Weltfrauentag
Arbeitslosigkeit bei Frauen im Bezirk Landeck über Vorkrisenniveau

Cornelia Sumerauer, Gleichbehandlungsbeauftragte für den Arbeitsmarkt beim AMS Landeck, vor der Fraueninfoecke. Hier finden Frauen die aktuellen Informationen zu Berufseinstieg, Weiterbildung und Erwerbsleben. | Foto: AMS Landeck
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BEZIRK LANDECK. Im Jänner 2022 waren 10.979 Frauen beschäftigt, dem standen 216 Arbeitslose Frauen gegenüber. Das sind um 65 mehr als im Jahr 2020, vor Ausbruch der Pandemie. Das AMS Landeck fördert Frauen mit einem arbeitsmarktpolitischen Programm.

Arbeitsmarkt: Pandemie machte Frauen zu "Verliererinnen"

Corona hat die Situation der Frauen am Arbeitsmarkt verschärft. Vor allem im Bezirk Landeck, wo sie großteils im Fremdenverkehr tätig sind. Explodierende Arbeitslosenzahlen mit Höchststand von 29,4 Prozent im April 2020 unterstreichen die Abhängigkeit der Frauen vom Tourismus. Die laufenden Lockdowns und die anhaltende Arbeitslosigkeit verschärften die bereits vorhandene Benachteiligung der Frauen am Landecker Arbeitsmarkt und machte sie zu den großen „Verliererinnen“.
Seit Jahren sind die eingeschränkten Kinderbetreuungsmöglichkeiten, die geringe Mobilität (kein zweites Auto, keine idealen Busverbindungen), sowie mangelnde Qualifikationen und gerade bei Migrantinnen, die nicht ausreichenden Deutschkenntnisse ein Grund dafür, dass Frauen immer wieder schlecht bezahlte Hilfstätigkeiten auf Teilzeitbasis annehmen.

"Dem AMS Landeck ist die prekäre Situation der Frauen durchaus bewusst. Dem gilt es entsprechend entgegen zu wirken. Alleine im Jahr 2021 haben wir 67,91 Prozent des Förderbudgets für Frauen aufgewendet. 1.243 Förderungen konnten somit zugesagt werden. Damit dies professionell geschieht, gibt es in der Geschäftsstelle eine eigene Gleichbehandlungsbeauftragte für den Arbeitsmarkt",

erläutert Gerhard Kubin, AMS Geschäftsstellenleiter.

Gerhard Kubin, Leiter AMS Landeck: "Alleine im Jahr 2021 haben wir 67,91 Prozent des Förderbudgets für Frauen aufgewendet." | Foto: Othmar Kolp
  • Gerhard Kubin, Leiter AMS Landeck: "Alleine im Jahr 2021 haben wir 67,91 Prozent des Förderbudgets für Frauen aufgewendet."
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Cornelia Sumerauer unterstützt in Ihrer wichtigen Funktion die Geschäftsleitung und ist für die Förderung der Gleichstellung und für den Abbau von (Mehrfach-) Diskriminierungen am Arbeitsmarkt zuständig. Sie macht geschlechtsspezifische Unterschiede zwischen Frauen und Männern im Berufsleben sichtbar.

„Ich arbeite laufend an der Weiterentwicklung des arbeitsmarktpolitischen Frauenprogramms mit. Die Umsetzung erfolgreicher Programme, wie FiT-Frauen in Handwerk und Technik aber auch der Wiedereinsteiger_innen Kurs liegt mir persönlich am Herzen. Der Auf- und Ausbau des Frauenberufszentrums Landeck sowie die Teilnahme an Netzwerktreffen runden meine Tätigkeit ab. Verbesserungspotentiale und neue Ideen werden gemeinsam mit dem Führungsteam besprochen, und rasch umgesetzt",

resümiert Cornelia Sumerauer.

Cornelia Sumerauer, Gleichbehandlungsbeauftragte für den Arbeitsmarkt beim AMS Landeck, vor der Fraueninfoecke. Hier finden Frauen die aktuellen Informationen zu Berufseinstieg, Weiterbildung und Erwerbsleben. | Foto: AMS Landeck
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Zahlreiche Förderinstrumente für Frauen

Das gleichstellungspolitische Ziel des AMS, Frauen zum Ausgleich der bestehenden Ungleichheiten am Arbeitsmarkt stärker zu fördern, wird durch ein umfangreiches arbeitsmarktpolitisches Frauenprogramm unterstützt.

