Trofaiacher Stimmungsbilder
Marlies Zechner: "Es ist eine Berg- und Talfahrt der Gefühle"

Marlies Zechner genießt aktuell die gemeinsame Zeit mit ihrer Familie. | Foto: KK
  • Marlies Zechner genießt aktuell die gemeinsame Zeit mit ihrer Familie.
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Der dritte Teil des Projektes "Trofaiacher Stimmungsbilder" von Jacqueline Juri zeigt, wie sich das Leben der Trofaiacher in der dritten Woche der Ausgangsbeschränkungen verändert hat. 

TROFAIACH. Das Projekt von Jacqueline Juri, der Obfrau des Museumsvereins Trofaiach, geht bereits in die dritte Runde. Das Ziel: Das Stimmungsbild einiger Menschen in einer kleinen Stadt in einer Krisenzeit zu archivieren. Nachdem Marlies Zechner ihre Gedanken und Erfahrungen bereits nach den ersten beiden Wochen der Ausgangsbeschränkungen geteilt hat, folgt nun ein weiteres Fazit nach Woche drei.

Fällt Ihnen zu dieser Situation, in der wir uns nun seit geraumer Zeit befinden, ein Zitat, eine Geschichte, ein Bild, ein Satz oder vielleicht eine Textzeile von einem Lied ein, das Ihre Gefühlslage oder Ihre Gedanken gut beschreiben könnte? 
MARLIES ZECHNER:
 Das hängt davon ab, wie ich mich gerade fühle. Ein Zitat, welches von mir kommt und von keinem berühmten Menschen ist: Du merkst erst jetzt, in der Krise, wie manche Menschen ticken. Das beschäftigt mich fast jeden Tag. Also, ich habe mich in vielen Menschen geirrt, wo ich dachte, wir hätten eine ähnliche Einstellung. Obwohl ich eine gute Menschenkenntnis habe, wurde ich in dieser Zeit öfter enttäuscht. Viele halten sich an die vorgegebenen Richtlinien, aber eben nicht alle.
Wenn ich an ein Lied denke, dann fällt mir Rainhard Fendrich ein. Wenn es mir dann gerade nicht so gut geht, dann ist es gleich vorbei. 

Hat sich der Umgang mit der für Sie zur Verfügung stehenden Zeit in irgendeiner Form, sei es nun im privaten Bereich, als auch auf beruflicher Ebene, verändert? Bezogenen auf die Qualität der Zeit in Ihrem Alltag.
MARLIES ZECHNER: Ich muss ehrlich sagen, dass ich diese Familienzeit sehr genieße, auch wenn der Hintergrund schrecklich ist. Es ist mir egal, ob wir nun zusammen auf der Couch sitzen und fernsehen oder ein Gespräch führen, ich genieße diese Zeit. Mein Mann und ich arbeiten sehr viel, dazu ist mein Mann auch noch ein Leistungssportler. Das heißt, im normalen Alltag ist fast jede Minute eingeteilt. Im Moment ist mein Mann mehr zu Hause, ich arbeite ganz normal und wenn ich dann heimkomme, genieße ich wirklich jede freie Minute mit ihnen. Vom Kastlräumen bis zum Umbauen, habe ich genug Arbeit, auch zu Hause, mir wird es nicht fad. Sonst ist mein Tag von halb sechs Uhr in der Früh, wo ich aufstehe bis halb zehn Uhr in der Nacht, wo ich schlafen gehe, durchgeplant. Das große Plus aus dieser Krise ist für mich, dass wir jetzt viel mehr Zeit füreinander haben.

Was wollen Sie mir in der dritten Woche erzählen?
MARLIES ZECHNER:
Es ist nach wie vor eine Berg- und Talfahrt der Gefühle. Es gibt so viele Fragen. Wird das jetzt mein Alltag? Wer weiß, wie lange das so geht. Geht mein Sohn dieses Jahr noch zur Schule? Hält die Ankündigung mit Mitte Mai oder doch nicht? Ich habe gemischte Gefühle. Irgendwie möchte ich nicht zu weit nach vorne denken, weil ich nicht weiß, was vor mir liegt. Ich kann nur so leben, wie es mir die Zeit vorgibt. Aus diesem Grund schiebe ich diese Gedanken zur Seite – so wie es kommt, kommt es, ich kann nichts daran ändern. Ich kann in diesem Richtlinienstrom mitschwimmen. So fährt man für sich und die Umwelt gut.

Sie haben die Möglichkeit Ihren Mitmenschen eine Frage zu stellen, welche wäre das?
MARLIES ZECHNER:
Meine Frage wäre: Glaubt jeder zu wissen, dass er das Richtige tut? Ich denke dabei an die Social-Media-Plattformen. Dieses „Fleischlaberl-Massaker“, das ich dort erlebe, wenn es um Aussagen von Politikern geht oder um das Tragen der Mundmasken, ist einfach unglaublich und schlimm. Ich glaube, mit meiner Frage hat der Mensch jetzt Gelegenheit darüber nachzudenken, wie er sich anderen Menschen gegenüber in der letzten Zeit verhalten hat.

Interview: Jacqueline Juri

>>Hier gibt‘s weitere Stimmungsbilder und die Interviews der vergangenen Wochen<<

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