Mehr Gerechtigkeit muss her

Bgm. Hubert Isker im Interview zum Thema Finanzausgleichsverhandlungen. | Foto: KK
  • Bgm. Hubert Isker im Interview zum Thema Finanzausgleichsverhandlungen.
  • Foto: KK
  • hochgeladen von Waltraud Fischer

Sind Sie der Meinung, dass durch die Finanzausgleichsverhandlungen Ihre Gemeinde in Zukunft finanziell besser gestellt sein wird?
Hubert ISKER: Ich denke, dass beim neuen Finanzausgleich der große Wurf wieder einmal nicht gelingen wird. Es scheint, dass notwendige Reformen auch in nächster Zeit nicht angepackt werden. Die bisherigen Verhandlungen waren von Taktik geprägt, ein Konsens kaum zu erkennen. Daher wird die Neuverteilung des Steueraufkommens für die Gemeinden – wenn überhaupt – finanziell kaum spürbar sein.

Warum erwarten Sie keine bzw. nur kaum spürbare Vorteile für Gralla?
ISKER: Der aufzuteilende „Steuerkuchen“, wenn man so sagen möchte, bleibt trotz höchster Beschäftigungszahlen und der gegebenen Wirtschaftslage mehr oder weniger unverändert. Die Bewältigung der Aufgaben jedes einzelnen Finanzausgleichspartners erfordert künftig nicht weniger, sondern mehr Mittel. Wer wohl wird sich unter diesen Umständen im Zuge der Verhandlungen ein Stück Kuchen vom Teller nehmen lassen?

Gralla gilt als starke Zukunftsgemeinde im Süden Österreichs. Welche steuerlichen Maßnahmen wären für eine Gemeinde sehr hilfreich?
ISKER: Meiner Meinung nach wären neue, einnahmenseitige Steuermaßnahmen nicht notwendig, wenn sich alle Beteiligten zu einer Aufgabenreform bekennen würden und diese dann auch umsetzen. Mit einer gleichzeitigen Entflechtung des mittlerweile ausufernden Verwaltungsaufwandes und einer Entbürokratisierung würden enorme Ressourcen frei werden. Diese könnte man dann für die eigentlichen Aufgaben entlastend einsetzen.

Wenn Sie etwas mitzureden hätten: Wohin soll sich Ihrer Meinung nach die Finanzausgleichsreform hinbewegen?
ISKER: Die Gemeinden sind in den Verhandlungen durch den Österreichischen Gemeindebund gut vertreten. Der Finanzausgleich muss sich verändern, er muss schrittweise einfacher und gerechter werden. Die Aufgaben, Verantwortungen und Pflichten der Gemeinden haben sich in den letzten Jahren verändert, dem muss ein neuer Finanzausgleich Rechnung tragen. Ein Teil dieser Gerechtigkeit muss auch die weitere Abflachung bzw. Abschaffung des abgestuften Bevölkerungsschlüssels sein. Noch immer werden Gemeinden mit mehr als 10.000 Einwohnern strukturell bevorzugt. Die Gründe dafür (z.B. größere Schäden durch den Krieg) treffen schon lange nicht mehr zu.

Stichwort Gemeindeautonomie: Was würde aus Ihrer Sicht zur Stärkung der Aufgaben beitragen?
ISKER: Eine unverzichtbare Voraussetzung für die Wahrung und Stärkung der Gemeindeautonomie ist eine mit den einzelnen Verwaltungsebenen abgestimmte Aufgabenreform und darauf aufbauend eine eventuelle Strukturreform des bundesstaatlichen Aufbaus unserer Republik. Demnach ist es nur logisch, dass zuerst die Aufgaben und Kompetenzen geregelt und geklärt sein müssen. Aufgaben, Ausgaben und deren Finanzierung sind nach einem einfachen Prinzip in Einklang zu bringen: Wer zahlt, schafft an und wer anschafft, muss auch zahlen. Diesem klaren und wirkungsvollen Prinzip wird in unserem Land vielfach nicht entsprochen.

Verhandlungen zum Finanzausgleich: Die Steirer hoffen, dass es besser wird!

Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Die Gemeinde St. Andrä-Höch.  | Foto: Gemeinde
7

Ortsreportage
St. Andrä-Höch stellt die Weichen für die Zukunft

Die Gemeinde St. Andrä-Höch blickt in die Zukunft und gibt der Tradition dabei viel Raum, wenn es um Infrastruktur, Veranstaltungen und Visionen geht.  An kommunalen Einrichtungen der Freiwilligen Feuerwehr und der Volksschule St. Andrä-Höch wurde eine neue Photovoltaikanlage angebracht, um die Institutionen mit nachhaltigem Strom zu versorgen und um für den Ernstfall vorzuplanen. Die Leistung der beiden Anlagen betragen zusammen 23 KWp. Die Gemeinde sieht die Errichtung der Photovoltaikanlage...

  • Stmk
  • Leibnitz
  • Kerstin Reinprecht
Anzeige

Baureportage E.N.G.E.L. in Arnfels
Elektro Lang setzt Meilenstein auf dem Weg in die Energieautarkie

Nach knapp einem Jahr Bauzeit eröffnet Elektro Lang am 27. April den neuen Firmenstandort in Arnfels. Das Energiegebäude Lang - kurz E.N.G.E.L. - setzt einen neuen  Weg in die Energieautarkie. ARNFELS. Erst knapp vor einem Jahr erfolgte inmitten einer Gemeinschaft engagierter Gäste und Pioniere aus der Green-Tech-Branche in Arnfels die feierliche Grundsteinlegung für das neue Energiegebäude von Elektro Lang. Dieser Tag markierte nicht nur einen weiteren historischen Meilenstein in der bewegten...

  • Stmk
  • Leibnitz
  • Patricia Reiterer
Anzeige
Die Wallfahrtskirche in St. Veit am Vogau ist ein Wahrzeichen des Ortes und wird gerade saniert.  | Foto: Gemeinde
7

Orsreportage
Wachstum und Begegnung in St. Veit in der Südsteiermark

Die Marktgemeinde St. Veit in der Südsteiermark wächst und damit geht viel Potential für die Bevölkerung einher. ST. VEIT IN DER SÜDSTEIERMARK. Ein großes Bauprojekt ist die Erweiterung des Bauhofes in St. Veit und der zweiten Kinderkrippengruppe, die im Herbst eröffnet wird. "Es ist wichtig, ressourcenschonend zu arbeiten und achten darauf, dass keine zusätzliche Fläche verbaut wird. Für den Bau der Kinderkrippengruppe nutzen wir dafür die Synergien, um keine weiteren Flächen zu versiegeln",...

  • Stmk
  • Leibnitz
  • Kerstin Reinprecht

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.