WKO on Tour im Bezirk Leoben
„Leistung muss sich wieder lohnen“
Der Personalmangel macht den Unternehmen in der Region nach wie vor zu schaffen. Im Zuge von WKO on Tour besichtigte der steirische WKO-Vizepräsident Herbert Ritter gemeinsam mit der Leobener Regionalstellenobfrau Astrid Baumann Betriebe im Bezirk Leoben, um sich ein Bild von der aktuellen Wirtschaftslage zu machen.
BEZIRK LEOBEN. Inflation, Energiekrise und Arbeitskräftemangel sorgen aktuell für eine negative Konjunkturstimmung. „Wir müssen alle Hebel in Bewegung setzen, damit diese Stimmung jetzt nicht in Richtung einer breiten Wirtschaftskrise kippt", mahnen Herbert Ritter, Vizepräsident der Wirtschaftskammer (WKO) Steiermark und Regionalstellenobfrau Astrid Baumann. Sie fordern von der Politik endlich „,Taten statt Worte", vor allem, was den Arbeitsmarkt trifft. Denn Arbeitskosten und Personalmangel werden in einer Umfrage des Instituts für Wirtschaft- und Standortentwicklung der WKO Steiermark von 66,3 beziehungsweise 57,9 Prozent der Befragten als aktuell größte unternehmerische Herausforderungen genannt.
Im Rahmen von „WKO on Tour 2023“ besuchten Vizepräsident Herbert Ritter und Regionalstellenobfrau Astrid Baumann Betriebe im Bezirk Leoben – darunter die Firmen Stieg und Stahlbau Glettler in Niklasdorf sowie Elektro Jantscher in St. Peter-Freienstein und Hitthaller Bau in Leoben. Dabei suchten Ritter und Baumann aktiv das Gespräch, um sich ein Bild der aktuellen Wirtschaftslage zu machen. Besonders deutlich wurden auch diesmal die Sorgen aufgrund des immer stärker spürbaren Arbeitskräftemangels geäußert.
Taten der Politik gefordert
„Die Situation ist ernst, die Herausforderungen groß. Diese dürfen von der Politik nicht länger nur verwaltet werden. Es braucht endlich entschiedene Taten", betonen Ritter und Baumann. Konkret fordern sie Maßnahmen zur Eindämmung der Preisdynamik, die Sicherung von leistbarer Energie für den Standort sowie eine Abschaffung der CO2-Steuer und ein Maßnahmenpaket zur Fach- und Arbeitskräftesicherung.
Wie massiv die heimischen Unternehmen bereits die Folgen des Personalmangels spüren, zeigt die Auswertung des WKO-Fachkräfteradars. Hierbei wird die Zahl der Arbeitslosen pro offener Stelle als Indikator herangezogen, das Ergebnis daraus ist die sogenannte Stellenandrangsziffer. In der Steiermark ist diese in den vergangenen Jahren sukzessive gesunken. Betrug diese 2019 im Schnitt noch 2,34, so waren es 2021 nur mehr 1,90 und im Vorjahr lediglich 1,19, wobei alle Werte unter 1,5 von den Expertinnen und Experten der WKO grundsätzlich als Mangel eingestuft werden.
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Höchststand an Beschäftigten
Für Herbert Ritter und Astrid Baumann besteht angesichts dieser Schieflage ein akuter Handlungsbedarf. „Wir haben mittlerweile eine Rekord-Beschäftigungsquote erreicht, trotzdem ist die Arbeitszeit rückläufig, weil vor allem immer mehr Junge nur mehr Teilzeit arbeiten wollen“, erläutert Baumann. Konkret ist die Zahl der unselbständig Erwerbstätigen bundesweit von 3,65 (2017) auf 3,73 Millionen (2021) gestiegen. Im Bezirk Leoben stieg die Zahl der Beschäftigten in den letzten fünf Jahren von 23.415 auf den aktuellen Höchststand von 23.915. Das bundesweite Arbeitsvolumen ist in den letzten Jahren aber von 5,77 auf 5,66 Milliarden Stunden gesunken.
Die beiden Unternehmervertreter treten darum für zusätzliche Leistungsanreize ein: „Warum wird Mehrleistung so massiv besteuert? Menschen, die etwas leisten wollen, sollten nicht davon abgehalten werden“, ist Ritter überzeugt. Die Leobener Regionalstellenobfrau Astrid Baumann fügt hinzu: „Leistung wird aktuell zu wenig wertgeschätzt und viele junge Menschen haben den Bezug zur Arbeit verloren. Mehr Arbeit muss sich einfach wieder lohnen.“ Sie fordern steuerliche Anreize für Vollzeitbeschäftigung, für die es auch entsprechende Rahmenbedingungen wie einen flächendeckender Ausbau der Kinderbetreuung brauche. So sind ihnen auch eine Ausweitung der Steuerbefreiung von Überstunden und Anreize für ein längeres Arbeiten im Alter (Befreiung von erneuten Pensionsversicherungsbeiträgen für alle, die in ihrer Pension weiterarbeiten wollen), ein Anliegen.
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