Bald keine Schwalben mehr?

Mehlschwalbe | Foto: Otto Samwald
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Die Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich erwartet derzeit geschätzte 25.000 Mehlschwalben-Paare aus den Überwinterungsgebieten in Afrika zurück. Vor 20 Jahren waren es noch doppelt so viele.

Diese negative Bestandsentwicklung ist in engem Zusammenhang mit der Landwirtschaft zu sehen: Zunehmende Bodenversiegelung, immer weniger Viehställe und der substantielle Rückgang an Fluginsekten sind die Hauptursachen. Auch die rund 75.000 Rauchschwalben-Paare stehen unter Druck. Ihnen könnte ein ähnliches Schicksal wie der Mehlschwalbe bevorstehen. Um die Bestände genauer zu erheben, ruft BirdLife zur ersten bundesweiten Schwalbenzählung auf.
Wie kein anderes Tier gilt die Schwalbe als Bote des Glücks und ist im österreichischen Volksglauben tief verwurzelt. Demnach bewahrt eine nistende Schwalbe das Haus vor Feuer und die Stalltiere vor Krankheiten. Schwalben sind Kulturfolger und seit jeher treue Begleiter des Menschen. Ihr Überleben ist daher maßgeblich von der menschlichen Toleranz abhängig. Waren Schwalben früher aus unserem Landschaftsbild nicht wegzudenken, so ist in den vergangenen 20 Jahren etwa jede zweite Mehlschwalbe verschwunden.

Landwirtschaft im Wandel

Die Ursachen dafür liegen im strukturellen Wandel der Landwirtschaft. Da seit 1995 jeder dritte Landwirt seinen Betrieb aufgegeben hat und auch viehhaltende Betriebe weniger werden, verlieren die Schwalben zunehmend ihren Lebensraum. Sie benötigen offene, vielfältige Landschaften mit reichem Insektenangebot für die Jungenaufzucht. Pro Brut werden etwa ein Kilogramm Fluginsekten an den Nachwuchs verfüttert. Rauchschwalben sind klassische „Stallschwalben“ und bauen ihre Nester in trockene, windgeschützte Gebäude ‒ wie Viehställe. „Doch diese werden zunehmend steriler und sind geschlossen. Die Wände sind mit glattem Verputz bestrichen, der die Vögel daran hindert, ihre Nester zu bauen“, berichtet Gábor Wichmann, Geschäftsführer von BirdLife Österreich. Mehlschwalben nisten hingegen an Dachvorsprüngen und Hausfassaden. Sie leiden besonders an der Versiegelung der Böden und der mangelnden Rücksichtnahme der Menschen. Nur allzu oft werden Mehlschwalbennester von Hausfassaden geschlagen. „In den letzten 20 Jahren ist daher nahezu jede zweite Mehlschwalbe verschwunden - und der Rauchschwalbe könnte ein ähnliches Schicksal drohen!“, so Wichmann, und ergänzt: „In NÖ setzen wir gerade erste landwirtschaftliche Initiativen zum Schutz der Schwalben um.“

Bundesweite Schwalbenzählung

Da es bisher nur regionale, aber keine bundesweiten Bestandsaufnahmen der Schwalben gab, startet die Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich mit einer österreichweiten Zählung. Jeder Interessierte ist aufgerufen, Schwalbennester rund um Haus und Hof zu melden. „Jedes Nest hilft, mehr über die Verbreitung unserer heimischen Schwalbenarten zu erfahren!“, erklärt Ornithologe Wichmann: „Wenn es in Ihrem Umfeld keine Schwalben mehr gibt, ist für uns diese Leermeldung ebenso wertvoll!“ Den Informations- und Meldefolder „Schwalbenzählung – Glücksbringer an Haus & Hof“ gibt es gratis unter office@birdlife.at und unter der Telefonnummer 01/522 22 28. Erhebungszeitraum ist von 15. Mai bis 15. August 2018.
Gefördert wird dieses Projekt vom Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus.

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