Steinbruch in Leitendorf
Pläne für Betonmischanlage sorgen für Aufregung
In Leoben-Leitendorf gehen die Wogen hoch: Pläne der Firma Schaberreiter, am Areal des Steinbruchs eine Betonmischanlage, eine Restbetonaufbereitungsanlage und einen Abstellplatz zu errichten und zu betreiben, sorgen bei Anrainerinnen und Anrainern für Entsetzen. Die Interessensgemeinschaft IG-LL fürchtet, Oberleitendorf könne vollständig zum Industriegebiet werden. Eine mündliche Verhandlung wurde von der Bezirkshauptmannschaft Leoben für 14. November angesetzt.
LEOBEN. Der Steinbruch Galgenberg im Leobener Stadtteil Leitendorf sorgt immer wieder für Diskussionen - insbesondere bei den Anrainerinnen und Anrainern, die über eine anhaltende Staub- und Lärmbelastung klagen (wir berichteten: Beschwerden der Anrainer reißen nicht ab). Nun gibt es erneut Aufregung, der Grund ist jedoch ein neuer. Konkret geht es um die Pläne der Firma Schaberreiter GmbH mit Sitz in Kindberg, eine Betonmischanlage, eine Restbetonaufbereitungsanlage und einen Abstellplatz an der Adresse "Am Galgenberg 2" zu errichten und zu betreiben.
Ein entsprechendes Ansuchen wurde bei der Bezirkshauptmannschaft (BH) Leoben eingereicht. Der Termin für eine mündliche Verhandlung wurde für den 14. November angesetzt. Bis dahin können Beteiligte Einsicht in die Projektunterlagen nehmen und ihre Einwände vorbringen, erläutert Bezirkshauptmann Markus Kraxner.
Interessensgemeinschaft entsetzt
Empört und zugleich besorgt zeigt sich die IG-LL, die Interessensgemeinschaft für den Erhalt und zur Förderung der Lebensqualität und Sicherheit in Leitendorf: "Die Anrainerinnen und Anrainer sind entsetzt, da dieses Gebiet bereits durch den Steinbruch Tieber durch übermäßigen Lärm und Staub im Zuge der Bagger- und Abräumarbeiten sowie mit Sicherheitssorgen durch häufig wöchentliche Sprengung belastet ist."
Neben den eigentlichen Betriebstätigkeiten am Areal bereitet dem Verein das damit verbundene Verkehrsaufkommen, insbesondere der Lkw-Verkehr, die größte Sorge. Dieser werde nicht nur im direkten Gebiet um den Steinbruch sondern auch abseits zu spüren sein. "Solche Betriebe haben innerhalb einer Stadt und speziell im Bereich eines Naherholungsgebietes wie dem Häuslberg und in unmittelbarer Nähe von Schulen nichts zu suchen – schon gar nicht als Betriebsansiedelung", heißt es seitens des Vereins, der die betroffenen Anrainerinnen und Anrainer dazu aufruft, die ihnen zur Verfügung stehenden Mittel zu nutzen und noch vor der mündlichen Verhandlung ihre schriftlichen Einwände vorzubringen (weitere Infos zu den Forderungen und Einwänden der Interessensgemeinschaft findest du auf der Website der IG-LL).
"Hausaufgaben gemacht"
Doch wie kam es überhaupt zu dieser neuen Entwicklung? Die Firma Schaberreiter begründet ihre Pläne in Leoben-Leitendorf sowohl mit ökologischen als auch ökonomischen Überlegungen, schildert Geschäftsführer Thomas Schaberreiter. Der Steinbruch Galgenberg sei eine Rohstoffquelle für das Kindberger Familienunternehmen. Könne der Rohstoff bereits vor Ort verarbeitet werden, biete das gewisse Vorteile. "Wir sind mit unserem Produkt damit zum einen näher am Kunden beziehungsweise der Kundin und können zum anderen unnötige Transporte vermeiden", meint Schaberreiter. Weiters merkt er an, dass Beton, der etwa in der Voestalpine in Donawitz gebraucht werde, ohnehin über die Kerpelystraße transportiert werde, mit der neuen Betonmischanlage würde aber die Fahrt quer durch Leoben wegfallen.
Auf die Sorgen der Ainrainerinnen und Anrainer angesprochen, betont der Geschäftsführer, dass sich gerade bei Betonmischanlagen in den vergangenen Jahren viel getan habe. "Es entstehen durch so eine neue Betonmischanlage extrem niedrige Emissionen von Staub und Lärm", so Schaberreiter. Zudem sei die Anlage so geplant, dass sie vom Siedlungsgebiet weggeneigt sei. Wie es nun weitergeht, hänge vom Genehmigungsverfahren ab. Seitens der Schaberreiter GmbH sei man optimistisch: "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und umfangreiche Analysen durchgeführt. Wir sind gut vorbereitet", erklärt der Geschäftsführer abschließend und ergänzt, dass er gerne für Fragen zur Verfügung stehe.
"Errichtung grundsätzlich zulässig"
Die Sorge, Oberleitendorf könnte durch die Betriebsansiedelung vollständig zum Industriegebiet werden, könne von der Stadt Leoben nicht geteilt werden, heißt es auf Anfrage von MeinBezirk.at. Begründet wird diese Einschätzung damit, dass sich das Unternehmen ohnehin nur auf den dafür vorgesehenen und gewidmeten Flächen niederlassen könne. Diese seien wiederum im aktuellen Flächenwidmungsplan als "Industriegebiet 1" (I1) ausgewiesen. "Die Errichtung ist damit grundsätzlich zulässig. Die bestehenden Anlagen des Steinbruchs befinden sich ebenfalls innerhalb dieser Flächen; eine Erweiterung der Industrieflächen ist aus aktueller Sicht nicht möglich." Auf die Einhaltung der Flächenwidmung werde die Stadt naturgemäß achten.
Zugleich wird darauf verwiesen, dass das Verfahren von der Bezirkshauptmannschaft Leoben geführt werde, und die Stadtgemeinde Leoben in dieser Angelegenheit über keine Zuständigkeit verfüge. Weiters heißt es:
"Die Stadt hat aber bei derartigen Angelegenheiten in der Vergangenheit als 'Brückenbauer' zwischen den Anrainern, den dort ansässigen Unternehmen und der zuständigen Behörde, der BH Leoben fungiert. Dabei hatten die Interessen der Anrainer stets höchste Priorität."
Stadt Leoben, offizielle Stellungnahme
FPÖ will runden Tisch
Dass die Stadtgemeinde die Verantwortung ausschließlich der Bezirkshauptmannschaft zuschiebt und "sich selbst weitestgehend für unzuständig erklärt", ist für die Leobener Freiheitlichen "bedauerlich". Aus Sicht der Freiheitlichen gebe es durchaus Möglichkeiten die Bürgerinnen und Bürger vor Ort zu unterstützen.
"Um alle politischen und juristischen Optionen auszuloten, fordern wir Freiheitliche die sofortige Einberufung eines runden Tischs unter Einbeziehung aller Fraktionen sowie der zuständigen Verwaltungsstellen und Vertretern der betroffenen Anrainer. Die Einschaltung der Volksanwaltschaft wäre ebenfalls zu erwägen. Weiters wird die FPÖ mittels schriftlicher Anfrage im Landtag den genauen Genehmigungsprozess der Anlage näher beleuchten“, so FPÖ-Stadtparteiobmann Florian Wernbacher.
Das könnte dich auch interessieren:
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.