Krankenhaus Zams
Opferschutzkooperationsprojekt mit Polizei und Rettung
Mitte 2023 ging nach zweijähriger Projekt- und Vorbereitungsphase die sogenannte Gewaltschutzgruppe (GSG) im Krankenhaus Zams in den Realbetrieb. Das Team der GSG besteht aus 24 speziell geschulten Gewaltschutz-Expert*innen aus 13 verschiedenen Berufsgruppen, die für Kinder und Erwachsene zuständig sind.
ZAMS. Bis dahin war bereits eine Kinderschutzgruppe erfolgreich gegen Gewalt an Kindern, Jugendlichen und deren Familien aktiv im Einsatz. Daraus resultierende Erfahrungen konnten nun für die Umsetzung der Opferschutzgruppe für Betroffene über 18 Jahren genutzt werden.
Der Gewaltschutz im Krankenhaus hat im Rahmen des ambulanten bzw. stationären Aufenthaltes zum Ziel, Betroffene (häuslicher) körperlicher, psychischer und sexualisierter Gewalt frühzeitig zu identifizieren und ihnen professionelle Betreuung zu ermöglichen. Auch die Behandlung von K.O.-Mitteln gehört zum Spezialgebiet der Gruppe. Die Zahl der Betroffenen (Kinder, Frauen und Männer) ist erschreckend hoch. Jede fünfte Person in Österreich ist von häuslicher Gewalt betroffen. Häusliche Gewalt ist kein Einzelereignis – betroffene Personen und Familien sind ihr meist wiederkehrend in den eigenen vier Wänden ausgesetzt. Dieser Umstand macht ein Sichtbarmachen nach Außen und Hilfesuchen schwierig. „In Situationen der Eskalation rufen nur drei von zehn Personen die Polizei. Für viele Gewaltbetroffene sind Gesundheitseinrichtungen wie das Krankenhaus oft die einzige Anlaufstelle“, so Barbara Stecher, BSc (DGKP, Forensic Nurse und Koordinatorin der GSG).
„Bei der Gestaltung von Standards und Prozessen war es uns ein großes Anliegen schon sehr früh mit externen Partnern, wie etwa Polizei, Rettung, Gewaltschutzzentrum, Gerichtsmedizin und diversen Hilfsorganisationen zusammenzuarbeiten, um auch ihre Anliegen frühzeitig im Projekt berücksichtigen zu können!“,
so Elmar W. Zormann, MBA, leitender Qualitätsmanager und Projektleiter.
Schulungen mit Bezirkspolizeikommando und Bezirksrettungsstelle Landeck
Damit die Theorie langfristig und erfolgreich in die Praxis umgesetzt werden kann, benötigt es gut ausgebildetes Personal. Deshalb setzen das Krankenhaus Zams, das Bezirkspolizeikommando Landeck sowie die Bezirksstelle des Österreichischen Roten Kreuzes Landeck auf gezielte Schulungen.
„Es ist in Tirol, wenn nicht sogar österreichweit; einzigartig, dass alle Mitarbeiter*innen von Exekutive, Rettung und Krankenhaus im Bezirk gemeinsam geschult werden“,
so Bezirkspolizeikommandant Oberstleutnant Christoph Patigler, B.A. Dies bekräftigt auch Andreas Mayer, Geschäftsführer der Bezirksstelle des ÖRK Landeck:
„Wir haben schon einmal ein sehr erfolgreiches Projekt mit dem Krankenhaus durchgeführt. Aber gemeinsam mit den Kolleg*innen der Exekutive ist das auch für uns eine Premiere!“
Breite Sensibilisierungsarbeit wirkt
Seit Juni 2023 erfolgte in allen drei Organisationen bei über 350 Personen die umfassende Sensibilisierung zum Thema Gewaltschutz. In den vergangenen sechs Monaten konnten so bereits 45 Gewaltopfer im Rahmen ihres ambulanten oder stationären Aufenthaltes im Krankenhaus Zams über die GSG betreut werden. Bis Ende 2028 sollen im Krankenhaus alle rund 1.000 Mitarbeiter*innen aus sämtlichen Berufsgruppen geschult sein.
„Wir setzen mit unseren Schulungen auf ein direktes Ansprechen von Personen und ein multiprofessionelles Arbeiten gegen Gewalt“,
so Prim. Univ.-Prof. Dr. Martin Kurz, ärztlicher Leiter der Psychiatrie und Leiter der GSG.
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