Gemeinsames Konzept als Wunsch
Industrie und Tourismus schließen einander nicht aus. Das meint A-TEC-Geschäftsführer Alfred Weinberger. Er sieht das Kraftwerk als Chance für Voitsberg.
Interview: Harald Almer
Wohin geht der Bezirk Voitsberg. In Richtung Tourismus oder Industrie?
Alfred Weinberger: Ich nehme die Region Eisenerz als Beispiel. Der Wechsel von einer Industrie- zu einer Tourismusregion geht nicht so schnell. Bis man touristische Strukturen stehen hat, dauert das Jahrzehnte. Die Region um Weiz hat es geschafft, die Industrie zu forcieren und im Hinterland einen gut florierenden Tourismus aufzubauen. Das schwebt mir für Voitsberg auch vor.
Wie kann die Industrie, bzw. das Kraftwerk dem Tourismus helfen?
Weinberger: Um den Tourismus aufzubauen, brauche ich einmal ein Konzept, um mögliche Investoren anzulocken. Wenn man die Industrie stärkt, kommen neue Betriebe und neue Arbeitsplätze. Das stärkt die Wertschöpfung, aber auch das finanzielle touristische Potential. Außerdem kann die Abwanderung gestoppt werden. Nehmen wir in Weiz das Gasthaus Ederer. Das Gasthaus hat viele Nächtigungen von Menschen, die aus beruflichen Gründen in Weiz sind. Das wäre mit ÖDK III und unserem Kompetenzzentrum für Umwelttechnik auch möglich.
Man redet hier von 200 Arbeitsplätzen. Ist das überhaupt realistisch?
Weinberger: Ja. Und das sind 200 Kernarbeitsplätze, sie gehören zu den sichersten Arbeitsplätzen, die es gibt. Denn auf die nächsten 25 Jahre muss man das Kraftwerk nutzen, immerhin investiert Mirko Kovats hier 200 bis 300 Millionen Euro.
Die auch der Region zugute kommen?
Weinberger: Natürlich, denn wir brauchen eine ganze Latte von Unternehmen rund um das Kraftwerk. Wir brauchen Materialien wie Filter, Monteure, Chemiker, Elektriker, da spielt sich viel ab.
Die Gegner sehen aber lieber die Alternativenergie forciert.
Weinberger: Mit Biomasse kann man keine Großanlagen befeuern. Mit Biomasse-Energie und Photovoltaik schafft man keine langfristigen Jobs. Die deutsche Solarindustrie ist gerade im Abstürzen, allers verlagert sich nach China. In Österreich ist die Windtechnologie am falschen Standort. Die Biomasse steht auch in Konkurrenz mit der Papier-und Zellstoffindustrie. Man kann mit Biomasse nur einen relativ begrenzten Raum befeuern. Aber sie ist keine Ersatzlösung für die Industrie
Und was bringt das geplante Kompetenzzentrum?
Weinberger: Dieses Energie- und Umweltzentrum wird auch die Erneuerbare Energie einbinden. Mein großer Wunsch ist, dass die Region an die A-TEC herantritt und mit uns gemeinsam ein Energie- und Umwelttechnikkonzept für den ganzen Bezirk erstellt. Das geht weit über das Kraftwerk hinaus. Wir können uns gemeinsam anschauen, was möglich ist. Wie eine Symbiose zwischen Tourismus und wiedererstarkter Industrie aussehen könnte. Denn hochwertiger Tourismus kostet Geld. Um hochwertigen Tourismus bieten zu können, braucht man mehr als Zwei-und Drei-Stern-Betriebe.
Wie könnte so eine Zusammenarbeit konkret aussehen?
Weinberger: Die A-TEC kann mithelfen, eine touristische Infrastruktur zu entwickeln. Es gibt Leute, die Ideen haben, wie der Voitsberger Bürgermeister Ernst Meixner. Die Vertreter der Kernraumallianz, der Wirtschaft, Bauern und der Gastronomie sollen sich mit uns zusammensetzen, um Lösungen zu finden.
Die dann was bewirken könnten?
Weinberger: Zum Beispiel die Schlagkraft bezüglich der B70 zu erhöhen. Das Kraftwerk könnte eine Initialzündung für den Aufschwung im Kernraum werden, dann dreht sich die Spirale nach oben. Voitsberg hat die Infrastruktur eines Kraftwerks, wesentliche Teile der Anlage sind wiederverwertbar. In den nächsten 30 Jahren braucht man noch thermische Kraftwerke, denn der Strombedarf steigt enorm an.
Wie könnte ein möglicher Zeitplan aussehen, vorausgesetzt, die behördlichen Genehmigungen sind da?
Weinberger: Im ersten Quartal 2011 könnte man mit den Instanzen durch sein, dann sollte die Baureife da sein. In der zweiten Jahreshälfte 2011 würden wir zu bauen beginnen, ich rechne mit zwei Jahren Bauzeit. Das Kraftwerk wäre dann im Jahr 2015 endfertig. In diesen zwei Jahren gibt es viele Bautätigkeiten, da werden mehr als 200 Leute beschäftigt sein. Viele Aufträge werden regional vergeben, auch hier hätten die Einheimischen viele Vorteile.
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