Martin Temmel
Er fischt nach einer neuen Art von Landwirtschaft

Martin Temmel hält in seiner neuen Aquafarm Liesingtaler Welse, eine nahezu grätenfreie Fischart. Bald soll das Sortiment an regionalem Fisch erweitert werden. | Foto: Katharina Wassler
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  • Martin Temmel hält in seiner neuen Aquafarm Liesingtaler Welse, eine nahezu grätenfreie Fischart. Bald soll das Sortiment an regionalem Fisch erweitert werden.
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Martin Temmel möchte mit seiner Aquafarm in Traboch-Timmersdorf, in der Fisch auf Gemüse trifft, neue Wege der Landwirtschaft beschreiten.

TRABOCH-TIMMERSDORF. Im Stall der Familie Temmel aus Traboch-Timmersdorf standen bis in die 1990er-Jahre Kühe. Im vergangenen Jahr waren es Bagger, die dem seither ungenutzten Stall unnötige Bausubstanz wegrissen, um für Teile des modernen Projektes von Martin Temmel Platz zu schaffen. Der 37-Jährige hat sich entschlossen, einen neuen Weg in der Landwirtschaft einzuschlagen: Keine Rinder, keine Schweine, sondern Fische und Gemüse in Wasserkreislaufwirtschaft, in einer sogenannten Aquaponikanlage, der „Aquafarm Temmel“. Während im alten Stall Lagerräumlichkeiten sowie der Ab-Hof-Laden entstanden sind, wurde davor in einem Glashaus die 200 Quadratmeter große und 100.000 Liter Wasser fassende Aquaponikanlage errichtet. „Sie ist in ihrer Bauweise die erst zweite in ganz Österreich“, sagt Martin Temmel.

Liesingtaler Edelwelse und Gemüse

In der Anlage schwimmen auf einer Seite in mehreren Wasserbecken mittlerweile rund 3.000 Liesingtaler Edelwelse, auf der anderen Seite gedeihen prächtige Tomaten, Gurken, Paprika und Salat. „Das ist jetzt alles im Testbetrieb, aber man sieht schon, dass es funktioniert“, freut sich Temmel. „Das Gemüse wächst vollkommen ohne Erde, es streckt seine Wurzeln nur ins mit Nährstoffen angereicherte Wasser, das von den Fischen kommt. Die Fische erhalten im Kreislauf wiederum das durch die Pflanzen ‚gereinigte‘ Wasser. Ganz wichtig: Das Gemüse schmeckt nicht nach Fisch“, erklärt Temmel. Das System sei aufgrund einer speziellen Pumptechnik besonders energie- und wassersparend.

Kreislaufwirtschaft

Schon seit rund sechs Jahren war der 37-Jährige auf der Suche nach einer neuen Form, um die einstige Landwirtschaft seiner Großeltern und Eltern, die ihm im vergangenen Oktober übergeben wurde, wieder zu aktivieren. Durch einen guten Freund kam er auf die Idee der Kreislaufwirtschaft. „Ich habe Kurse besucht und recherchiert, bis in einem der Kurse das Thema Aquaponik aufgetaucht ist. Dieses System beinhaltet alles, was in der heutigen Zeit von großer Bedeutung ist: Nachhaltigkeit sowie Energie- und Ressourcenschonung zur Produktion regionaler Lebensmittel“, erzählt Temmel, der dadurch seine Form der modernen Landwirtschaft gefunden hatte. Das Projekt komme auch seiner seit Kindheit bestehenden Faszination für Wasser und Fische – er hält auch zahlreiche wunderschöne Kois – entgegen. Entstanden ist die Anlage im vergangenen Jahr. „Ich glaube, ich bin einer der Wenigen, die von den Lockdowns profitiert haben, denn ich konnte meine Zeit dem Aufbau der Anlage widmen“, sagt Temmel.

Regionaler Fisch

Noch im September soll der Hofladen öffnen, in dem der Liesingtaler Edelwels gekauft werden kann. „Der österreichische Fischkonsum ist nur zu sechs Prozent durch Inlandsprodukte gedeckt, deshalb finde ich regional produzierten Fisch besonders wertvoll. Und die Welse sind extrem vielseitig einsetzbare Fische, sind grätenfrei und besitzen ein festes Fleisch, sind natürlich antibiotikafrei und werden am Hof geschlachtet. In naher Zukunft wird übrigens das Fischsortiment erweitert“, bemerkt der Trabocher. Sein Ziel: Mit der „Aquafarm Temmel“ künftig eine Vollerwerbslandwirtschaft führen zu können.

Martin Temmel hält in seiner neuen Aquafarm Liesingtaler Welse, eine nahezu grätenfreie Fischart. Bald soll das Sortiment an regionalem Fisch erweitert werden. | Foto: Katharina Wassler
Auf der einen Seite Gemüse, auf der anderen Fische: Beides profitiert im Kreislaufsystem voneinander in der Aquaponik-Anlage von Martin Temmel.  | Foto: Katharina Wassler
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