Knalleffekt
Landecker Stadtchef Wolfgang Jörg trat zurück

Die beiden Vizebürgermeister Thomas Hittler (re.) und Peter Vöhl (li.) dankten Bürgermeister Wolfgang Jörg für sein Engagement. | Foto: Othmar Kolp
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LANDECK (otko). Bürgermeister Wolfgang Jörg erklärte am Ende der Gemeinderatssitzung seinen Rücktritt mit 31. Mai. Als Auslöser nannte er eine Verurteilung wegen illegaler Beschäftigung von Asylwerbern. Der erste Vizebürgermeister Thomas Hittler übernimmt dann bis zur Neuwahl im Gemeinderat die Amtsgeschäfte.

Bgm. Jörg: "Habe in dieser Sache nichts falsch gemacht"

Die zweite Sitzung des Gemeinderates der Stadt Landeck im heurigen Jahr musste am Donnerstagabend (14. Mai) coronabedingt den Stadtsaal verlegt werden. Am Ende der rund zweistündigen öffentlichen Sitzung ließ dann Stadtchef Wolfgang Jörg (ÖVP) beim Punkt "Allfälliges" eine Bombe platzen. "Ich höre mit 31. Mai 2020 als Bürgermeister auf. Ich hatte in der Quarantäne viel Zeit zum Nachdenken", erklärte er kurz und knapp. Die Überraschung bei den Mandataren aller Couleur war dementsprechend groß. Einigen Mitgliedern der ÖVP-Fraktion sah man den Schock förmlich an. Damit hatte wohl niemand gerechnet.
Als Auslöser für seinen Rücktritt nannte Jörg die Verurteilung durch das Landesverwaltungsgericht (LVwG) im vergangenen Jahr. Die letztlich illegale Beschäftigung von Asylwerbern im Jahr 2015 bei der Venet Bergbahnen AG hatte ein teures Nachspiel. Das Gericht hat die damals tätigen Vorstände, darunter auch Wolfgang Jörg, zu saftigen Geldstrafen vergattert. "Ich muss 19.800 Euro bezahlen. Meine eingebrachte außerordentliche Revision wurde abgewiesen. Trotzdem lasse ich aber noch eine etwaige Amtshaftung prüfen", erläuterte Jörg den Gemeinderäten. "Ich habe in dieser Sache nie etwas falsch gemacht. Da ist man eingetunkt worden", unterstrich der Stadtchef. Bereits vor Gericht habe er glaubhaft gemacht, dass er nie etwas mit der Anstellung von Flüchtlingen zu tun gehabt habe.

"Als ehrenamtlicher Venet-Vorstand habe ich immer das Beste versucht und versucht dem Betrieb zu helfen. Für mich stellt sich nun die Frage des Sinns. Ich kann nichts dafür, aber irgendwann geht die Sache dann trotzdem zu weit"

, so ein emotionaler Jörg.

Sichtlich mitgenommen verfolgten die beiden Vizebürgermeister den Ausführungen von Stadtchef Wolfgang Jörg. | Foto: Othmar Kolp
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Keine gemeinnützige Arbeit


Zur Vorgeschichte: Bei der Venet Bergbahnen AG, die sich mehrheitlich im öffentlichen Besitz der Gemeinden Landeck und Zams befindet, wurden im Jahr 2015 wiederholt Asylwerber für gemeinnützige Tätigkeiten beschäftigt – unter anderem bei Infrastrukturarbeiten und als Tellerwäscher. Im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten konnten sie dort maximal 80 Stunden im Monat zu einem Stundenlohn von drei Euro arbeiten. Offenbar anders sah diese Asylwerber-Beschäftigungsaktion aber die Finanzpolizei, die den Fall an die für Ausländerbeschäftigung und Arbeitnehmerschutz zuständige BH Landeck weitergeleitet hatte. Die damaligen Vorstände wurden mit einer Anzeige nach dem Ausländerbeschäftigungsgesetz bzw. mit einem Verwaltungsstrafverfahren konfrontiert. Zunächst hatte Jörg Glück, er kam mit einer Ermahnung der BH Landeck davon. Für die Finanzpolizei war dies aber inakzeptabel und sie wandte sich an das LVwG, das dann die bereits genannte Strafe von 19.800 Euro verhängte.

"Viel gearbeitet und wenig zu Hause"

Damit endete überraschend die politische Karriere von Wolfgang Jörg. 2010 wurde er erstmals in den Landecker Gemeinderat gewählt und bekleidete dann bis 2013 das Amt des Planungsstadtrates. Nach dem tragischen Unfalltod von Bertl Stenico wurde er 2013 zum Bürgermeister gewählt. 2016 folgt die Wiederwahl.
Vorab informiert über seinen Rückzug hatte Jörg nur Vizebürgermeister Hittler. "Ich wollte noch die Jahresrechnung absegnen lassen und mit Ende März zurücktreten. Die Corona-Krise hat dies aber verschoben. Ich habe in den letzten Jahren viel gearbeitet und war wenig zu Hause. Ich hätte auch noch so manche Ideen für die Innenstadt und die Begegnungszone gehabt. Ich wünsche dem Gemeinderat und der Stadt alles Gute: Mein Dank gilt dem Team, den BürgerInnen, der Fraktion, meiner Familie und der Gemeinde St. Anton", verabschiedete sich Jörg.

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Neuwahl im Gemeinderat

Sichtliche mitgenommen von der Verkündigung des Rücktritts war der erste Vizebürgermeister und ÖVP-Fraktionsobmann Thomas Hittler. Bei seiner Ansprache versagte ihm mehrmals die Stimme. "Ich danke dir für deine Freundschaft. Zusammen haben wir seit 2013 viel geschafft und ich finde es schade für die Stadt. Ich verstehe aber die Entscheidung und respektiere sie. Was hier passiert ist eine Frechheit und hier läuft etwas falsch in unserem Staat", betonte Hittler.
Als Vizebürgermeister übernimmt er nach dem Rücktritt Jörgs am 31. Mai die Amtsgeschäfte und muss die Neuwahl eines Bürgermeisters im Gemeinderat vorbereiten. Ein Datum ist aber noch offen. Da die ÖVP-Fraktion mit zwölf von 19 Gemeinderatsmandaten eine absolute Mehrheit hat, wird ein Jörg-Nachfolger aus ihren Reihen gekürt werden. Neben Hittler kommen auch der zweite Vizebürgermeister Peter Vöhl oder Stadtrat Herbert Mayer als Bürgermeister-Kandidaten in Frage. "Wir beraten das in der Fraktion", verweist Hittler.

Landecker Stadtchef Wolfgang Jörg zieht nach Rücktritt Bilanz

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