagen. Reine Schwimmhallen würden nur noch von Sportschwimmern, Schulen und Vereinen nachgefragt. Es gebe in der Region zudem eine starke Überschneidung der Einzugsbereiche. Die Hallenbäder seien zwar eine gewisse Schlechtwetteralternative. Einzelne Spitzentage könne man aber nicht als Maßstab nehmen.

"Die Gäste kommen nicht wegen der Bäder in die Region. Ausreichend ist eine große Anlage mit großem Angebot in der Region",

so der Studienautor, der ein Bäder-Überangebot ortet. Für Schulen und Vereine seien Schwimm- und Trainingsmöglichkeiten sicherzustellen, wofür es jedenfalls Frequenzen in St. Johann und Kitzbühel gebe; dieser Bedarf könne gut abgedeckt werden (Belegungspläne, komprimierte Schwimmtage, professionelle Schwimmtrainer...).

In den Studien-Schlussfolgerungen wird festgehalten, dass zwei Anlagen überregional (Badewelt, Aquarena) ausreichen, wobei auch bei diesen einige Sanierungen, Attraktivierungen und Ausbauten nötig seien.
Die Anlagen in St. Ulrich und Fieberbrunn hätten im derzeitigen Zustand keine Marktberechtigung mehr. Die Anlagen könnten innovativ nachgenützt werden (für Schulen/Vereine bzw. als multifunktionelle Freizeitanlagen).

"Alles ist kostenmäßig günstiger als die Erhaltung des Ist-Zustands; man sollte sich von diesen Anlagen verabschieden",

so Mayerhofer.
Für Investitionen und den Betrieb der verbliebenen Bäder sollte ein fairer überregionaler Verteilungsschlüssel gefunden werden, wobei eine regionale Kompromiss-Bereitschaft in allen beteiligten Gemeinden vonnöten sei.

Bgm. Martin Mitterer:

"Die Zuschüsse zu unserem Hallenbad steigen von zuletzt 140.000 € auf nun 200.000 € wegen der extrem gestiegenen Energiekosten. Das nimmt fast 50 % unserer frei verfügbaren Mittel ein, das ist budgetär nicht mehr dargstellbar. Eine Entscheidung ist akut nötig."

(Bürger-Infoabend dazu am 13. 2., 20 Uhr, KUSP).

Bgm. Walter Astner:

"Wir arbeiten im Aubad-Ausschuss an dem Thema. Wir werden die Studienergebnisse einfließen lassen. Es ist wichtig, dass die Zahlen am Tisch liegen und wir fachlichen Input erhalten. Wir werden das Thema in der Region bestmöglich behandeln und eine Lösung finden."

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