Von Subkultur zu Mainstrem
"Tattoos sind in der Gesellschaft angekommen"

Wenn der Körper zur Leinwand wird: Pierre Bacher, der Inhaber des ersten Tattoo-Studios in Leoben, hat mit MeinBezirk über große Veränderungen in der Branche und die wachsende Akzeptanz in der Gesellschaft gesprochen.

LEOBEN. Wer im Freibad den Blick schweifen lässt und die Damen und Herren der Schöpfung ein wenig genauer unter die Lupe nimmt, merkt schnell: Tattoos sind in Mode. Ob die junge Frau, die gerade mit ihrer Freundin am Beckenrand plaudert oder der Vater, der mit seinem Sohn in der Sonne Fußball spielt – sie alle eint die Tinte, die ihren Körper ziert.

Pierre Bacher hat diesen Trend in den vergangenen Jahren ebenfalls beobachtet. Auf vielen Reisen durch Südostasien kam der heute 55-Jährige auf den Geschmack und eröffnete 1995 das erste Tattoo-Studio in Leoben – zu dieser Zeit noch eine Seltenheit. "Damals hat es in Österreich, glaube ich, gerade einmal fünf oder sechs Studios gegeben", erinnert sich Bacher. Mittlerweile gebe es über 1.000 Tätowiererinnen und Tätowierer.

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Pierre Bacher eröffnete 1995 das erste Tattoostudio in Leoben. | Foto: MeinBezirk
  • Pierre Bacher eröffnete 1995 das erste Tattoostudio in Leoben.
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Fortschritt durch Technik

Nicht nur die Branche ist gewachsen, auch die Technik hat sich stark weiterentwickelt. Früher seien die Tattoo-Maschinen laut und mit Kabel gewesen. Heute verfüge man Bacher zufolge über Akku-Geräte, die man kaum mehr höre. "Und dann die ganzen Nadelmodule: Früher haben wir die Rohmaterialien, die Nadeln und die Vorrichtungen gehabt, alles selbst gelötet – natürlich hast du da nie so die Qualität, wie heute, wo alles maschinell gemacht wird", schildert Bacher. Auch die Materialien und Farben hätten sich stark weiterentwickelt, wovon sowohl Tätowiererinnen und Tätowierer als auch Kundinnen und Kunden profitieren. "Deswegen hast du so einen Riesenunterschied, wenn du dir alte Tattoos anschaust und welche von heute", erklärt der Inhaber des Tattoo- und Piercing-Studios "Hautwerk".

Bei den Stilen habe sich ebenfalls viel getan. "Im letzten Jahr ist das Fineline stark herausgekommen", weiß der Profi. Bei dieser Technik werde mit dünnen, feinen Nadeln gearbeitet, was zum einen eine besondere Präzision erfordere, zum anderen neue Möglichkeiten eröffne. "Du kannst im Fineline riesengroße Projekte machen, einen ganzen Rücken, und der ist trotzdem schnell einmal fertig", so Bacher. Bei den Motiven sei aktuell die Natur tonangebend, auch spirituelle Tattoos seien stark nachgefragt.

Die Natur und spirituelle Motive liegen aktuell stark im Trend.  | Foto: Cristina Gottardi / Unsplash
  • Die Natur und spirituelle Motive liegen aktuell stark im Trend.
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Von wegen Männersache

Ob modisch, mit Erinnerungen verknüpft, oder die eigene Persönlichkeit, Hobbys und Vorlieben widerspiegelnd – ein Tattoo zu haben, sei mittlerweile normal. "Früher war das schon mehr eine Männerdomäne", gibt Bacher zu bedenken, der bereits mit 13 Jahren am eigenen Körper herumexperimentierte und sich mit 18 sein erstes professionelles Tattoo stechen ließ. Reine Männersache seien Tattoos heutzutage keineswegs mehr. "Ich glaube, 70 bis 80 Prozent sind wirklich Damen, die sich tätowieren lassen", meint der Hautwerk-Inhaber.

"Es hat sehr lange gedauert, aber mittlerweile sind Tattoos in der Gesellschaft angekommen."
Pierre Bacher, Inhaber von "Hautwerk"

Ärztinnen und Ärzte würden sich ebenso tätowieren lassen wie Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte. Auch die Polizei habe mittlerweile ihre Kriterien dahin gehend gelockert. Dennoch sollte die Entscheidung für ein Tattoo nicht leichtsinnig erfolgen, meint Bacher und nennt ein Beispiel: "Die Liebe ist etwas Wunderschönes, das Schönste, was es gibt. Aber das Ganze mit Namen und Porträts – also davon raten wir ab", schmunzelt der 55-Jährige.


So steht die Bevölkerung zu Tätowierungen:

Wie eine IMAS-Umfrage aus dem Jahr 2020 zeigt, hat jeder vierte Österreicher beziehungsweise jede vierte Österreicherin zumindest eine Tätowierung. Seit 2013 legte dieser Anteil um acht Prozentpunkte zu. Vor allem unter 35-Jährige setzen mit dieser Art von Körperkult ein Zeichen, hier sind es bereits mehr als zwei Fünftel, die eine oder mehrere Tätowierungen am Körper tragen. Die Einstellungen rund um Tätowierungen sind eindeutig: Die Körperbilder und Darstellungen regen heutzutage eigentlich niemanden auf.


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