Zuschauerspektakel
70 Meter langer Sondertransport quetschte sich durch Landeck
Ein nicht alltägliches Spektakel gab es am Montagabend in Landeck. Ein 70 Meter langer und 155 Tonnen schwerer Sondertransport fuhr durch die engen Straßen der Stadt. Transportiert wurde das erste von drei Trafoteilen für das neue Umspannwerk Nauders.
LANDECK, NAUDERS (otko). "Was ist denn hier los?", "Ist etwas passiert?" oder "Das wird sich nie ausgehen" war am Montagabend (05. September) auf den Landecker Straßen zu hören. Zahlreiche Schaulustige verfolgten den Transport des ersten von drei Trafoteilen für das neue Umspannwerk Nauders der Austrian Power Grid (APG). Von Familien mit Kindern bis hin zu den Vertretern der Stadtpolitik wurde regelrecht an der Route des Schwertransporters mitgefiebert.
Viel Präzision und Fingerspitzengefühl
Start für den Transport war vor sechs Tagen im Siemens-Werk im steirischen Weiz, von dort ging es per Bahn nach Landeck-Zams. Dort wurde der Koloss mit einem Kran auf einen Schwertransporter gehoben. Kurz nach 21 Uhr setzte sich am Bahnhof der 70 Meter lange Transporter mit seiner 155 Tonnen schweren Fracht mit den zwei Zugmaschinen in Bewegung. Begleitet wurde er von zahlreichen Fahrzeugen und der Polizei. Was folgten, waren Straßensperre und Verkehrsbehinderungen.
Bei der Bahnübersetzung mussten extra Teile der Schrankenanlage und Zäune demontiert werden. Auch galt es noch die Durchfahrt eines Railjets abzuwarten, erst dann konnte der Strom von der Oberleitung abgeschaltet werden. Gerade die beiden Kreisverkehre und die scharfe Kurve bei der Bahnübersetzung in der Äußeren Malserstraße verlangten von den Fahrern viel Präzision und Fingerspitzengefühl ab.
Nach der Durchquerung der Begegnungszone wurde auch die Engstelle beim Schwarzen Adler ohne Probleme durchfahren und weiter ging es durch die neue Schlossgalerie. Gegen 22.30 Uhr war das Spektakel in Landeck nach rund eineinhalb Stunden auch schon wieder vorbei und die Straßen leerten sich. Gegen Mitternacht erreichte der Schwertransporter sein erstes Etappenziel in Ried im Oberinntal.
Zwei weitere Transporte an den kommenden Montagen
Fortgesetzt wird der Transport auf der Reschenstraße am Dienstagabend. Die geplante Abkunft ist um rund 23.00 Uhr im Umspannwerk (UW) Nauders. Dort wird der erste Teil des neuen Tranformators vom Transporter entladen, auf spezielle Schienen gestellt und schließlich auf sein Fundament gezogen. Bis 20. September sollen die zwei weiteren Transporte der Trafoteile vom Bahnhof Landeck-Zams bis Nauders abgewickelt werden – anschließend wird der 380/220-kV-Transformator fertig gestellt.
"Fertig installiert und aufgerüstet beträgt das Gesamtgewicht des Transformators rund 740 Tonnen. Er wird mit seiner Leistung von 480 Megavoltampere die Übertragungskapazität der APG erhöhen und somit zur sicheren Stromversorgung Österreichs und der Region beitragen. Im Oktober werden zwei zusätzliche tonnenschwere 220-kV-Phasenschieber-Transformatoren und eine 220-kV-Öl-Drossel in das Umspannwerk transportiert",
informiert Fritz Wöber von der APG.
Neue Stromverbindung am Reschenpass
Das Umspannwerk Nauders ist Kernstück einer neuen Stromverbindung zwischen Italien (UW Glurns im Vinschgau) und Österreich (UW Nauders). Auf dieser Strecke wird vom österreichischen Übertragungsnetzbetreiber APG und dem italienischen Übertragungsnetzbetreiber Terna eine 220-kV-Leitung errichtet. Auf österreichischer Seite wird vom UW Nauders bis zur Staatsgrenze eine einsystemige 220-kV-Hochspannungskabelanlage gebaut. Mit dem neuen 380/220-kV-Transformator wird diese neue Leitung in eine bereits bestehende, bis in das APG-Umspannwerk Westtirol verlaufende, 380 kV-Leitung der APG eingebunden. Insgesamt werden in Nauders von der APG rund 91,5 Millionen Euro investiert - die Inbetriebnahme ist Ende 2023 geplant.
Mit der neuen Leitung, dem neuen Transformator (das Herzstück des UWs) und dem neuen Umspannwerk werden die Übertragungskapazitäten zwischen Österreich und Italien deutlich erhöht. Für das Erreichen der Energiewende ist das von enormer Bedeutung: Die intensive Nutzung von Wasserkraft in der westlichen Alpenregion Österreichs und der angestrebte weitere Ausbau der Erneuerbaren Energien in Italien und Europa führen zu einem verstärkten Austausch zwischen den Ländern in der Alpenregion. Und um das managen zu können, bedarf es neuer Leitungs- und Umspannwerkskapazitäten.
Langfristig ermöglicht dieses Projekt durch entsprechende Platzreserven auch eine zusätzliche Netzabstützung für die Tinetz-Tiroler Netze GmbH.
Das könnte auch dich interessieren:
Mehr News aus dem Bezirk Landeck: Nachrichten Bezirk Landeck
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.