Weltfrauentag im Bezirk
Wenn zu wenig Zeit für die "Extrameile" bleibt

Am 8. März ist Weltfrauentag. Doch wie steht es um die Gleichberechtigung von Männern und Frauen? Wir haben uns in der Stadt Leoben umgehört und zudem bei zwei Unternehmerinnen aus dem Bezirk nachgefragt, wo sie die größten Herausforderungen aber auch Chancen sehen. 

BEZIRK LEOBEN. Die Nachrichten sind voll von Schlagzeilen rund ums Gendern, den Gender Pay Gap oder die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Auch im Bezirk Leoben gibt es nach wie vor große Unterschiede zwischen Männern und Frauen, das belegen nicht zuletzt die Zahlen (siehe Infobox am Ende des Beitrags). Anlässlich des Weltfrauentags am 8. März wollen wir zwei Frauen vor den Vorhang holen, die mit beiden Beinen im Leben stehen und ihre Sicht der Dinge darlegen. 

Findest du, dass Frauen und Männer heutzutage gleichberechtigt sind?

Kinderbetreuung als größte Herausforderung

Andrea Lassacher ist Vorsitzende des Netzwerks Frau in der Wirtschaft“ im Bezirk Leoben und führt zudem den Naturkostladen „Klein aber Fein“ in St. Michael. Für die Unternehmerin ist klar, woran es in den meisten Fällen hakt: „Man liest immer wieder davon und es ist tatsächlich so: Die Kinderbetreuung ist die größte Herausforderung. Nichtsdestotrotz war das aber zugleich der Hauptgrund, warum ich selbstständig geworden bin“, erzählt Lassacher. 

Schon vor 18 Jahren habe sie sich die Frage gestellt, wie sie ihr Kind am besten betreuen und gleichzeitig arbeiten könne. „Selbstständig zu sein, bot mir damals einfach mehr Flexibilität“, meint die Unternehmerin. Die oftmals fehlende Vereinbarkeit von Familie und Beruf sei ihrer Ansicht nach mit ein Grund, warum es immer noch wenige Frauen in Führungspositionen gebe. 

Die Unternehmerin Andrea Lassacher aus St. Michael sieht die größte Herausforderung für Frauen in der Kinderbetreuung.  | Foto: Lisa Fuchs
  • Die Unternehmerin Andrea Lassacher aus St. Michael sieht die größte Herausforderung für Frauen in der Kinderbetreuung.
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Zu wenig Zeit für die „Extrameile“

In die gleiche Kerbe schlägt Astrid Baumann, Leobener WKO-Regionalstellenobfrau und Geschäftsführerin des Reisebüros „Italien erleben“: „Für viele Frauen ist es oft nicht möglich, die notwendige Extrameile im Beruf zu gehen, da sie auch abseits der Karriere ein ausgefülltes Leben führen und hierfür viel Verantwortung für das Familienleben tragen. Trotz der Möglichkeit für Väterkarenz und Co. ist es eine Tatsache, dass Frauen hier den größten Part innehaben. Dies kostet natürlich auch Energie und vor allem Zeit, die sie dadurch nicht in diese genannte Extrameile investieren können", schildert die Unternehmerin. Lassacher meint dazu: „Wenn man jung Mama wird, dann dauert das auch, bis man entsprechende Schulungen und Fortbildungen machen kann. Das hängt alles zusammen. Es kommen schon Powerfrauen an die Spitze, aber zeitverzögert."

Familie und den Job unter einem Hut zu bringen, betreffe allerdings nicht nur die Kinderbetreuung, sondern auch die Pflege der älteren Generation, betont Baumann: „Spricht man heute von Betreuung, vergisst man viel zu oft auch den Aspekt der Pflege und Betreuung von Großeltern und Eltern. Hier ist es wieder die Frau, die die organisatorischen und ausführenden Stricke in der Hand hält. Hier eine Balance zwischen Beruf, alltäglichen Anforderungen und der Betreuung zu finden, ist ein wahrlicher Spagat, der nur allzu oft an Institutionen abgeschoben wird“, schildert Baumann.

