Covid-19
Südsteirischer Impuls für alternative Krisen-Bewältigung

- Sepp Hartinger bei der Videokonferenz.
- Foto: Hartinger
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„Sind die Maßnahmen der Regierungen tatsächlich die einzig möglichen oder gibt es Alternativen die Covid-19 Krise erfolgreich zu bewältigen?“ Diese Frage stellten sich Dr. Edward De Bono, der Schöpfer des lateralen Denkens aus Malta und der Leibnitzer Sepp Hartinger, der eben in den Beratungs-Beirat von „Palace of New Thinking“, einer weiteren De Bono Plattform, berufen wurde. Beide kamen rasch überein, eine weltweite Video-Konferenz mit unterschiedlichsten Experten zu organisieren, um neue Möglichkeiten auszuloten.
Sepp Hartinger, auch Gründer der Europäischen Vereinigung der politischen Berater, gelang es Politik-Berater aus 22 Ländern zu mobilisieren, weitere Fachleute kamen aus dem De Bono Netzwerk weltweit. Gemeinsam mit Master-Trainern für laterales Denken, wurden in fünf Themengruppen alternative Ansätze entwickelt, die den Teilnehmern zur Weitergabe an die jeweiligen Regierungen übermittelt wurden.
Interessante Ansätze
„Diese Konferenz, die unter dem Ehrenschutz des maltesischen Präsidenten stand, brachte eine Vielzahl überaus interessanter Ansätze und Anregungen“, so der Südsteirer. „Einer der zentralen Punkte dabei war wohl die Erkenntnis, dass viele Regierungen lediglich Maßnahmen anderer Länder übernahmen, anstatt eigene Strategien zu entwickeln. Dass dabei gerade China für das demokratische Europa eine Vorbild-Funktion hatte, war für viele eine bedenkliche Situation.“ Die gemeinsame Ideenfindung soll fortgesetzt werden. Der nächste Schwerpunkt dabei wird Afrika sein, wo die Covid-Krise gerade erst begonnen hat. Nachstehend ein Auszug der wichtigsten Ergebnisse.

- Dr. Edward De Bono mit Sepp Hartinger - das Bild entstand bei einem Treffen vor der Corona-Krise.
- Foto: Hartinger
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Krisen-Bewältigung – Auszug aus den Vorschlägen
Vorschläge erarbeitet mit Teilnehmern aus Schweden, Kasachstan, Russland, Ukraine, Deutschland, Lettland, Österreich, Kroatien, Italien, USA, Südafrika, Serbien, Slowenien, Tunesien, Spanien, UK, Peru, Portugal, Jordanien, Türkei und Malta im Rahmen der „Palace of New Thinking“ Videokonferenz in Kooperation mit der EAPC (Europäische Vereinigung der politischen Berater) im April 2020.
Lokale Krisenbekämpfung statt landesweitem Lock-down
- Bezirke mit Hotspots unter Quarantäne, dafür „normales Leben“ mit
Verhaltensregeln in allen übrigen Landesteilen
Kompetente, transparente Krisenstäbe auf allen Ebenen
- Krisenstäbe von der UNO, über EU, den Ländern, Bundesländern bis in alle
Gemeinden
- Zusammensetzung der Krisenstäbe muss transparent sein
- In den Krisenstäben müssen alle relevanten Gruppen, nicht nur Mediziner,
vertreten sein
- Auf Länderebene müssen alle Parteien Teil des Krisenstabes sein
- In einzelnen Fachfragen ist ein Dialog mit den betroffenen Zielgruppen zu führen
Transparente Informationspolitik
- Viel stärkere Zusammenarbeit auf allen Ebenen
- Viel stärkere Einbindung der Gemeinden
- Bevölkerung darf und muss über die Situation in den Gemeinden Bescheid
Wissen, ohne das deshalb der Datenschutz verletzt wird
Aufklärung statt Angstverbreiten
- In vielen Ländern wird mit Angst operiert, das ist ein absolutes „No go“!
- Es braucht faktenbezogene Aufklärung
- Angstverbreiten bedeutet, dass die Bevölkerung nach der Krise nur schwer
in das normale Leben zurückfinden kann
- Dadurch wird die Wirtschaftskrise, die der Gesundheitskrise folgen wird,
zusätzlich befeuert
Landesweite alternative Krisenstäbe
- Installation von alternativen Krisenstäben, die die Maßnahmen der Regierungen
hinterfragen und alternative Lösungsvorschläge einbringen
Keine Beschränkungen ohne Gesetze
- Alle Einschränkungen sind durch Beschlüsse der Parlamente zu treffen, nicht
durch Verordnungen
- Eingriffe in die Menschenrechte sind so weit es geht zu vermeiden
- Demokratie muss auch in Krisenzeiten das höchste Gut sein
Besonderer Schutz der Risikogruppen
- Altersheime, Spitäler und ältere Menschen sind besonders gefährdet
- Hier muss es besondere Schutzmaßnahmen geben
Schutzausrüstung aus den eigenen Ländern
- Künftig keine Masken mehr und Schutzanzüge von Asien
- Jedes Land sollte in der Lage sein, binnen kürzester Zeit
Schutzausrüstungen im eigenen Land zu produzieren
- Kein Pflegepersonal, kein Arzt, kein Lehrer sollte ohne
Schutzausrüstung sein
Viel mehr Solidarität
- Zusammenhalten in Krisenzeiten, das muss das Thema sein
- Nicht jedes Land für sich, sondern alle gemeinsam gegen Covid-19
Verstärkte gegenseitige Hilfe
- Schaffung von medizinischen „Eingreif-Trupps“, die jederzeit überall aushelfen
können
- Soforthilfe für Regionen und Länder, die ihre Kapazitäten ausgeschöpft
haben (dass in Italien Ärzte aus Kuba, Albanien und Russland aushalfen, aber keine aus den EU-Staaten, sollte sich nicht mehr wiederholen)
Sparsamer Umgang mit öffentlichen Geldern
- Auch in Krisenzeiten ist das Geld nicht unendlich!
- Jede Maßnahme ist auch in Hinblick auf verfügbare Budgets zu überlegen
Gemeinsame Forschung vorantreiben
- Stärkung der Weltgesundheitsorganisation als oberste Gesundheits-Institution
- Bündelung der Kräfte, um Impfstoffe gegen Covid-19 zu entwickeln anstelle
nationaler Alleingänge
- Europa könnte gerade in diesen Punkten eine Vorbildfunktion einnehmen
Die Rolle der EU neu definieren
- Die EU hat in der Krisenbewältigung starke Mängel gezeigt
- Hier sind durch die Mitgliedsstaaten unverzüglich neue Strategien zu entwickeln,
die der EU eine führende Rolle in der Krisenbewältigung einräumen
Neue Kompetenzen für die UNO
- Auch die Vereinigten Nationen brauchen in Hinblick auf weltweite
Krisenbekämpfung eine Neuausrichtung
Aus der Krise lernen
- Die Maßnahmen der Regierungen sollten nach der Krise intensiv hinterfragt und
neu bewertet werden
- Ziel muss es sein, aus dieser Krise zu lernen, um für künftige ähnliche Fälle eine
weltweite Strategie zu haben



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