Martina Haubenhofer, Rainbows
Ein offenes Ohr für Fragen in schwierigen Zeiten
Der diesjährige Welttag der sozialen Arbeit verdient besonderes Augenmerk. Augenmerk auf Menschen, die in ihrer Arbeit, trotz der vielen Coronahürden und Abstand, die Nähe zu ihren Mitmenschen nie aufgaben, um rund um die Uhr für diejenigen da zu sein, die Hilfe und Unterstützung, Geborgenheit und Wärme brauchten und brauchen.
Martina Haubenhofer arbeitet schon seit 20 Jahren bei Rainbows und ist auch Ansprechpartnerin im Bezirk Leibnitz. Ein Beruf, der Schwere und viele traurige Seiten mit sich bringt. Der auch dazu führt, sich selbst mit diesen Lebensthemen immer wieder auseinanderzusetzen.
Wie hält man es aus, mit viel Traurigkeit konfrontiert zu sein?
MARTINA HAUBENHOFER: Das Gefühl Sinnstiftendes zu tun, treibt mich tagtäglich immer wieder aufs Neue an. Wichtig ist natürlich, dass man gut seine Selbstachtsamkeit lebt und es kann auch hilfreich sein, noch andere berufliche Standbeine zu haben. Die hab ich als Sozialarbeiterin bei den Frühen Hilfen und in der Erwachsenenbildung. Auch, dass Kinder, Jugendliche und Familien immer wieder für Überraschungen sorgen, erhält mir die Neugier und Motivation.
Martina Haubenhofer, Rainbows:
"Ich hatte neulich ein Elterngespräch, in dem viele Tränen, aber auch Liebeserklärungen ans Kind geflossen sind. Das war so berührend, da war so viel Kraft, Liebe und Energie drin. Da kommt einfach viel zurück!"
Wie kommt man eigentlich zu so einem Beruf?
HAUBENHOFER: Naja, als Kind wollte ich ja eigentlich immer Lehrerin werden. Das hat mir meine Mutter mit Herzblut vorgelebt. Irgendwann, in meiner Arbeit mit traumatisierten Kindern habe ich erfahren, dass es Räume für den Ausdruck von Gefühlen, Rituale und Resilienzstärkung braucht. All dies habe ich bei Rainbows gefunden.
Wenn man mit so viel Trauer zu tun hat, leidet man da manchmal nicht mit?
HAUBENHOFER: Mich berühren zu lassen, ohne dabei selbst von Emotionen überschwemmt zu werden, ist die Kunst. Supervision und regelmäßiger Austausch helfen, dass Mitgefühl nicht zu Mitleid wird. Und Ausgleich hol ich mir in der Natur. Aber auch in Musik, Schreiben und Reisen.
Welche Stärken und Fähigkeiten sollte man für diese Arbeit mitbringen?
HAUBENHOFER: Empathie, Humor, Flexibilität, Belastbarkeit, Mut zur Selbstreflexion und Offenheit für verschiedene Lebenskonzepte. Und man braucht auch einen Ausgleich – für mich ist das mein soziales Leben, die Natur, kreatives Tun sowie Reisen.
Vor 30 Jahren startete Rainbows in der Steiermark und konnte seither 6.932 Kindern und Jugendlichen, bei denen sich plötzlich ihr Leben veränderte, sei es nach Trennung der Eltern oder dem Tod eines geliebten Menschen, verlässlich Halt und Unterstützung geben.
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