Sternenkindergrab in Nußdorf am Attersee
Vorabendmesse und Segnung vom Sternenkindergrab in Nußdorf am Attersee

Das neue Sternenkindergrab am Friedhof in Nußdorf am Attersee. Entstanden auf Initiative von Maria Enzlmüller und Mundmaler Paulus Ploier. Links im Bild die Nussbaum-Bank. | Foto: ©Michael-Maritsch
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  • Das neue Sternenkindergrab am Friedhof in Nußdorf am Attersee. Entstanden auf Initiative von Maria Enzlmüller und Mundmaler Paulus Ploier. Links im Bild die Nussbaum-Bank.
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Am Friedhof in Nußdorf am Attersee ist etwas Neues, etwas ganz Besonderes, entstanden. Vielleicht wurde es auch schon entdeckt.
In Gedenken an alle Kinder, die viel zu früh von uns gegangen sind, ist auf Initiative von Maria Enzlmüller und dem Künstler, Österreichs bekanntesten Mundmaler, Paulus Ploier, der seit vielen Jahren Vollmitglied der Vereinigung der mund- und fußmalenden Künstler in aller Welt e. V. (VDMFK – www.vdmfk.com) ist, nach langer Planung und detailreicher Gestaltung durch viele Freiwillige und Sponsoren die Gedenkstätte, das „Sternenkindergrab“ am Friedhof vollendet worden.
Am Samstag, dem 12. August 2023 gibt es mit Beginn um 19 Uhr eine feierliche Vorabendmesse mit Krankenhausseelsorger Josef Schmidinger, musikalisch gestaltet von De Dasigen und Andi Neubacher und anschließender Segnung vom Sternenkindergrab sowie einer kleinen Agape am Kirchenplatz.
Viele sind betroffen, heute darf man darüber reden, aber früher wurde dieser Verlust oft totgeschwiegen und lastet immer noch schwer auf dem Herzen so mancher Mutter, so manchen Vater. Hier wurde ein Ort geschaffen, der zum Verweilen einlädt, an dem eine Kerze entzünden und oder einen Hinweis auf ein Sternenkind hinterlassen werden darf.
Die Gedenkstätte, bestehend aus unter anderem „Sieben graue Steinplatten“, welche im Grün eingebettet wurden und für das Leben und Sterben stehen (von der Erde kommen wir und zur Erde gehen wir), sowie „Zwei ineinander liegende Granitringe“, welche darauf hinweisen, dass das Leben nur aus einer Beziehung, aus einer Ver-Bindung entspringen kann (die liebende Vereinigung zweier Menschen ist die fruchtbringende Basis).
In der Mitte steht „Der eiförmige Basalt-Stein“. Der Basalt kommt vom Wort Basis. Dieses Gestein wird auch Erguss-Gestein genannt, da es der Vulkan mit seinem Entladen ergießt. In der Ferne tritt es in die Erde ein, kühlt ab und erhält so eine runde oder eiförmige Form. Die Zelle, die Eizelle, der Ursprung des Lebens.
Der zwischen den Granit-Ringen und dem Basaltstein aufgefüllte „Flusskies“ steht für das Wasser, für das Fruchtwasser, in dem wir heranwachsen und uns zum kleinen Menschen entwickeln.
Und dann die „Unsichtbare Verbindung Gestein – Baum“. Dem eiförmigen Basalt wurde die Spitze schräg abgeschnitten und dem Baumstamm das untere Ende. Der Abstand von circa 2 cm symbolisiert scheinbar darüber schwebend eine abrupte Unterbrechung, den Schock und das Trauma. Durch die Begegnung mit dem Tod verwandelt sich das Erwartungsglück in einen unbeschreiblichen Schmerz. Das Wechseln der Elemente von Stein zu Holz soll nochmals an die schmerzhafte Erfahrung des unvorhersehbaren Ein-Schnittes in das Leben, an diesen furchtbaren Cut und die damit verbundenen Veränderungen erinnern.
Beim Baum handelt es sich um einen „Nussbaum“, welchem die Äste geschnitten wurden, um annähernd das Aussehen eines Eierstockes zu formen. Die Wahl des Baumes fiel bewusst auf einen Nussbaum, um Nußdorf als Pfarrgemeinde hervorzuheben.
Die „rundförmige Glasplatte“, in der ganz reduziert und schemenhaft mit einer Spezialfarbe vom Mundmaler Paulus Ploier mundgemalt und ins Glas „eingebrannt ein Baby“ in der Astgabelung verankert liegt, symbolisiert die befruchtete Eizelle und mahnt wie zerbrechlich Glück und unsicher das Leben ist.
Da erscheinen die Äste wie flehende Hände gegen den Himmel gerichtet, all den Schmerz über einen tragischen Verlust dem Himmel, Gott zu geben. Das Element Glas als Eizelle und das Dach zeigt die Fragilität und Unkontrollierbarkeit denen wir im Leben ausgesetzt sind. Die Frage nach dem Urvertrauen, „Wird irgendwann alles gut?“, bleibt dabei nicht aus.
Die Gedenkstätte wird in der Nacht ganz dezent beleuchtet. Mit dieser dezenter Beleuchtung der Ruhestätte für die Sternenkinder wird veranschaulicht, wie schwer es in Momenten der Trauer fällt, Glaube, Hoffnung und Liebe zu spüren. Und doch wollen wir Gottes Kraft berühren. „Leuchte uns mit Deinem heilenden Licht“, „Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend werden“.
Die Erweiterung des Sternenkindergrabes durch die kleine, naturbelassene Holzbank, „die Nussbaum-Bank“, soll uns bewusst machen wie wichtig das Platz-Nehmen, das Inne-Halten im Hier und Jetzt ist, um Schmerz fließen zu lassen und wieder zu heilen. Mundmaler Paulus Ploier sagte: „Weine und öffne deine Hand, dann kann ich fliegen und ewig berühren meine Flügel dein Herz“.

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