Buchpräsentation
"Alles richtig gemacht" in Ischgl?

In den nationalen und internationalen Medien wurde Ischgl als "Corona-Hotspot" tituliert. | Foto: Othmar Kolp
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ISCHGL, WIEN (otko). Publizist und Blogger Sebastian Reinfeldt gibt in seinem Buch "Alles richtig gemacht? Ischgl und die Folgen" neue Einblicke in das Geschehen im Frühjahr.

Ein gallisches Dorf

"Alles richtig gemacht". Dieser mehrfach wiederholte Satz von Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg in einem ZIB2-Interview über das Corona-Krisenmanagement der Tiroler Behörden in Ischgl ist nun zu einem Buchtitel geworden. In abgewandelter Form ist dazu vom Publizist und Blogger Sebastian Reinfeldt ein Buch mit dem Titel " Alles richtig gemacht? Ischgl und die Folgen" (BoD - Books on Demand) erschienen, das ganz neue Einblicke in das Geschehen in Ischgl im Frühjahr geben soll.
Im Rahmen einer Online-Pressekonferenz des Verbraucherschutzvereins (VSV) wurde das druckfrische Buch vorgestellt. Politikwissenschaftler Reinfeldt hat in seinem 150-Seiten-Werk anhand von Dokumenten und zwei Vor-Ort-Besuchen eine detailliert recherchierte Chronologie vorgelegt.

"Ischgl, Tirol und die österreichische Bundesregierung haben nicht alles falsch gemacht. Der größte Fehler ist aber, dass sie sich einigeln und als gallisches Dorf sehen. Mein Anspruch war es herauszufinden, warum Ischgl zum Corona-Superspreader mit 11.000 infizierten Menschen wurde und nachweislich 32 Menschen an den Folgen verstorben sind."

"Alles richtig gemacht? ischgl und die Folgen" von Sebastian Reinfeldt ist bei Bod - Books on Demand erschienen.  | Foto: Screenshot/ Books on Demand
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"Vertrauen den Behörden zu 100 Prozent"

Die Ereignisse des 5. und 8. März und deren Umgang damit stehen für ihn symptomatisch für das Versagen. Da ist die bereits viel zitierte Pressemeldung des Landes Tirol, dass sich die isländischen Urlauber nicht in Ischgl sondern im Flugzeug auf der Rückreise infiziert haben sollen. "Das war keine fachliche Fehleinschätzung, sondern passierte wider besseres Wissen. Das Virus grassierte schon sei Februar in Ischgl. Auch die Warnungen der Gesundheitsbehörde aus Island sowie eine Beschwerde einer niederländischen an den Tourismusverband wurden negiert. Die Antwort des TVB an die Touristin ist für mich ein Symbol für den Umgang damit in Ischgl und Tirol: 'Wir vertrauen unseren Behörden zu 100 Prozent'", so Reinfeldt.
Auch die viel kritisierte Pressemeldung des Landes vom 8. März zum infizierten "norwegischen Barkeeper" des Kitzloch ist für Reinfeldt ein weiteres Indiz. "Zur Klarstellung, der Mann hat dort als Kellner gearbeitet und kommt aus Deutschland. In der Aussendung behauptete Anita Luckner-Hornischer von der Landessanitätsdirektion , dass eine Übertragung des Coronavirus auf Gäste der Bar aus medizinischer Sicht eher unwahrscheinlich sei. Es gibt also keinen Grund zur Beunruhigung. Das war aber medizinisch falsch und entgegen der Fakten, da den Behörden bereits infizierte Gäste bekannt waren." Laut dem Bericht der Untersuchungskommission unter dem Vorsitz von Roland Rohrer hätte hier die Saison beendet werden müssen. Stattdessen habe man sich an die Kommunikationslinie gehalten, dass es keinen Virus in Ischgl gebe – auch am 10. März habe es dazu noch keinen Hinweis auf der Homepage gegeben.

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Bisher keine Lehren gezogen

Am 13. März verkündete dann Bundeskanzler Kurz um 14 Uhr in einer Pressekonferenz die Quarantäne über das Paznaun und St. Anton am Arlberg. Dies geschah ohne Absprache mit den lokalen Behörden. Gleichzeitig hatte bereits LH Günther Platter das Ende der Wintersaison in Tirol verkündet. "Im Gegensatz zu St. Anton am Arlberg verfügen die Ischgler Touristiker vor der Verhängung der Quarantäne aber über exklusive Infos, da sie weiterhin von einer ungehinderten Ausreise sprachen. Viele Leute sind dann schnell weg, obwohl sie im Quarantänegebiet hätten belieben müssen."
Als Fazit bleibt für ihn, dass aus der Causa Ischgl bisher keine Lehren gezogen wurden. Sämtliche Personen seien noch in derselben Verantwortung und es gab auch keine Rücktritte. "Das Image geht vor Gesundheit, das Geschäft geht vor Menschlichkeit und Empathie. Es fehlt eine Entschuldigung oder ein geändertes Tourismuskonzept. Ischgl ist auf Massentourismus ausgerichtet und ich kann mir nicht vorstellen, dass Massentourismus ohne Infektionen geht", zieht Reinfeldt für sich eine eher ernüchternde Bilanz. Weitere Infos finden Sie auf: www.allesrichtiggemacht.at.

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