Erster Verhandlungstag am Landesgericht Leoben
Ist Leopold Pilsner Opfer einer politischen Intrige?

Leopold Pilsner, ehemaliger Geschäftsführer von Gesellschaften der Stadt Leoben, als Angeklagter beim ersten Verhandlungstag am Landesgericht Leoben. | Foto: Klaus Pressberger
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  • Leopold Pilsner, ehemaliger Geschäftsführer von Gesellschaften der Stadt Leoben, als Angeklagter beim ersten Verhandlungstag am Landesgericht Leoben.
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Nach acht Jahren erhob die Staatsanwaltschaft Anklage gegen Leopold Pilsner, den ehemaligen Geschäftsführer der Wirtschaftsinitiativen Leoben GmbH. Im Mittelpunkt des ersten Verhandlungstages am Landesgericht Leoben stand das Eröffnungsplädoyer von Pilsners Verteidiger Gerald Ruhri, der seinen Mandaten als "Opfer einer politischen Intrige" sieht.

LEOBEN. Die Anklage gegen den ehemaligen Geschäftsführer der Wirtschaftsinitiativen Leoben GmbH und weiterer stadtnaher Gesellschaften lautet auf Verbrechen der Untreue nach Paragraf 153 Absatz 1 und Absatz 3 StGB sowie Vergehen nach dem GmbH-Gesetz.
"Als Geschäftsführer von vier GmbHs soll er Scheinrechnungen in der Höhe von etwa 330.000 Euro erstellt haben und dadurch Vermögen von einer GmbH in eine andere verschoben haben", sagte dazu im Vorfeld Sabine Anzenberger, Presserichterin des Landesgerichts Leoben. Der Strafrahmen liege bei einem bis zehn Jahren Haft.

Liquiditätslage angeblich verschleiert

Am ersten Verhandlungstag des Schöffenprozesses am Landesgericht Leoben thematisierte Staatsanwalt Andreas Riedler die gegen Leopold Pilsner – für den die Unschuldsvermutung gilt – vorgebrachten Vorwürfe: "Es liegt der Verdacht vor, dass der Angeklagte besonders vor Jahresabschlüssen sowie vor Generalversammlungen der einzelnen Gesellschaften Gelder durch Scheinrechnungen zwischen den einzelnen Gesellschaften verschoben hat und daher die finanzielle Lage der jeweiligen Gesellschaften nicht tagesaktuell dargestellt wurde." Pilsner soll sich durch diese Transaktionen allerdings nicht persönlich bereichert haben. 

Vorwürfe von der Verteidigung zurückgewiesen

Pilsners Verteidiger, der Grazer Anwalt Gerald Ruhri, warf der Staatsanwaltschaft vor, "dass entlastende Themen nicht überprüft wurden, den Angeklagten und seine Verteidigung habe man dumm sterben lassen. Weil Ermittlungsschritte offen blieben, werde nun das Hauptverfahren aufgebläht."

Ruhri war bemüht, anhand ihm vorliegender Aufzeichnungen Vorwürfe der Anklage zu entkräften. Beispielsweise die Weiterverrechnung von Personal-, Telefon- und Internetkosten zwischen den Gesellschaften. Ruhri habe keine Zweifel daran, "dass alle Vorwürfe gegen Pilsner im Hauptverfahren zurückgewiesen werden können".

"Pilsner wegputzen"

Rechtsanwalt Gerald Ruhri bezeichnete Leopold Pilsner als "Opfer einer politischen Intrige", der einen Fehler gemacht habe, in die Politik zu gehen. Laut Ruhri sei Pilsner, der auch als Kandidat für die Nachfolge des damaligen Bürgermeisters Matthias Konrad gehandelt wurde, in einen Machtkampf geraten, bei dem der ehemalige Leobener Stadtamtsdirektor, ein damaliger SPÖ-Gemeinderat und heutiger ranghoher Landespolitiker und der jetzige Leobener Bürgermeister die Hauptfiguren waren. Mit dem Ziel "Pilsner wegzuputzen", wie in einer angeblich "besoffenen Geschichte" auf einer Eisstockbahn behauptet wurde.

Die Verhandlung wird am Donnerstag, 10. Februar, fortgesetzt. In Folge soll es zu weiteren Verhandlungstagen kommen, an denen Zeugenaussagen zur Klärung des Sachverhaltes beitragen sollen.

Augenkontakt zum Richter

Detail am Rande: Zu Beginn der Verhandlung bat Leopold Pilsner die Plexiglas-Schutzwand vor dem Richtertisch zu verschieben, weil die Spiegelung des Saallichtes den direkten Augenkontakt zu Richter Peter Wilhelm verhindere. Dem Wunsch wurde Folge geleistet.

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