Trofaiacher Stimmungsbilder
Gernot Strebl: "Das Virus macht vor Niemandem Halt"

Gernot Strebl, Musiker aus Trofaiach | Foto: KK/Trofaiacher Stimmungsbilder
  • Gernot Strebl, Musiker aus Trofaiach
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Mit den "Trofaiacher Stimmungsbildern" zeigt Jacqueline Juri, wie sich der Alltag der Menschen in Trofaiach in der aktuellen Zeit verändert. Dazu führt sie wöchentliche Interviews durch.

Mit dabei in der Interviewserie „Ein Stimmungsbild der Stadt Trofaiach in außergewöhnlichen Zeiten“ ist der Musiker und Musikschullehrer Gernot Strebl.

Fällt Ihnen zu dieser Situation, in der wir uns nun seit geraumer Zeit befinden, ein Zitat, eine Geschichte, ein Bild beispielweise aus einer Zeitung, ein Satz, oder vielleicht eine Textzeile von einem Lied ein, das Ihre Gefühlslage oder Ihre Gedanken gut beschreiben könnte?
GERNOT STREBL:
Ein Zitat, welches mir immer wieder ins Gedächtnis kommt ist eigentlich das Zitat von Herbert Scherübel, der sagte"Fürchtet euch nicht". Ich glaube, das ist irgendwie das Wichtigste in unserer Zeit. Das heißt, man soll trotzdem in Ruhe und ohne Anspannung denken können und auf der anderen Seite trotzdem aufmerksam sein, damit man nicht übermütig wird. Also, ich glaube man soll es so nehmen wie es ist. Man soll auch die Ernsthaftigkeit erkennen, aber man soll sich auf keinen Fall fürchten.

Hat sich der Umgang mit der für Sie zur Verfügung stehenden Zeit, in irgendeiner Form, sei es nun im privaten Bereich, als auch auf beruflicher Ebene, verändert? Bezogenen auf die Qualität der Zeit in Ihrem Alltag?
GERNOT STREBL:
Es hat sich sogar sehr stark verändert, jetzt in dieser Woche überhaupt, weil meine Frau wieder im Krankenhaus arbeitet, in der Physiotherapie. Ich bin mit den Kindern alleine und dadurch für den Haushalt und die Kinder zuständig. Diese Situation ist natürlich herausfordernd aber es ist auch sehr, sehr schön. Man ist manchmal Koch, dann ist man Spielgefährte, dann ist man Mediator, wenn es mal zwischen den Kindern kracht oder dann ist man wieder Hausmann. Wir machen aber auch sehr viel Neues zusammen. Wir lassen zum Beispiel, wenn die Windsituation gepasst hat, Drachen steigen, was wir früher noch nie gemacht haben. Oder es werden Spiele hervorgekramtt, aus der Reservekiste sozusagen, die sonst nie erste Wahl gewesen sind. Das ist schon eine Veränderung, nicht nur bei mir und für mich, sondern auch bei den Kindern.

Was wollen Sie mir in der dritten Woche erzählen?
GERNOT STREBL
: Den Leuten will ich erzählen: Bevor die Restriktionen begonnen haben, waren die Ansteckungsfälle in der Anzahl viel geringer als sie heute sind. Das heißt, wenn wir nicht behutsam und achtsam miteinander umgehen, ist die Gefahr sehr groß, dass wir einen relativ starken und raschen Rückfall erleiden können, weil ja die Kurve exponentiell verläuft, wenn man nicht aufpasst. In nächster Zukunft wird es zu Lockerungen der Maßnahmen kommen. Ich glaube, es ist in Ordnung, dass man einmal ein paar Geschäfte aufsperrt und nebenbei beobachtet, wie das funktioniert, wie sich die Menschen in der Situation verhalten. Wenn das das gut geht, kann man, glaube ich, weiter gehen. Das Wichtige dabei ist, dass jeder merkt, dass man selbst ein Stück Verantwortung zu tragen hat, damit es auch gelingt. Damit keine zweite Welle entsteht. Man erkennt, das Virus macht vor Niemandem Halt. Es ist egal ob man reich, arm oder wie auch immer ist. Man sieht es am Premierminister von England. Es hat niemand einen Freibrief, dass es ihn nicht betreffen könnte.
Was unsere private Situation betrifft, ist die Erkrankung eines uns sehr nahestehenden Menschen nach wie vor das Hauptthema in der Familie. Für uns ist es mittlerweile Normalität geworden, dass der Verlauf der Erkrankung ein sehr langwieriger ist. Es gibt leicht positive Tendenzen. Wir hoffen, bald die Aussage hören zu können, dass er endgültig über den Berg ist.

Sie haben die Möglichkeit Ihren Mitmenschen eine Frage zu stellen, welche wäre das?
GERNOT STREBL:
Für mich ist das eine Frage, die in das Philosophische hineingeht. Wenn man sich den Vergleich vor Augen führt zwischen der jetzigen Situation und der vor zwei Monaten. Was braucht es tatsächlich im Leben, damit jeder für sich ein erfülltes Leben führen kann? Ich glaube, viele Menschen merken, dass man im Alltag oft an der Sinnhaftigkeit vorbei lebt. Wenn ich mir die Zeit mit meinen Kindern so anschaue, die ich mit ihnen jetzt intensiv verbringe, dann fällt mir auf, dass ich ihnen noch nie so viel an Aufmerksamkeit und Wertschätzung oder auch Hilfestellung mitgeben konnte wie jetzt. Ich wünsche mir, dass die Leute reflektieren, was braucht es wirklich für sich persönlich, aber auch für die Mitmenschen, damit man ein erfülltes Leben hat.

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