Aktuell 15,3 Millionen Euro im Bezirk
NHT investiert und baut in sechs Gemeinden

Die Geschäftsführer der "Neuen Heimat Tirol", Hannes Gschwentner und Markus Pollo, gaben in Kufstein eine Jahresvorschau über die Projekte des gemeinnützigen Wohnbauunternehmens im Bezirk.
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  • Die Geschäftsführer der "Neuen Heimat Tirol", Hannes Gschwentner und Markus Pollo, gaben in Kufstein eine Jahresvorschau über die Projekte des gemeinnützigen Wohnbauunternehmens im Bezirk.
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Als "wichtiges Korrektiv des Wohnungsmarktes in Tirol“ sieht Geschäftsführer Markus Pollo die "Neue Heimat Tirol" (NHT): „Die Mieten in unseren Neubauten liegen um bis zu 50 Prozent unter dem Marktpreis.“ Baurekord 80 Jahre nach Gründung: Rund 500 neue Wohneinheiten sollen 2019 fertiggestellt werden, aktuell befinden sich knapp 800 Wohnungen in Bau. „Das ist ein neuer Höchststand. Wir bauen heuer voraussichtlich in bis zu 30 Tiroler Gemeinden zwischen Arlberg und Jochberg“, sagt NHT-Geschäftsführer Hannes Gschwentner.

KUFSTEIN (nos). Im Bezirk Kufstein investiert die NHT im Rahmen der laufenden Projekte heuer 80 Jahre nach Gründung rund 15,3 Millionen Euro. Neben den Südtiroler Siedlungen in Kufstein und Wörgl errichtet die NHT in Niederndorf 12, in Kundl 19, in Brixlegg 35 und in Oberau neun Wohnungen. 

Südtiroler Siedlungen in Kufstein und Wörgl

Die Neugestaltung der Südtiroler Siedlung im Kufsteiner Stadtteil Sparchen ist dabei das größte Bauprojekt im Bezirk für die nächsten Jahre. Insgesamt 700 Wohnungen sollen am bestehenden Standort binnen der kommenden 15 Jahre gebaut werden. Die NHT investiert hier rund 100 Millionen Euro. Der Sieger des Architektenwettbewerbs steht bereits fest, aktuell laufen die letzten Detailplanungen. Ein erster Spatenstich könnte im Frühjahr 2021 erfolgen, so Gschwentner.
Einen Schritt weiter ist man bereits in Wörgl: Am bestehenden Standort werden insgesamt 350 Wohnungen errichtet, die ersten 65 sowie ein Jugendtreff sollen Ende 2019 übergeben werden, anschließend beginnt der nächste Bauabschnitt. Mit der Kritik in Bezug auf die Umplanungen und Gebäudehöhen in Wörgl habe man sich eingehend auseinandergesetzt.

Niederndorf, Kundl, Brixlegg, Wildschönau

In Niederndorf wird derzeit eine neue, "kleine, feine Wohnanlage" mit zwölf Mietwohnungen errichtet. Die Übergabe erfolge zum Sommer hin, so GF Gschwentner.
Für die Gemeinde Kundl wird die NHT 19 betreubare Wohnungen errichten, man stehe unmittelbar vor Baubeginn am Areal des ehemaligen Altenwohnheims, für das ein Baurechtsvertrag geschlossen wurde. Im Erdgeschoß des Neubaus soll auch eine Arztpraxis für Fachärzte oder Allgemeinmediziner untergebracht werden.
Ein ähnliches Projekt ist mit dem "Generationenhaus" in Brixlegg bereits in Bau, wo auch der Sozialsprengel sowie eine Tagesheimstätte untergebracht werden. Hier entstehen 35 Wohneinheiten, ein Drittel davon werde explizit als betreubare Wohnungen angeboten.
In der Wildschönau kümmert sich die NHT derzeit um das Gemeindeamt mit neun Mietwohnungen. Die Fertigstellung ist bis zum Herbst 2019 vorgesehen. "Das Haus war eine Ruine, das muss man schon sagen", erklärt Gschwentner zur schwierigen Baumasse des denkmalgeschützten Gemeindeamts. Wenige Interessenten hätten sich gefunden dieses Projekt anzugehen, darum habe die NHT "den Joker gezogen die Gemeinden bei schwierigen Aufgaben zu unterstützen". GF Gschwentner: "Dem Bürgermeister zu helfen war mir schon ein Anliegen."

Baurekord im NHT-Jubiläumsjahr

1939 im "Dritten Reich" gegründet, um die Wohnungsnot in Innsbruck zu bekämpfen und Südtiroler Optanten eine Unterbringung zu geben, durchlief die NHT "eine sehr wechselhafte Geschichte", wie GF Gschwentner ausführt. Nach der Befreiung Österreichs vom Naziregime fiel der Republik die NHT als ehemaliges deutsches Vermögen zu, der Bund verkaufte im Jahr 1968 die "Neue Heimat Tirol" zu gleichen Teilen an das Land Tirol und die Stadtgemeinde Innsbruck um 40 Millionen Schilling.

