Trofaiacher Stimmungsbilder
Gernot Strebl: "Es ist vielleicht auch eine Chance"

Gernot Strebl spricht über seinen neuen Alltag seitdem in Österreich die Ausgangsbeschränkungen gelten. | Foto: zVg
  • Gernot Strebl spricht über seinen neuen Alltag seitdem in Österreich die Ausgangsbeschränkungen gelten.
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Um das Stimmungsbild einer kleinen Stadt in einer Krisenzeit zu archivieren, bat Jacqueline Juri verschiedene Menschen aus Trofaiach zum Telefoninterview. 

TROFAIACH. Einer der Interviewpartner von Jacqueline Juri, der Obfrau des Museumsvereins Trofaiach, war Gernot Strebl. Er ist Musiker und Musikschullehrer für Saxophon, Klarinette und Querflöte. Strebl lebt mit seiner Frau und seinen zwei Töchtern in Trofaiach

1) Wie verbringen Sie Ihre Zeit bzw. Ihren Alltag seit die Ausgangsbeschränkung in Österreich begonnen hat?
GERNOT STREBL: Wir haben die Medien intensiv verfolgt und halten uns eigentlich sehr streng an die Regeln, weil wir diese als sinnvoll erachten. Wir versuchen einen sehr strukturierten Alltag zu leben. Wir reden uns in der Nachbarschaft zusammen, dass unsere Kinder abwechselnd in einem Rotationsbetrieb draußen im Hof sein können, das funktioniert gut. Ich versuche meine Schüler per Video- und Audiobotschaften zu erreichen, schicke ihnen Hörbeispiele und bitte sie um die Ergebnisse ihrer Übungen. Es ist total nett, es sind von den Schülern persönliche Botschaften, die Schüler sind motiviert, ich habe den Eindruck, dass sie mehr Zeit zum Üben haben und diese auch nützen. Was sich im Alltag verankert hat sind Telefonate mit der Familie und mit Freunden über Videoanruf. Das ist eine ganz andere Ebene der Kommunikation, wenn man den Menschen nicht nur hört, sondern auch sieht. 

2) Was beschäftigt Sie derzeit?
GERNOT STREBL: Generell die Situation mit dem Coronavirus. Ich versuche mir selbst ein Bild zu machen, mich selbst danach auszurichten, damit ich zur richtigen Zeit die richtigen Handlungen mache. Natürlich hoffe ich, dass meine Lieben die Krise wirtschaftlich und vor allem gesundheitlich unbeschadet überstehen werden, ich hoffe, dass unser Gesundheitssystem nicht überfordert wird. 
ich bin in der momentanen Situation wirklich froh, dass wir in Österreich leben dürfen. Wir leben in einem gesegneten Land und ich glaube auch in der Politik sieht man jetzt, dass es gut tut zusammen zu arbeiten. Das gemeinsame Krisenmanagement funktioniert sehr gut. 

3) Was hat sich für Sie maßgeblich verändert?
GERNOT STREBL: Eigentlich hat sich grundsätzlich die gesamte Lebensgestaltung komplett verändert, sowohl was mich als Privatperson betrifft als auch was mich als Musikerlehrer und Musiker beschreibt. Ich hätte in den nächsten Wochen sehr viele Konzerte quer durch Österreich gespielt, die innerhalb von zwei Tagen abgesagt wurden. Der Termindruck ist auf einem Schlag weg, man hat Zeit für die Familie. Es tut extrem gut zu merken, dass man für gewisse Dinge eigentlich nicht viel braucht für die eigene Zufriedenheit.

4) Was möchten Sie Ihren Mitmenschen mitteilen?
GERNOT STREBL: Ich glaube was man durch diese Umstände erkennen kann ist, dass man viel weniger an materiellen Dingen braucht. Wenn die Grunddaseinsbedürfnisse befriedigt sind und ich eine gute Situation und ein gutes Einvernehmen mit der Familie und mit den Freunden habe, kann man die Zeit eigentlich ohne viel Trübsinn leben. Vor allem zeigt uns diese von außen erzwungen Entschleunigung, dass es eher unserem natürlichem Lebenstempo entsprechen würde. Das ist vielleicht auch eine Chance für die Zeit danach, dass man sich hin und wieder bewusst zurücknimmt, weniger in den Terminkalender hineinstopft, und dadurch sofort an Lebensqualität gewinnt – ohne das es einen Cent kostet.

Interview: Jacqueline Juri

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