Hof in Mautern als Energiezentrale
Wenn der grüne Strom vom Landwirt kommt

"Bauer macht Power": Christian Metschina, Andreas Steinegger, Thomas Lerchbaum, Richard Judmaier und Johanna Hafellner (v.l.) machten in Mautern auf das große Potenzial der steirischen Landwirtinnen und Landwirte als Energieversorgerinnen und Energieversorger der Zukunft aufmerksam.  | Foto: RegionalMedien Steiermark
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  • "Bauer macht Power": Christian Metschina, Andreas Steinegger, Thomas Lerchbaum, Richard Judmaier und Johanna Hafellner (v.l.) machten in Mautern auf das große Potenzial der steirischen Landwirtinnen und Landwirte als Energieversorgerinnen und Energieversorger der Zukunft aufmerksam.
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Die Landwirtschaft benötigt ohne Zweifel viel Energie, gleichzeitig spielt sie auch in der Energieerzeugung eine zentrale Rolle. Ein Gespräch am Hof von und mit Thomas Lerchbaum in Mautern verdeutlichte, welches Potenzial die steirischen Landwirtinnen und Landwirte als "Energieerzeuger" haben. 

MAUTERN. "So wenig wie möglich von der Ölindustrie abhängig sein", lautet die Devise des Land-, Forst- und Energiewirts Thomas Lerchbaum. Der 31-Jährige betreibt am Grazerberg in Mautern einen biologisch bewirtschafteten Michviehbetrieb und setzt dabei seit rund 20 Jahren auf eine Hackschnitzelanlage. "Holz heizen wir, seit ich denken kann", erzählt der junge Bauer, der sich stark für die Themen erneuerbare Energien und Energieautarkie interessiert und auf seinem eigenen Hof bereits wichtige Schritte in Richtung Selbstversorgung gesetzt hat. Im Rahmen eines Pressegesprächs, das anlässlich der Woche der Landwirtschaft stattfand, gewährte Lerchbaum Einblick in seine Vision von der grünen Energie vom Bauernhof. 

Glaubst du, dass die Landwirtschaft eine wichtige Rolle bei der Energiewende spielt?
Thomas Lerchbaum verfügt auf seinem Hof in Mautern über eine 40-Kilowatt-Peak-Photovoltaikanlage auf den Dachflächen, die seit Mai 2022 in Betrieb ist. | Foto: Thomas Lerchbaum
  • Thomas Lerchbaum verfügt auf seinem Hof in Mautern über eine 40-Kilowatt-Peak-Photovoltaikanlage auf den Dachflächen, die seit Mai 2022 in Betrieb ist.
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Neben der Hackschnitzelanlage setzt der Landwirt auch bei der Stromerzeugung auf "grüne" Energie und zwar durch die Sonne. Im Mai des vergangenen Jahres wurden hierzu eine 40-Kilowatt-Peak-Photovoltaikanlage auf den Dachflächen in Betrieb genommen, ergänzt durch einen 40-Kilowatt-Stunden-Speicher. "Wir hätten Dächer für eine 200 Kilowatt-Peak-Leistung", führt Lerchbaum aus. Ein Ausbau sei derzeit jedoch nicht sinnvoll, da aufgrund der Netzleistung lediglich 27 Kilowatt eingespeist werden dürfen.

Netzausbau in die Höhe gefordert

Das Problem sieht auch Kammerobmann Andreas Steinegger und fordert einen offensiven Ausbau des Stromnetzes – und zwar auch in die Höhe. Würden es die Netzleistung und die Netzzugangskosten zulassen, könnten steirische Landwirte künftig noch mehr zur Energiewende beitragen.

"Nicht auf fruchtbaren Ackerböden, sondern Sonnenstrom von Dächern, aus der landwirtschaftlichen Doppelnutzung mit Hühnern oder Schafen und von wenig produktiven Flächen auch auf steileren Hängen im Berggebiet."
Andreas Steinegger, Kammerobmann

Im Bezirk gebe es beispielsweise zahlreiche Schafweiden auf Grenzertragsböden, die sich für eine Doppelnutzung eignen würden, bestätigt auch Bezirksbäuerin Johanna Hafellner. "Wir können damit einen wichtigen Beitrag zur sicheren Strom- und Lebensmittelversorgung leisten", so Hafellner. Und das, während fruchtbare Böden der Lebensmittelproduktion vorbehalten bleiben.

Zur Information:

  • Im steirischen Berggebiet schlummere laut Andreas Steinegger ein Flächenpotenzial von mehr als 96.000 Hektar für Photovoltaikanlagen.

  • Der Vorteil: In höheren Lagen werde um 20 bis 25 Prozent mehr Sonnenstrom produziert als in Tälern.

  • Darüber hinaus könnte die steirische Landwirtschaft laut Kammerobmann Steinegger weitere 500 Hektar Dachflächen sofort für die Sonnenstromerzeugung beisteuern. Nach dem Vorbild der bäuerlichen Biomasse-Nahwärme-Anlagen, die aktuell bereits mehr als 120.000 steirische Haushalte mit CO2-neutraler Wärme versorgen, könnten so Dörfer und Ortschaften mit grünem Strom versorgt werden.
  • "Wir sind schon längst im Tun"

    Das Potenzial sei groß, doch auch jetzt werde bereits viel getan. "Allergisch" reagiert daher Christian Metschina, Vizepräsident des Österreichischen Biomasseverbandes und Energieexperte der Landwirtschaftskammer, mittlerweile auf Aussagen wie "Wir müssen endlich ins Tun kommen". "Wir müssen nicht erst ins Tun kommen, wir sind schon längst im Tun", kontert er. Die Land- und Forstwirtschaft liefere schon jetzt zehnmal mehr erneuerbare Energie ins Netz ein, als sie selber benötigt.

    "Ohne Energieträger aus Land- und Forstwirtschaft würde der Erneuerbaren-Anteil im heimischen Energiesystem nicht bei 31 Prozent, sondern bei nicht einmal 16 Prozent liegen."
    Christian Metschina, Vizepräsident des Österreichischen Biomasseverbandes und Energieexperte der Landwirtschaftskammer

    Thomas Lerchbaum tüftelt mit Leidenschaft an der Entwicklung intelligenter Lösungen für den eigenen Betrieb. Großes Potenzial sieht er im Energiemanagement.  | Foto: RegionalMedien Steiermark
    • Thomas Lerchbaum tüftelt mit Leidenschaft an der Entwicklung intelligenter Lösungen für den eigenen Betrieb. Großes Potenzial sieht er im Energiemanagement.
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    Die Treiber sind Landwirte wie Thomas Lerchbaum, von dessen Sorte es im Bezirk Leoben noch einige weitere gibt. Sie setzen beim Melken, Kühlen, Füttern und Reinigen schon jetzt auf Sonnenstrom aus Photovoltaik oder befinden sich in den Startlöchern, um Ortskerne als regionale Energiedienstleister mit grünem Strom zu versorgen. "Ich möchte mich mit meinem eigenen Betrieb noch weiterentwickeln", sagt der Mauterner, der noch lange nicht am Ziel ist. Insbesondere im Energiemanagement sieht Lerchbaum, der mit Leidenschaft an intelligenten Lösungen tüftelt, großes Potenzial.

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