"Haben Angst um unser Leben"

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KIRCHBICHL (mel). Zahlreiche Bürger und Gemeinderäte versammelten sich vergangene Woche im Feuerwehrhaus Kastengstatt. Grund dafür war der Infoabend einer Bürgerinitiative, die die Abwanderung des Gaswerks Primagaz fordert.
Als mit Juni dieses Jahres die Neuerungen des Seveso III-Gesetzes in Kraft getreten sind, gingen die Wogen bei Anrainern von Gefahrenbetrieben hoch.

Grundstücke durch Novelle "entwertet"

Durch die Gesetzesanpassung ist es zu Einschränkungen für die Menschen in der Nähe solcher Betriebe, in Kirchbichl betrifft das einen Umkreis von 300 Metern um die Firma Primagaz, gekommen. So gibt es etwa verschärfte Auflagen bei Bauvorhaben und die Einwohnerzahl im betroffenen Bereich darf sich um nicht mehr als zehn Prozent erhöhen. "Das Bauverbot kann umgangen werden, aber unsere Grundstücke sind entwertet. Und wir wollen nicht länger in ständiger Gefahr leben", erklärt Anrainer Gerhard Thaler.
Für die Nachbarn gebe es demnach nur eine Option: die Abwanderung der Firma Primagaz. Die Bürger stehen bereits in Kontakt mit einer ähnlichen Initiative in Linz. "Es geht um unsere Sicherheit. In der heutigen Zeit kann es jederzeit zu einem Anschlag, Bürgerkrieg oder einem Brand kommen", merkte eine Nachbarin an.

Gemeinde nicht informiert

Bürgermeister Herbert Rieder kann die Ängste der Anwohner verstehen und sagte ihnen seine Unterstützung zu. "Die Gemeinde wurde vom Land nicht informiert und mit Seveso einfach überrollt", beklagt Rieder. Auch er stehe für eine Abwanderung, "aber ohne Gesetzesgrundlage können wir das Gaswerk nicht einfach rausschmeißen".
Die Gemeinde hat bereits mit der Firma Primagaz gesprochen. "Absiedeln will der Betrieb zwar nicht, ist aber bereit, uns entgegenzukommen." So wurden seitens des Gaswerks bereits erste Maßnahmen, wie die Reduzierung der Behälter sowie die Entsorgung von altem Material, umgesetzt. Primagaz-Geschäftsführerin Kerstin Büdel ließ sich bei der Veranstaltung entschuldigen, erklärte aber schriftlich, dass sie für einen Gesprächstermin mit den betroffenen Bürgern gerne bereit sei.

Task-Force und Gutachten gefordert

Die Anrainer fordern nun ein umfassendes Sicherheitskonzept und ein Gutachten für die Feststellung des Vermögensverlustes. Bezahlen soll dies entweder die Firma Primagaz oder die Gemeinde Kirchbichl.
Auch wird im Jänner eine Task Force mit Vertretern der Gemeinde und der Anrainer gegründet. Diese Gruppe soll die Absiedelung von Primagaz sowie eine Prüfung aller Maßnahmen dazu besprechen. "Wir haben nur eine minimale Chance, aber wir geben keine Ruhe, ehe unser Problem gelöst ist", sagt Anrainer-Sprecher Roland Ponholzer.

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