"Mittlerweile – vorsichtig bilanziert – sind wir über eine Milliare Euro schwer", so Gschwentner. Insgesamt verwaltet die NHT aktuell über 14.700 Mietwohnungen für rund 32.000 Bewohner, was ungefähr der Einwohnerzahl der beiden Städte Kufstein und Wörgl entspricht. Rund 500 neue Wohneinheiten sollen 2019 tirolweit fertiggestellt werden, aktuell befinden sich knapp 800 in Bau. „Das ist ein neuer Höchststand. Wir bauen heuer voraussichtlich in bis zu 30 Tiroler Gemeinden zwischen Arlberg und Jochberg“, sagt Gschwentner zum Baurekord.
Als "wichtiges Korrektiv des Wohnungsmarktes in Tirol“ sieht Geschäftsführer Markus Pollo die NHT: „Die Mieten in unseren Neubauten liegen um bis zu 50 Prozent unter dem Marktpreis.“ Immerhin ist "leistbares Wohnen" nicht nur für die NHT "das Thema Nummer Eins" in Tirol, so Pollo auch mit Blick auf die Ergebnisse der Landesregierungsklausur in Sachen Vorbehaltsflächen. "Ein Riesenglück" habe man"gut bestückt durch's Land" als gemeinnütziger Wohnbauer mit den Mitteln aus der Wohnbauförderung.

Leistbares Wohnen und Eigentum

Eine wesentliche Rolle beim leistbaren Wohnen spielen die Grundstücks- und Baukosten, erläutern die Geschäftsführer, hier "müssen auch die Gemeinden dahinter sein". Besonders Baurechtsverträge würden von Grundeigentümern oft als "Gans die goldene Eier legt" begriffen, meint GF Pollo. Problematisch seien diese besonders bei der Errichtung von Wohneinheiten mit Kaufoption. Hier sei die NHT bedacht "Grund und Boden im Eigentum zu erwerben", denn "Eigentum ist für uns nach wie vor ein Thema", allerdings nicht in den Südtiroler Siedlungen, so Pollo. "Das sind die letzten großen Grundreserven der Neuen Heimat", erklärt der GF. Im Randbereich der Kufsteiner Siedlung sei allerdings mit der Stadtgemeinde besprochen worden Mietkauf-Optionen anzubieten, erinnert Gschwentner. Diese sollen im Rahmen der abschließenden Bauabschnitte gegen Projektende geschaffen werden – die BEZIRKSBLÄTTER berichteten.
"Positiv entwickelt" habe sich die Tiroler Bauordnung, findet Gschwentner, denn "es wird mehr bedarfsorientiert gebaut". "Durch den Wegfall der Tiefgaragenplätze kann man viel Geld sparen", erklärt er mit Blick auf ein Projekt in Baumkirchen. Ein Problem sei "das ganze Gutachterunwesen in der Bauvorbereitung". Markus Pollo ergänzt: "Wir haben angeregt, dass man sich eine neue Richtlinie ganz genau anschaut, und hinterfragt ob es Sinn macht, sie in die Bauordnung zu übernehmen."

"Unverfrorenheiten und Schmankerln"

Ein weiteres Diskussionsfeld mit den Gemeinden ist für die NHT die Befristung künftiger Mietverträge, auch wenn die Wohnungen von den Gemeinden vergeben werden. So plane man – abgesehen von "Umsiedlern" der Südtiroler Siedlungen, die bereits unbefristete Mietverträge haben – künftig generell erste Mietverhältnisse auf drei Jahre zu befristen und vor einer Verlängerung ohne Befristung einen Blick auf das Betragen des Mieters in der Hausgemeinschaft zu werfen. "
Für uns ist die soziale Durchmischung in unseren Wohnanlagen ein großes Thema, die Gemeinden vergeben aber oft an eine bestimmte Klientel und erzeugen damit Brennpunkte. Da sind wir in Gesprächen mit den Gemeinden, wie wir in Zukunft mit Befristungen umgehen", sagt Pollo. Man wolle die dreijährige Frist nutzen, um zu sehen, "ob sie (Anm. die neuen Mieter) in die Hausgemeinschaft passen". "Da geht es auch um den Umgang mit dem Gut das wir hier zur Verfügung stellen", ergänzt Gschwentner, "wir erleben da oft Sachen... Unverfrorenheiten und Schmankerln". In einigen Fällen habe die NHT bei Problemmietern wenig Handhabe zu delogieren, auch wenn es zu schwerer Sachbeschädigung oder ähnlichem komme.

"Wenn jemand einmal im Monat abends eine Party feiert, wird das sicher für eine Verlängerung des Mietverhältnisses keine Rolle spielen", beruhigt Pollo. Die GF wissen auch: Lärm ist der Beschwerdegrund Nummer Eins, wenn sich Mieter an die NHT wenden, "die Leute klopfen gar nicht mehr beim Nachbarn an, sondern beschweren sich bei uns". Über 60 Prozent aller Beschwerden hätten mit Lärm zu tun, sagen die GF.

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