Historische Tiefstwerte und Allzeithoch
AMS Regionalstelle Leoben zieht Bilanz

Für das AMS Leoben war 2022 "eines der besten Jahre, die wir je hatten", sagt Helmut Wiesmüller – wäre da nicht der Arbeitskräftemangel.  | Foto: RegionalMedien Steiermark
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  • Für das AMS Leoben war 2022 "eines der besten Jahre, die wir je hatten", sagt Helmut Wiesmüller – wäre da nicht der Arbeitskräftemangel.
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Zahlen wie diese hat Helmut Wiesmüller, Leiter der Regionalstelle Leoben des Arbeitsmarktservice, in seiner bisherigen Karriere noch nicht erlebt: Die Arbeitslosenzahlen sind auf historischem Tiefststand während sich die Zahl an offenen Stellen auf einem Allzeithoch befinden. 

BEZIRK LEOBEN. "Ich kann mich nicht erinnern, dass es jemals so wenige Arbeitslose gab", meint Helmut Wiesmüller mit Blick auf den kürzlich fertiggestellten Geschäftsbericht der Arbeitsmarktservice (AMS) Regionalstelle Leoben für das Jahr 2022. Seit über 40 Jahren ist Wiesmüller beim AMS tätig, doch Kenndaten wie jene des vergangenen Jahres sind auch ihm neu. Während die Arbeitslosenzahlenhistorische Tiefstwerte erreichten und im Vergleich zu 2021 um 22,9 Prozent sanken, stiegen die gemeldeten offenen Stellen auf ein "Allzeithoch". Im Durchschnitt sei die Zahl an offenen Stellen bei rund 1.300 gelegen, was nahezu einer Verdoppelung im Vergleich zu den vergangenen zehn Jahren gleichkam.

"Das zeigt, wie groß der Arbeitskräftebedarf grundsätzlich ist, also nicht nur bei den Fachkräften, sondern ganz allgemein."
Helmut Wiesmüller, Regionalstellenleiter des AMS Leoben 

Demografische Entwicklung als Ursache

Die Entwicklung führt der Experte auf zwei entscheidende Faktoren zurück: "Das liegt zum einen am demografischen Wandel, man merkt, dass die Babyboomer langsam in Pension gehen. Zum anderen haben wir relativ wenige Zugänge von älteren Personen", führt Wiesmüller aus. Letzteres sei wiederum Indiz dafür, dass der Fachkräftemangel sich zu einem allgemeinen Arbeitskräftemangel entwickelt habe und Unternehmen um die Schwierigkeit wissen, frei gewordene Stellen nachzubesetzen beziehungsweise geeignete junge Leute zu finden.

Auch sei es im vergangenen Jahr gelungen, vergleichsweise viele ältere Personen wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren. "Das war ja früher auch nicht so einfach, aber die Chancen sind aktuell so gut wie noch nie". Die Arbeitslosenrate bei den über 50-Jährigen sei auf 6,6 Prozent zurückgegangen

Der Arbeitskräftemangel war ein zentrales Thema im vergangenen Jahr. | Foto: Pixabay
  • Der Arbeitskräftemangel war ein zentrales Thema im vergangenen Jahr.
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Besonderes Augenmerk lag im vergangenen Jahr auf der Gruppe der Frauen. Diese in ein Beschäftigungsverhältnis zu bekommen, war eines der erklärten Ziele des AMS. "Lange Zeit waren bei uns im Bezirk immer mehr Frauen arbeitslos gemeldet als Männer. Das hat sich jetzt umgedreht", so Wiesmüller, der erklärt, dass die Arbeitslosigkeit bei Frauen sogar um 24,2 Prozent gesunken sei. "Der Frauenarbeitsmarkt boomt, wobei man natürlich dazu sagen muss, dass sehr viele Teilzeitbeschäftigungen dabei sind", fügt der Regionalstellenleiter ergänzend hinzu. Ein wesentlicher Faktor sei hier immer noch die Kinderbetreuung. 

Auch die Gruppe der Langzeitarbeitslosen wurde 2022 besonders in den Fokus gerückt. Hier sei es dem AMS Leoben gelungen, 120 Frauen und 132 Männer in nachhaltige Beschäftigung zu bringen – "das bedeutet, dass sie ab Eintritt zumindest zwei Monate in diesem Beschäftigungsverhältnis blieben", führt Wiesmüller aus. Ein wesentlicher Motor für diese Entwicklung sei die Aktion Sprungbrett gewesen.

Es handelt sich dabei um ein Fördermodell der Bundesregierung, das die Integration von Arbeitssuchenden in den Arbeitsmarkt unterstützen soll. Betriebe erhalten eine "Wiedereingliederungsbeihilfe", wenn sie Personen über 50 Jahre und Langzeitbeschäftigungslose aufnehmen. Laut Wiesmüller wurden insgesamt 237 derartiger Beihilfen in Höhe von 1,5 Millionen Euro gezahlt.

Helmut Wiesmüller, Regionalstellenleiter des AMS Leoben, im Gespräch über das vergangene Jahr.
 | Foto: RegionalMedien Steiermark
  • Helmut Wiesmüller, Regionalstellenleiter des AMS Leoben, im Gespräch über das vergangene Jahr.
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1.688 Personen gefördert

Apropos Förderungen – im vergangenen Jahr wurden insgesamt 1.688 Personen gefördert, die Höhe der Fördersumme betrug rund neun Millionen Euro. Etwas mehr als 4,5 Millionen Euro davon entfielen auf Qualifizierungsmaßnahmen, beispielsweise AMS Kurse zur Schulung von Arbeitslosen. Auch andere Unterstützungsleistungen wie etwa Beratungs- und Betreuungseinrichtungen fielen mit über 700.000 Euro ins Gewicht. Bei den finanziellen Aufwendungen aus der Arbeitslosenversicherung führte der Rückgang der Arbeitslosigkeit zu einer deutlichen Reduzierung der Auszahlungssumme. Diese reduzierte sich von über 26 Millionen Euro auf rund 21 Millionen Euro. 

In Summe sei es "eines der besten Jahre, die wir je hatten" gewesen, resümiert Regionalstellenleiter Helmut Wiesmüller. Wenn da nicht der Arbeitskräftemangel wäre, der in allen Branchen, besonders jedoch in der Produktion, dem Handel und der Gastronomie, eklatant sei. "Und ja, wir werden auch bei uns Zuzug brauchen, um das abzudecken", fügt Wiesmüller abschließend hinzu. 

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