Vortrag
Kufsteiner Nachtgespräch ging erstmals online über die Bühne

Das zehnte Nachtgespräch musste coronabedingt online per Live Stream abgehalten werden.  | Foto: Barbara Fluckinger
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Via Live-Stream hielt Georg Kaser, Professor für Klima- und Kryosphärenforschung, einen Vortrag zum Thema „Kurswechsel 1,5°C – Weltklima und Klimapolitik“. Seine Botschaft: Die Zeit drängt.

KUFSTEIN (bfl). Coronabedingt war das zehnte Kufsteiner Nachtgespräch bereits verschoben worden, nun konnte der Vortrag virtuell abgehalten werden. Kostenlos und über einen Live-Stream lauschten Interessierte am Donnerstag, den 25. März ab 19:30 Uhr den Worten von Georg Kaser.
Der Professor für Klima- und Kryosphärenforschung und derzeitige Dekan der Fakultät für Geo- und Atmosphärenwissenschaften an der Universität Innsbruck sprach über das Thema „Kurswechsel 1,5°C – Weltklima und Klimapolitik“ – dies von Südtirol aus. Zuschauer konnten während des Live-Streams über ein Chat-Fenster Fragen stellen, auf die Kaser nach dem Vortrag einging. Im Zuge der Online-Veranstaltung gab es zudem die Möglichkeit, für den Verein „Klimavolksbegehren“ zu spenden.

"Netto-Null" ist das Ziel

Kaser erklärte zu Beginn seines Vortrage Hintergründe, Zusammenhänge und Prozesse im Rahmen des Klimawandels. Fest steht dabei, dass der vom Menschen verursachte Klimawandel schneller voranschreitet als ursprünglich angenommen. "Es geht alles viel schneller, als wir uns das vorgestellt haben", sagt Kaser hinsichtlich des Anstiegs der globalen Mitteltemperatur.
In Paris haben die Regierungen der Staatengemeinschaft 2015 beschlossen, die Erderwärmung auf deutlich unter 2°C über dem vorindustriellen Wert zu begrenzen und möglichst 1,5°C nicht zu überschreiten.
Erreichen könne man dies aber nur, wenn man im Jahr 2050 die CO2-Emissionen auf "Netto-Null" bringt, betont Kaser. Bereits 2030 müsse man eine 45-prozentige Abnahme der CO2-Emissionen gegenüber des Jahres 2010 erreichen. "Diesen Weg muss man verfolgen, sonst kann man diesen Vertrag nicht einhalten", sagt Kaser, der im Vortrag verschiedene Szenarien skizzierte, mit denen das Klima möglichst stabil gehalten werden könnte. 

Foto: Barbara Fluckinger

Die Uhr tickt 

Die ernüchternde Erkenntnis, die der Vortragende den Zuhörern mitgab: Auch wenn man es schaffen würde, die Erwärmung auf 2°C einzugrenzen und damit eine Stabilisierung erreiche, wird der mittlere Meeresspiegelanstieg den Menschen künftig noch zu schaffen machen. Grund dafür sind die dahinschmelzenden Alpengletscher, die laut Kaser bereits so gut wie verloren sind. Eine seiner Kernbotschaften an die Zuhörer: Die Uhr tickt schon in Richtung zwölf, man muss sehr schnell etwas tun. 

Mehr zum Vortragenden

Als Gletscherforscher hat Georg Kaser sich zuerst mit heimischen Gletschern (Hintereisferner) beschäftigt und sich später den Gletschern in den Tropen zugewandt. Nach vielen Jahren der wissenschaftlichen Erforschung der Gletscher und des Klimas in der Cordillera Blanca sowie auf den Bergen Ostafrikas ist er zu detaillierten Prozess-Studien wieder auf den Hintereisferner zurückgekehrt.
Georg Kaser hat am vierten und fünften Sachstandsbericht des Weltklimarates IPCC ("Intergovernmental Panel on Climate Change") mitgearbeitet und ist nun auch im laufenden sechsten Berichtszyklus aktiv. Der Weltklimarat IPCC ist eine Institution der Vereinten Nationen und hat den Auftrag, den aktuellen Kenntnisstand zum Klimawandel zusammenzutragen und aus wissenschaftlicher Sicht zu bewerten. 

Aktuelle Nachrichten aus dem Bezirk Kufstein gibt‘s hier.
Alle Beiträge zum Thema Corona in Tirol gibt‘s hier.

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