"Diese Gleichstellungsziele beziehen sich auf die Erwerbsintegration von Frauen, die Vermeidung von Arbeitslosigkeit und den verbesserten Zugang von Frauen zu allen Berufen und Positionen, um existenzsichernde Beschäftigung sicherzustellen. In diesem Rahmen bietet das AMS Landeck die Programme 'Wiedereinstieg mit Zukunft', 'Frauen in Handwerk und Technik' und das 'Frauenberufszentrum' an. Auch die Möglichkeit der Höherqualifizierung durch 'Kompetenz mit System' kommt speziell Frauen entgegen. Damit bieten wir eine breite Angebotspalette für verschiedene Zielgruppen von Frauen",

betont Sumerauer.
Diese wichtigen Förderinstrumente bieten den Frauen Hilfe und Unterstützung: sei es um sich klar zu werden, wo der berufliche Weg hingeht, Bewerbungstrainings, Computertraining durch CORA oder um das nötige Selbstvertrauen wiederaufzubauen.

AMS Landeck: Die laufenden Lockdowns und die anhaltende Arbeitslosigkeit verschärften die bereits vorhandene Benachteiligung der Frauen am Landecker Arbeitsmarkt und machte sie zu den großen „Verliererinnen“. | Foto: Othmar Kolp
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Frauen verdienten 2020 um 15,2 Prozent weniger

Frauen verdienen für gleiche Arbeit weniger als Männer (Gender Pay Gap): 2020 verdienten ganzjährig vollzeitbeschäftigte Frauen um 15,2 Prozent weniger als ganzjährig vollzeitbeschäftigte Männer. Die Berufswahl wird nach wie vor durch Geschlechterstereotype geprägt: 2020 waren die drei häufigsten Lehrberufe von jungen Frauen Einzelhandel, Bürokauffrau und Friseurin. Die jungen Männer hingegen wählten hauptsächlich Lehrberufe aus dem handwerklich-technischen Bereich: Metalltechnik, Elektrotechnik und KFZ-Technik. Frauen in Handwerk und Technik ist ein wichtiges Instrument, wo sich Frauen in technischen Berufen ausprobieren können und in sicheren Ganzjahresjobs Fuß fassen können, der meist besser bezahlt ist.

Landecker Frauen von der Corona-Krise stärker betroffen

Massiver "Gender Pension Gap"

Ebenfalls darf man den Blick Richtung Zukunft, Pension nicht außer Acht lassen. Noch immer tragen Frauen hauptsächlich die Last, Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen. Sie verkürzen ihre Arbeitszeit ohne Lohnausgleich, um die unbezahlte Sorge- und Haushaltsarbeit zu leisten. Dies wiederum führt zu hohen Teilzeitquoten bei Frauen und einem massiven "Gender Pension Gap": Frauen erhalten um 41,6 Prozent weniger Pension als Männer. Im Jahr 2021 fiel der Equal Pension Day auf den 01. August. Frauen bekommen demnach durchschnittlich 851 Euro im Monat weniger Pension als Männer. Vorarlberg verzeichnete den frühesten Equal Pension Day 2021 am 08. Juli, Wien verzeichnete am 06. September den spätestens Equal Pension Day 2021. Wie der allgemeine Einkommensbericht 2020 des Rechnungshofs zeigt, ist die atypische Beschäftigung stark weiblich geprägt ist. 2019 waren nur 33,1 Prozent der Vollzeitbeschäftigten Frauen. Im Gegenzug waren nur 19,8 Prozent der Teilzeitbeschäftigten Männer. Es ist wichtig, möglicher Altersarmut entgegenzusteuern – im hier und jetzt - und Personen darüber zu informieren.

Braucht es noch mehr Förderungen für die Frauen am Landecker Arbeitsmarkt?

Das AMS Landeck hat hierzu auch ein Projekt geplant, wo Fachexperten darüber informieren, was es bedeutet in atypische Dienstverhältnisse zu arbeiten. Ausbildung heißt Berufsschutz, höheres Gehalt, höhere Beitragszahlungen, höhere Pension. Mögliche Fallen dabei sind geringfügige Beschäftigung, nicht versicherte Schwarzarbeit und somit keine Pensions- und Arbeitslosenversicherung. Achtung auch vor langer Teilzeitarbeit oder Erwerbsunterbrechungen. Auch eine interessante Option, die leider wenig in Anspruch genommen wird, ist das seit 2005 mögliche Pensionssplitting.
Das AMS Landeck wirkt aktiv auf die Arbeitsmarktpolitik im Bezirk im Hinblick auf eine Gleichstellung ein. Saisonale Arbeitslosigkeit gepaart mit Teilzeitbeschäftigung sind die großen Fallen für Frauen.

Landecker "Kompetenzzentrum Gastro" als Pilotprojekt
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