Psychisch kranke Menschen sorgen für Nachbarschaftsdramen

Stalking, Drohungen und mehr: Viele Nachbarschaftskonflikte gehen auf psychische Erkrankungen zurück. | Foto: Fotolia/Jürgen Fälchle
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  • Stalking, Drohungen und mehr: Viele Nachbarschaftskonflikte gehen auf psychische Erkrankungen zurück.
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Eine Frau stößt – offensichtlich im Bann ihrer psychischen Krankheit – ihre betagte Nachbarin die Stiege hinunter. Die verletzt sich schwer und lebt seitdem in ständiger Angst, dass sich der Vorfall wiederholen könnte. Die Frau wurde zwar in die Siegmund-Freud-Klinik überstellt, nach einer Behandlung und der Einstellung auf ihre Medikamente wird sie allerdings wieder nach Hause entlassen. Man darf fast davon ausgehen, dass sich das Drama wiederholen        wird ...

Das bestätigt auch Jutta Dier, Leiterin des Friedensbüro, die erste Anlaufstelle bei Nachbarschaftskonflikten: "Es basiert ja alles auf dem Prinzip der Freiwilligkeit, deshalb lässt sich auch nicht kontrollieren, ob psychisch kranke Menschen ihre Medikamente regelmäßig nehmen oder ob sie sich gerade wieder in einer schwierigen Phase befinden." Die Tendenz solcher Probleme ist definitiv steigend, das bestätigt auch Dier: "Im gesamten Vorjahr hatten wir 28 solcher Fälle, heuer waren es im ersten Halbjahr schon weit über 30 Fälle." Und diese Fälle sind vielfältig: Das reicht von Beschimpfungen und Bedrohungen über Stalking und Menschen, die in der Nacht lauthals am Balkon schreien bis hin zu Sachschäden und der oben zitierten körperlichen Gewalt.

Lösungen sind derzeit nicht in Sicht: Die Polizei kann nur bei einer akuten Gefährdung einschreiten, die Betreuung durch Sozialarbeiter bedarf der Zustimmung des Betroffenen, für ambulante Nachbetreuungen gibt es monatelange Wartezeiten. Und Konfliktvermittlungen wie jene des Friedensbüros sind ohne Paktfähigkeit der Beteiligten ebenfalls vergebliche Liebesmüh. "Außerdem sind wir keine Experten für psychische Erkrankungen", ergänzt Dier.

"Das ist leider ein Bereich, der bei all den Reformen im Gesundheitsbereich leider übersehen wird", kritisitert Gemeinderat Thomas Rajakovics in seiner Funktion als Sozialsprecher der ÖVP. Aus seiner Sicht braucht es verschiedenste Lösungsansätze. Zum einen wäre dies zusätzliche Wohngemeinschaften: "So hart es klingt, aber diese Menschen in ihrem Krankheitsbild sind der Allgemeinheit leider nicht zumutbar." Zum anderen müssten neue Systeme greifen: "Gerade Entwicklungen wie die Telemedizin können hier für bessere Betreuung und Kontrolle der Patienten sorgen."

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