Trofaiacher Stimmungsbilder
Tanja Kristl: "Ich glaube, dass uns das Virus begleiten wird"

Tanja Kristl, Unternehmerin aus Trofaiach: "Auch wenn einem die unmöglichsten Dinge passieren, kann man die Situation gut meistern, wenn man sie meistern will."  | Foto: zVg/Trofaiacher Stimmungsbilder
  • Tanja Kristl, Unternehmerin aus Trofaiach: "Auch wenn einem die unmöglichsten Dinge passieren, kann man die Situation gut meistern, wenn man sie meistern will."
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Mit der Serie "Trofaiacher Stimmungsbilder" beleuchten wir die Lebensumstände von unterschiedlichsten Menschen in der Stadt Trofaiach in Zeiten der Coronakrise. Jacqueline Juri hat dazu die entsprechenden Telefoninterviews durchgeführt.

Eine dieser Interviewpartnerinnen von Jacqueline Juri ist heute die Trofaiacherin Tanja Kristl, die das Café "die Chillerei" führt, 41 Jahre alt und Mutter einer Tochter ist.

Wir wollen gemeinsam den Blick in die Zukunft richten: Das Land fährt langsam wieder hoch. Welche Gedanken haben Sie dazu?
TANJA KRISTL: Wirtschaftlich als auch sozial betrachtet, ist es meiner Meinung nach wichtig, dass es wieder los geht. Ich glaube es ist für uns alle wichtig, dass wir wieder eine Normalität im Alltag bekommen. Mir ist natürlich bewusst, dass diese Normalität noch weit weg ist von jener Normalität, die wir früher wahrgenommen haben. Ebenso werden uns die Sicherheitsmaßnahmen noch einige Zeit begleiten. Es ist wichtig, es sich bewusst zu machen, dass man sich an gewisse Spielregeln halten muss, damit man die Freiheiten wieder erlangen kann. Ehrlich gesagt habe ich schon ein wenig Angst, dass eine zweite Welle an Infektionen kommen könnte. Der Gedanke daran wäre für mich aus sozialer und wirtschaftlicher Sicht betrachtet eine Katastrophe. Aus diesem Grund hoffe ich, dass sich die Leute an die Spielregeln halten. Das heißt Abstand halten, Hände waschen, wahrscheinlich auch das Tragen eines Mundschutzes, solange bis ein Medikament oder ein Impfstoff entwickelt wird.
Dazu werden vermutlich noch Besucherbeschränkungen kommen, das heißt, dass nur eine gewisse Anzahl an Menschen in einem Raum sein darf. So in etwa stelle ich mir das vor. Was mein Café anbelangt, weiß ich noch nicht genau mit welchen Bestimmungen ich es zu tun haben werde. Ich halte es für wahrscheinlich, dass man darauf achtet, dass es einen größeren Abstand zwischen den Tischen gibt, dass ein Händedesinfektionsmittel zur Verfügung steht und vermutlich das Personal Masken tragen muss. Ich hoffe, den Gästen wird der Mundschutz im Café erspart bleiben, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand in einem Restaurant oder in einem Café mit Maske sitzen möchte. Wenn es das Wetter zulässt, werde ich meinen Gastgarten beleben, weil ich auch glaube, dass man sich im Moment im Freien wohler fühlt als im geschlossenen Raum.

Was glauben Sie, wird sich in einem Jahr verändert haben?
TANJA KRISTL: Nächstes Jahr um diese Zeit, hoffe ich für uns alle, dass wir wieder eine Normalität haben und ungefähr so weitermachen können, wie wir es gewohnt waren. Natürlich brauchen wir dazu ein Medikament, damit wir die Situation halbwegs in den Griff bekommen. Ich glaube aber nach wie vor, dass uns dieses Virus begleiten wird, in welcher Form auch immer. Das Virus hat kein schnelles Ablaufdatum, aber aus medizinischer Sicht sollten wir soweit in der Lage sein, dass wir normal leben können. Unsere Familie öffnet sich jetzt auch sozial wieder langsam nach außen, meine Tochter geht wieder in die Schule und ich beginne zu arbeiten. Wir haben aber keine Befürchtungen uns anzustecken, wir sind verantwortungsbewusst und wissen, wie wir uns zu verhalten haben.
Für die Jugendlichen und Kinder wünsche ich mir, dass das Ganze so schnell wie möglich ein Ende hat. Sozial betrachtet ist es eine Katastrophe, sie brauchen ihre Freunde. Aus meiner Sicht heraus, als Teenager abgeschottet 24 Stunden mit seinen Eltern zu verbringen, stelle ich mir rückblickend furchtbar vor. Ich sehe es bei meiner Tochter, sie geht jetzt in die vierte Klasse der NMS und wird keinen Abschluss am Ende des Schuljahres erleben, so wie sie es all die Jahre zuvor gewohnt war. Als Klasse in ihrer Gesamtheit werden sich die Schüler nicht mehr sehen. Darüber denkt meine Tochter jetzt nach und das tut weh. Irgendwie ist das kein Abschluss, sondern ein offenes Ende. Ich hoffe, dass der Start im Herbst in der neuen Schule halbwegs normal verläuft. Sie wird dort auch ins Internat gehen, keine Ahnung wie der Internatsbetrieb organisiert werden wird. Wir reden viel darüber, aber wir wissen nicht, wie es laufen wird. Ich habe tatsächlich keinen Plan. Fest steht für mich, dass ich in einem Jahr meiner Arbeit nachgehen werde und hoffentlich dort arbeite, wo ich jetzt bin. Natürlich hängt das von vielen Faktoren ab. Wie entwickelt sich die Infektionslage weiter? Wie nehmen die Gäste das Angebot an? Wissen kann man es nie.

Was könnte Ihr persönliches Motto im Jahr 2020 sein?
TANJA KRISTL: Mein Motto wird sein: Mit Flexibilität, Ausdauer und Kreativität auf Situationen zu reagieren, auch spontan zu sein, wenn wir weiterhin Spaß haben wollen und uns treffen möchten. Es wird anders sein als zuvor, aber es wird Möglichkeiten geben.

Wenn Sie in einem Satz diese vergangenen sechs Wochen zusammenfassen müssten, wie würde dann dieser Satz lauten?
TANJA KRISTL: Man hat gesehen, dass die unmöglichsten, unglaublichsten und unwahrscheinlichsten Dinge passieren können und dass man das trotzdem halbwegs gut überstehen und lösen kann.
Oder anders formuliert: Auch wenn einem die unmöglichsten Dinge passieren, kann man die Situation gut meistern, wenn man sie meistern will.
Kein Mensch hat damit gerechnet, dass uns jemals so etwas passieren wird und trotzdem geht alles weiter und irgendwie schafft man alles, wie auch immer!

Weitere "Trofaiacher Stimmungsbilder" finden Sie hier!

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