KLAR! Arlberg Stanzertal
Projekt: Klimaangepasste Almbewirtschaftung

- Der Tourismusverband St. Anton am Arlberg und die vier Gemeinden Strengen, Flirsch, Pettneu und St. Anton sind seit 2021 KLAR! Region Arlberg Stanzertal
- Foto: KLAR! Arlberg Stanzertal
- hochgeladen von Elisabeth Mederle
Zum Thema "Klimafitte Alm - die Almen wachsen zu!“ trafen sich auf Einladung der Landwirtschaftskammer und des KLAR Arlberg Stanzertal am 25. Mai knapp 30 betroffene Bauern, Hirten und Almmeister auf der Nessleralm in Pettneu.
PETTNEU. Bürgermeister Patrik Wolf freute sich über das rege Interesse.
„ Klimawandelanpassung geht uns alle an! Nur durch Kooperation, Austausch und Mut zur Veränderung werden wir uns fit für die Zukunft machen können“.
Siegfried Steinberger von der Landesanstalt für Landwirtschaft in Bayern, selbst Landwirt, Almbewirtschafter und überzeugter „Prediger“ zum Thema „klimagerechte Almbewirtschaftung“, gab eingangs im Stall der Nessleralm einen ernüchternden Überblick über die derzeitige Situation der Almen im Alpenraum. Klimawandel, sinkende Auftriebszahlen sowie fehlendes Weidemanagement führen zu einem stetigen Verlust von wertvollen Almflächen. Insbesondere der frühere Vegetationsbeginn und die mittlerweile bis zu 3 Wochen längere Vegetationsperiode stellen alle Almbewirtschafter vor Herausforderungen.
"Weideinseln"
Durch den Temperaturanstieg steigt die Biomasse im Almgebiet, die Tiere finden mehr Futter auf der Alm, gleichzeitig kann aber nur so viel Fläche offengehalten werden, wie das Vieh fressen kann. Die Tiere, die meist zu spät aufgetrieben werden, weiden nur die schmackhaftesten Stellen ab und es bilden sich sogenannte „Weideinseln“. Die unbeweideten Weideflächen werden überständig, und können vom Vieh nicht mehr gefressen werden. So führt Futterüberschuss im Frühjahr zu Futtermangel im Herbst! Und über viele Jahre wachsen die Almen immer mehr zu. Neben dem früheren Auftrieb sollte auch die Koppelwirtschaft wieder eingeführt werden, was auch eine Anpassung der Bestoßung mit einschließt. Nur so kann der Aufwuchs auf den Weiden gleichmäßig abgefressen werden.
Reges Interesse
Peter Frank, Bezirksstellenleiter der LK Landeck freute sich über das rege und positive Interesse der Anwesenden.
„Schon das Pilotprojekt der KLAR Kaunergrat im hinteren Gepatsch hat uns gezeigt, welchen Erfolg klimaangepasstes Weidemanagement erreichen kann. Die Almen im Stanzertal und die gute Kooperation mit Michaela Gasser-Mark, KLAR Managerin der Region Arlberg Stanzertal stimmt mich zuversichtlich, dass wir auch hier zukunftsorientiert Veränderungen bewirken können!“
Großes Interesse an den anschaulichen Ausführungen zeigten die Vertreter der Almen Trisch, Putzen, Malfon, Ganatsch und Gampernun. Hirte Franz Werner von der Alpe Rendl im hinteren Stanzertal berichtete bereitwillig von seinen erfolgreichen Erfahrungen mit klimaangepasstem Weidemanagement. Trotz der Tatsache, dass die Nesserlalm bereits zwei Wochen früher bestoßen wurde, hätte laut Gutachten von Siegfried Steinberger die Alm heuer mindestens eine Woche bis 10 Tage früher bestoßen werden müssen.

- Nun, ein Weidemanagement, das nicht an den Klimawandel angepasst ist, zeigt sich auch in den Folgen von Naturgefahren
- Foto: KLAR! Arlberg Stanzertal
- hochgeladen von Elisabeth Mederle
Weidemanagement und Klimawandelanpassung
Nun, ein Weidemanagement, das nicht an den Klimawandel angepasst ist, zeigt sich auch in den Folgen von Naturgefahren. Der sogenannte Borstgras oder Bürstling setzt sich bei unzureichender Weideführung durch. Dieser wird im fortgeschrittenen Vegetationsstadium vom Vieh nicht mehr gefressen. Im Herbst legen sich die Gräser zu Boden und bilden so einen schlechten Untergrund für die sich darauf legende Schneedecke. Im Sommer können Starkregenereignisse Blaiken in die Flächen spülen, die sich nur schwer wieder begrünen lassen. Eine kurz gefressene Weide hätte hier wie eine Art „Klettverschluss“ gewirkt.
KLAR Managerin Gasser-Mark freut sich über das rege Interesse in der Region.
„Da die Landwirtschaft einen wertvollen Beitrag leistet, ist es für uns in der KLAR Region Stanzertal von enormer Wichtigkeit die Bauern und Almbetreiber zu unterstützen und fit für den Klimawandel zu machen.“
Die KLAR! Arlberg Stanzertal
Der Tourismusverband St. Anton am Arlberg und die vier Gemeinden Strengen, Flirsch, Pettneu und St. Anton sind seit 2021 KLAR! Region Arlberg Stanzertal. Nun gilt es die ausgearbeiteten Anpassungs-Maßnahmen während der Phase II bis Ende 2024 umzusetzen.
Als Klimawandelapassungsregion (kurz KLAR!) ist das Stanzertal auf dem richtigen Weg. Den Klimawandel nicht mehr zu leugnen, ihn zu akzeptieren und klare Maßnahmen zu setzen – das bedeutet klimafit in die Zukunft zu gehen. In der Klimawandelanpassung ist es wichtig, sich mit Risiken, aber auch Chancen, die der Klimawandel birgt, auseinander zu setzen. Gerade der letzte, sehr heiße Sommer hat uns allen gezeigt, wie schnell der Klimawandel voranschreitet. Der Anstieg der Jahresmitteltemperaturen, einer Zunahme von Trockenperioden oder vermehrt auftretende Naturgefahren (z.B. Lawinen, Muren, Steinschlag) sind die negativen Zeichen. Auch in Zukunft ist mit einem weiteren Voranschreiten des Klimawandels zu rechnen. Wie wir in Zukunft darauf reagieren, hängt stark davon ab, wie gut wir uns auf die Veränderungen einstellen und dementsprechende Maßnahmen setzen. Für eine alpine Region können sich auch Chancen ergeben – wie eine Ausweitung der Sommersaison oder die Attraktivierung der Sommerfrische.
Bewusstseinsbildung
Es geht um Bewusstseinsbildung und Information in Form von Leitfäden und Broschüren, Renaturierungsmaßnahmen von Weihern, Schulungen und Workshops, ein Naturgefahrencheck durch das Klimabündnis Tirol, Beschattungsmaßnahmen, etc… Als enorm wichtig erachtet Gasser-Mark den Austausch mit der Bevölkerung beispielsweise innerhalb der geplanten Klimastammtische, die immer auch einen wertvollen Beitrag von Experten beinhalten sollen. Und ein wichtiger Grundbaustein wird es sein, die Kinder des Tales mehr einzubeziehen – schließlich sind sie die Zukunft der Region.
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