Hof in Mautern als Energiezentrale
Wenn der grüne Strom vom Landwirt kommt
Die Landwirtschaft benötigt ohne Zweifel viel Energie, gleichzeitig spielt sie auch in der Energieerzeugung eine zentrale Rolle. Ein Gespräch am Hof von und mit Thomas Lerchbaum in Mautern verdeutlichte, welches Potenzial die steirischen Landwirtinnen und Landwirte als "Energieerzeuger" haben.
MAUTERN. "So wenig wie möglich von der Ölindustrie abhängig sein", lautet die Devise des Land-, Forst- und Energiewirts Thomas Lerchbaum. Der 31-Jährige betreibt am Grazerberg in Mautern einen biologisch bewirtschafteten Michviehbetrieb und setzt dabei seit rund 20 Jahren auf eine Hackschnitzelanlage. "Holz heizen wir, seit ich denken kann", erzählt der junge Bauer, der sich stark für die Themen erneuerbare Energien und Energieautarkie interessiert und auf seinem eigenen Hof bereits wichtige Schritte in Richtung Selbstversorgung gesetzt hat. Im Rahmen eines Pressegesprächs, das anlässlich der Woche der Landwirtschaft stattfand, gewährte Lerchbaum Einblick in seine Vision von der grünen Energie vom Bauernhof.
Neben der Hackschnitzelanlage setzt der Landwirt auch bei der Stromerzeugung auf "grüne" Energie und zwar durch die Sonne. Im Mai des vergangenen Jahres wurden hierzu eine 40-Kilowatt-Peak-Photovoltaikanlage auf den Dachflächen in Betrieb genommen, ergänzt durch einen 40-Kilowatt-Stunden-Speicher. "Wir hätten Dächer für eine 200 Kilowatt-Peak-Leistung", führt Lerchbaum aus. Ein Ausbau sei derzeit jedoch nicht sinnvoll, da aufgrund der Netzleistung lediglich 27 Kilowatt eingespeist werden dürfen.
Netzausbau in die Höhe gefordert
Das Problem sieht auch Kammerobmann Andreas Steinegger und fordert einen offensiven Ausbau des Stromnetzes – und zwar auch in die Höhe. Würden es die Netzleistung und die Netzzugangskosten zulassen, könnten steirische Landwirte künftig noch mehr zur Energiewende beitragen.
"Nicht auf fruchtbaren Ackerböden, sondern Sonnenstrom von Dächern, aus der landwirtschaftlichen Doppelnutzung mit Hühnern oder Schafen und von wenig produktiven Flächen auch auf steileren Hängen im Berggebiet."
Andreas Steinegger, Kammerobmann
Im Bezirk gebe es beispielsweise zahlreiche Schafweiden auf Grenzertragsböden, die sich für eine Doppelnutzung eignen würden, bestätigt auch Bezirksbäuerin Johanna Hafellner. "Wir können damit einen wichtigen Beitrag zur sicheren Strom- und Lebensmittelversorgung leisten", so Hafellner. Und das, während fruchtbare Böden der Lebensmittelproduktion vorbehalten bleiben.
"Wir sind schon längst im Tun"
Das Potenzial sei groß, doch auch jetzt werde bereits viel getan. "Allergisch" reagiert daher Christian Metschina, Vizepräsident des Österreichischen Biomasseverbandes und Energieexperte der Landwirtschaftskammer, mittlerweile auf Aussagen wie "Wir müssen endlich ins Tun kommen". "Wir müssen nicht erst ins Tun kommen, wir sind schon längst im Tun", kontert er. Die Land- und Forstwirtschaft liefere schon jetzt zehnmal mehr erneuerbare Energie ins Netz ein, als sie selber benötigt.
"Ohne Energieträger aus Land- und Forstwirtschaft würde der Erneuerbaren-Anteil im heimischen Energiesystem nicht bei 31 Prozent, sondern bei nicht einmal 16 Prozent liegen."
Christian Metschina, Vizepräsident des Österreichischen Biomasseverbandes und Energieexperte der Landwirtschaftskammer
Die Treiber sind Landwirte wie Thomas Lerchbaum, von dessen Sorte es im Bezirk Leoben noch einige weitere gibt. Sie setzen beim Melken, Kühlen, Füttern und Reinigen schon jetzt auf Sonnenstrom aus Photovoltaik oder befinden sich in den Startlöchern, um Ortskerne als regionale Energiedienstleister mit grünem Strom zu versorgen. "Ich möchte mich mit meinem eigenen Betrieb noch weiterentwickeln", sagt der Mauterner, der noch lange nicht am Ziel ist. Insbesondere im Energiemanagement sieht Lerchbaum, der mit Leidenschaft an intelligenten Lösungen tüftelt, großes Potenzial.
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