Fusels Favoriten: Mit Blind Petition-Gründer Hannes Bartsch unterwegs im Zehnten

Hannes "Fusel" Bartsch tourt gern mit dem Fahrrad durch seinen Heimatbezirk Favoriten. | Foto: Arnold Burghardt
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  • Hannes "Fusel" Bartsch tourt gern mit dem Fahrrad durch seinen Heimatbezirk Favoriten.
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Sie sind in Niederösterreich aufgewachsen. Wie war es für Sie, nach Wien zu ziehen?
Die ersten neun Jahre bin ich bei meinen Großeltern aufgewachsen, in den Ferien war ich aber oft bei meinen Eltern in Wien. Als ich dann endgültig hierher gezogen bin, war das eine gewaltige Veränderung: In Wien haben die Uhren schon damals anders getickt (lacht).

Wie schnell hatten Sie sich eingelebt?
Ich war ein totaler Fan von Wien. Damals war der Zehnte bei der Spinnerin am Kreuz wirklich noch Vorstadt. Oben, wo das Cola-Werk war, gab es eine Schottergrube und auf der anderen Seite eine Lehmgrube. Da hattest du als Kind irrsinnig viele Freiheiten. Mit dem Rad bist du zehn Minuten gefahren und dann warst du eh wieder am Land.

Wie sind Sie dann zur Musik gekommen?
Irgendwann hörte ich die Stones und The Who im Radio. Mit zehn Jahren habe ich mir dann zu Weihnachten eine Gitarre gewünscht und auch bekommen. Von dem Augenblick an, an dem ich die Gitarre bekommen hatte, war klar, dass ich einmal Gitarrist werden würde. Da gab es keine Alternative (lacht). Ich wollte Gitarrist werden und Reisender, deswegen bin ich später auch zur ÖBB gegangen. Mit 25 Jahren hatte ich dadurch schon fast ganz Europa gesehen.

Wann hatten Sie die Idee, eine Band zu gründen?
Ich habe jemanden kennengelernt, der mir gegen ein Packerl Zigaretten in der Stunde das Gitarrespielen beigebracht hat. Mit ihm und einem Schulkollegen, der Schlagzeug spielte, habe ich 1974 Blind Petition gegründet. Gemeinsam klapperten wir alle Kellerlokale im Bezirk ab und traten dort gegen ein paar Getränke auf. Viele von diesen Lokalen gibt es heute gar nicht mehr, die meisten sperrten Ende der 70er, Anfang der 80er zu.

Als Sie Blind Petition damals gegründet haben, haben Sie damit gerechnet, dass ihr über 40 Jahre später noch immer auf der Bühne stehen würdet?
Nein, überhaupt nicht! Ich habe gedacht: "Uns muss es so lange geben, bis wir ein paar Band-Fotos machen können, damit ich eine Erinnerung habe." Als ich die erste eigene Platte in meinen Händen hielt, dachte ich, dass ich schon mehr erreicht habe, als ich eigentlich wollte.

Ihr habt sicher viel erlebt im Zehnten: Was sind so die ersten Anekdoten die Ihnen zu Blind Petition und Favoriten in den Sinn kommen?
Es gab in den 70ern damals viele Musiker in Favoriten, Drahdiwaberl und viele mehr. Favoriten war eine richtige Hochburg: Aus jedem zweiten Keller hat es herausgescheppert. Wir haben uns in den Proberäumen gegenseitig besucht und viel Spaß gehabt.

Was sind Ihre Lieblingsplätze in Favoriten?
Was mich immer fasziniert, sind Bahnhöfe – ich war ja lange bei der ÖBB. Mir gefällt der neue Bahnhof gut, der hat etwas Internationales: Man weiß, da kommt man überall hin. Dort bekomme ich Fernweh!

Wo sind Sie noch gerne?
In Oberlaa besuche ich gern die Heurigen. Besonders in Fritzi's Steirereck bin ich oft anzutreffen, da habe ich sogar meinen eigenen Stammplatz an der Bar. Und ich mag den Böhmischen Prater: Dort kann ich spazieren gehen und es ist noch alles schön ursprünglich. Ich spaziere oft durch den Bezirk oder fahre mit dem Rad. Da kommen mir die besten Ideen für Songs.

Blind Petition hat aktuell ein Live-Album am Start. Was können Sie darüber erzählen?
Die Idee, ein Unplugged-Album aufzunehmen, kam eigentlich von Helmut Bibel, einem guten Freund von mir, der früher auch bei Supermax und Falco gespielt hat. Erst war ich nicht so überzeugt, aber mit der Zeit wurde die Idee immer verlockender. Es gefällt mir gut, dass wir nach den Aufnahmen bis auf die Lautstärken nichts mehr am Material verändert haben. Dadurch wirkt das Album sehr authentisch. Aufgenommen haben wir das Album übrigens in Favoriten: im Stellwerk XII. Ich traue mich fast nicht sagen, dass wir vor der Aufnahme nur zwei Mal geprobt haben: bei der ersten Probe die eine Hälfte des Sets, bei der zweiten die andere (lacht).

Ihr Sohn Harald spielt Schlagzeug bei Blind Petition. Ist es schwierig, als Vater und Sohn in einer Band zu spielen?
Mit drei Jahren hat er begonnen, Schlagzeug zu spielen. Ich habe ihn, als er alt genug war, hin und wieder im Studio und auf der Bühne in die Band eingebaut. Die letzten beiden Alben hat er schon komplett eingespielt. Wir trennen die Rollen strikt: Entweder wir sprechen als Familienmitglieder miteinander oder als Mitglieder der Band. Wenn wir mit der Band unterwegs sind, gilt die Vaterrolle überhaupt nicht. Er ist ja auch schon Volljährig, so ist es ja nicht (lacht).

Wenn man so oft auf der Bühne steht wie Blind Petition, macht es einem dann noch Spaß?
Je öfter ich auf der Bühne bin, desto besser ist es. Ich spiele ja nicht für mich selbst, ich möchte unseren Fans eine Freude machen! Wir wollen die Leute unterhalten. Wir stellen auch keinen politischen Anspruch. Dass wir die Welt verändern, das habe ich mir abgeschminkt. Bis 30 dachte ich, ich könnte die Welt verändern. Heute bin ich der Meinung: Ich bin froh, wenn die Welt nicht mich verändert.

Zur Person: Hannes "Fusel" Bartsch

Hannes "Fusel" Bartsch ist Mastermind der 1974 gegründeten Wiener Hardrock-Formation Blind Petition. Gemeinsam mit Planet Music-CEO Josef "Muff" Sopper rief er Ende der 80er-Jahre das ehemalige Rockhaus in der Adalbert-Stifter-Straße ins Leben und gab damit österreichischen Bands einen Raum für ihre Auftritte. Mit Blind Petition hat der Favoritner derzeit das Live-Album "Law & Order Unplugged Live" am Start.

Aus unserem Archiv:
* "Law & Order Unplugged Live": Neues Album der Wiener Rock-Urgesteine Blind Petition
* "Keine Gnade!": Die Geschichte von Blind Petition

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