Geschichte
Orkan hinterließ 1901 Verwüstung im Bezirk Kufstein

Von der Klimakrise und der Erderwärmung hörte man um die Jahrhundertwende 1900 sicher nicht viel doch sehr starke Unwetter in unserer Region gab es damals schon genug.  | Foto: Otto Hauser/Chronik Niederndorf
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  • Von der Klimakrise und der Erderwärmung hörte man um die Jahrhundertwende 1900 sicher nicht viel doch sehr starke Unwetter in unserer Region gab es damals schon genug.
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Ein furchtbarer Orkan sorgte vor 120 Jahren für grauenhafte Verwüstung in ganz Tirol. Vor allem aber im Bezirk Kufstein. 

BEZIRK KUFSTEIN (flo). Vor 120 Jahren war von der Erderwärmung und der Klimakrise sicher noch nicht viel zu hören, aber das Wetter hatte es um die Jahrhundertwende in Tirol und Umgebung damals mehrmals dermaßen in sich wie man es sich heute in unserer Region kaum mehr jemand vorstellen könnte. Ein gutes Beispiel dafür ist der extreme Orkan Ende Jänner des Jahres 1901. Dieser schier unglaubliche Sturm sorgte vom 27. auf den 28. Jänner 1901 um die 18 Stunden lang in Tirol und Umgebung für Verwüstung schrecklichen Ausmaßes. Laut alten Aufzeichnungen erreichte der Sturm gegen 5:15 Uhr am 28. Jänner seinen absoluten Höhepunkt und riss dabei den oberen Teil des Kundler Kirchturms herab, welcher auf die gerade erst neu erbaute Lourdeskapelle stürzte und diese zur Gänze zertrümmerte. Glücklicherweise gab es dabei allerdings keine Toten zu beklagen.

Zerstörte Dächer 

Auch die Gebäude der nahe gelegenen damaligen Dampfbrauerei Kundl (heutige Sandoz) wurden übel in Mitleidenschaft gezogen. Die Blechdächer wurden teilweise aufgerollt und manche sogar davongetragen. Weiters wurden einige Mauern verschoben oder gar eingedrückt und der große Kamin der Brauerei Restauration wurde ebenfalls umgerissen und fiel durch das Dach und die unteren Stockwerke in das Wohngebäude. Glücklicherweise gab es auch hier keine Todesopfer. Weitere Dächer in Kundl wurden ebenso beschädigt.

Wörgl und Söll schwer getroffen 

Im Nachbarort Wörgl wurde das Dach des erst am 7. Oktober 1900 eröffneten Krankenhauses beinahe völlig zertrümmert. "Wie traurig es nach dem Sturm in Söll aussieht kann man sich am leichtesten vorstellen wenn man sich denkt der ganze Ort sei abgebrannt", berichtete damals "Das interessante Blatt", eine Wiener Zeitung in ihrer Ausgabe vom 7. Februar 1901. Anscheinend war in Söll nach dem Sturm von einem Dach beinahe nirgends mehr eine Spur zu sehen, nur einige Dachstühle standen noch und deren Sparren waren auch furchtbar durcheinander gewürfelt. Das Dach des Söller Pfarrhauses, welches auf einer Anhöhe stand wurde 500 Meter weit davon geweht. Nicht einmal die ältesten Bewohner der kleinen Tiroler Gemeinde hätten sich daran erinnert jemals sowas erlebt zu haben, hieß es. Neben den Gebäuden wurden auch zahlreiche Obstbäume, hundertjährige Eichen sowie ganze Waldflächen von dem Orkan einfach entwurzelt zurückgelassen.

Trümmerhaufen in Niederndorf und Walchsee 

Die Spur der Verwüstung war auch in der Unteren Schranne und Bayern unübersehbar. Während Kufstein glimpflich mit argem Donner und Blitzen bis in den Morgen davonkam wurden in Niederndorf und Walchsee ebenfalls mehrere Häuser ihrer Dächer beraubt. Niederndorfs Ortschronist Otto Hauser weiß zu berichten, dass es um die Jahrhundertwende in der Unteren Schranne mehrmals zu verheerenden Unwetterkathastrophen kam. Wie sehr alte Fotos zeigen, wurde besonders das Kalk- und Zementwerk Pullofen im Niederndorfer Ortsteil Sebi im Jahre 1899 sehr stark in Mitleidenschaft gezogen.

"Hätte dieser Sturm 24 Stunden angehalten dann wären sicher sämtliche Orte des Tiroler Unterinntals in Trümmerhaufen verwandelt worden",

mutmaßte "Das interessante Blatt" abschließend, wobei sich allein der Schaden in Tirol auf geschätzte 100.000 Kronen belief. 

Die aktuellsten Meldungen aus dem Bezirk Kufstein findest du hier. 

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