„Ich habe die Erfahrung gemacht, dass hier der Rückhalt und die Unterstützung der gesamten Familie notwendig ist - besonders auch emotional. Gute Organisation - so weit dies möglich ist - und ein starkes Netzwerk an Personen, mit denen man sich in solchen Situationen austauschen kann, oder auch professionelle Stellen, an denen man sich Hilfe, Rat und Tipps holen kann, sind hier Goldes wert.“
Astrid Baumann, WKO-Regionalstellenobfrau und Geschäftsführerin des Reisebüros „Italien erleben“ 

„Für viele Frauen ist es oft nicht möglich, die notwendige Extrameile im Beruf zu gehen, da sie auch abseits der Karriere ein ausgefülltes Leben führen und hierfür viel Verantwortung für das Familienleben tragen", meint Astrid Baumann, WKO Regionalstellenobfrau.  | Foto: Freisinger
  • „Für viele Frauen ist es oft nicht möglich, die notwendige Extrameile im Beruf zu gehen, da sie auch abseits der Karriere ein ausgefülltes Leben führen und hierfür viel Verantwortung für das Familienleben tragen", meint Astrid Baumann, WKO Regionalstellenobfrau.
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Der Wert eines Netzwerks

Um die zahlreichen Herausforderungen, denen sich Frauen Tag für Tag stellen, bestmöglich zu meistern, rät Andrea Lassacher Frauen dazu, Kontakte zu knüpfen und diese auch zu nutzen. „Gerade in einem Netzwerk kann man voneinander profitieren, sich gegenseitig stärken und sich in diversen Problemlagen helfen.“ Als Vorsitzende von „Frau in der Wirtschaft“ sei sie selbst dahinter, ein entsprechendes Angebot zu bieten. Zudem rät sie Frauen, die gerade am Anfang ihrer Karriere stehen, dazu, zu sich selbst zu stehen und sich nicht zu verbiegen.

„Authentisch sein, das ist die ehrliche Variante.“
Andrea Lassacher, „Frau in der Wirtschaft“-Vorsitzende und Geschäftsführerin von „Klein aber Fein“

Kontakte knüpfen und diese auch nutzen: Ein starkes Netzwerk ist für Frauen von enormem Wert.  | Foto: Becca Tapert / Unsplash
  • Kontakte knüpfen und diese auch nutzen: Ein starkes Netzwerk ist für Frauen von enormem Wert.
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Astrid Baumann sieht persönliche Herausforderungen auch als Chance: „Oft ist jeder Tag eine neue Herausforderung, aber auch eine neue Chance. Das Wesentlichste für mich, um mich einer anstehenden Herausforderung zu stellen, ist eine gute Vorbereitung.“ Sie ist zudem davon überzeugt, dass Frauen ihre ganz eigene „Superkraft“ haben: „Frauen bringen bestimmt immer wieder einen neuen Blickwinkel auf Dinge, sie haben ein großes Maß an Empathie und einen Weitblick auf die jeweilige Situation. Diese Paarung sehe ich als Superkraft von uns Frauen, denn wir schaffen es, nicht nur an uns selbst zu denken – das darf manchmal auch mehr sein – sondern auch an andere“, schildert die WKO-Regionalstellenobfrau.

Ein Blick auf die Zahlen:

Unterschiede zwischen den beiden Geschlechtern spiegeln sich unter anderem im Einkommen wider. Die geschlechtsspezifische Einkommensdifferenz, die sogenannte „Gender Pay Gap”, wurde zuletzt sogar wieder etwas größer: In der Steiermark verdienten Frauen 2022 im Schnitt um 14 Prozent weniger als Männer. Auch im Bezirk Leoben ist der Unterschied deutlich: So lag das durchschnittliche Bruttoeinkommen für Männer bei 48.150 Euro, während jenes der Frauen 28.788 Euro betrug.

Redaktionelle Mitarbeit von Vanessa Gruber

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